TSA aus Wiener Neudorf

Elektrisierende Pläne auf Schiene und Straße

Wirtschaft
01.06.2024 08:00

Der weltweite Ausbau der Öffi-Netze dürfte das Geschäft der TSA-Gruppe aus Wiener Neudorf weiter antreiben. Derzeit produziert man in Wien und Indien insgesamt 10.000 E-Motoren jährlich. Bei elektrischen Bussen will Chef Robert Tencl den Turbo zünden.

Traktionssysteme Austria – hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich der Wiener Neudorfer Weltmarktführer für Antriebssystemen von Schienenfahrzeugen: „In 68 Ländern fahren Fahrzeuge mit unseren Motoren“, so Geschäftsführer Robert Tencl. Hinsichtlich der kommenden Fußball-EM fahren in allen Teilnehmerländern außer Albanien Züge mit TSA-Technologie. 10.000 Stück verlassen jährlich die Fabrik in der Nähe von Wien. Heuer sind 200 Millionen Euro Umsatz das Ziel. Mit 10.000 Motoren pro Jahr ist die niederösterreichische Firma Weltmarktführer.

Indien ist ein riesiger Markt
Und rund ein Viertel des Geschäfts macht TSA dabei bereits in Indien. „Wir arbeiten dort mit einem Partner zusammen, das ist essenziell für den Einstieg in den dortigen Markt“, so Tencl über das Joint Venture.

Robert Tencl, Geschäftsführer und Gesellschafter: „Wir sind in 68 Ländern vertreten.“ (Bild: TSA)
Robert Tencl, Geschäftsführer und Gesellschafter: „Wir sind in 68 Ländern vertreten.“

Das Wachstum ist in dieser Region sehr stark, der Aufholbedarf noch sehr groß, die Bedeutung hat in den vergangenen Jahren zugenommen, die Regierung treibt dort den Bahnausbau voran. In Indien hat TSA auch eine Produktion mit mehreren hundert Mitarbeitern, die allerdings nur den dortigen Markt bedient.

Motoren außerhalb Europas in Ostasien, Afrika und den USA im Einsatz
Zudem ist die TSA etwa in Taiwan vertreten, aber auch in Australien und Neuseeland sowie Südafrika oder Brasilien. „Unsere Motoren sind auf allen fünf Kontinenten im Einsatz“, so Tencl. Derzeit wird auch die Straßenbahnflotte in Boston erneuert, TSA liefert rund 1600 Einzelmotoren, die als Doppelmotor zum Einsatz kommen. In den Staaten ist man mit ein paar Mitarbeitern sogar selbst direkt vor Ort.

Bei bussen und anderen Straßenfahrzeugen rechnet TSA mit einem starken Wachstum, da möglichst viel elektrifiziert wird. (Bild: Solaris)
Bei bussen und anderen Straßenfahrzeugen rechnet TSA mit einem starken Wachstum, da möglichst viel elektrifiziert wird.

In Mailand konnte man heuer einen Auftrag gewinnen für 736 Motoren, die 46 neue U-Bahnzüge antreiben sollen. Seit 2022 sind dort bereits die Motoren in den Straßenbahnen im Einsatz, nun wurde nachbestellt. Gebaut werden die Schienenfahrzeuge von Stadler Rail, der Schweizer Produzent ist der größte Kunde. Auch in Wien kommen in die neuen Doppeldeckerjets der ÖBB TSA-Antriebe, auch in die CAT-Züge. In Berlin konnte man einen großen Auftrag an Land ziehen. Die modernen U-Bahn-Garnituren wurden Anfang des heurigen Jahres in Betrieb genommen. In Wien sind die Antriebssysteme ebenfalls in der U-Bahn verbaut, auch mit dem französischen Hersteller Alstom arbeitet die Wiener Neudorfer Firma zusammen, diese produzieren die Wiener „Bims“. In Spanien rasen zudem die Hochgeschwindigkeitszüge der Renfre mit TSA-Motoren. Die meisten Motoren sind übrigens in den Moskauer U-Bahnen verbaut, seit Kriegsbeginn 2022 liegen hier aber die Geschäftsbeziehungen aber komplett auf Eis.

So sieht ein eher kleiner Motor in einer Straßenbahn aus. (Bild: TSA)
So sieht ein eher kleiner Motor in einer Straßenbahn aus.

Anzahl der Motoren soll um die Hälfte steigen
Da jedes Schienenfahrzeug anders ist, werden die Motoren nur nach Auftrag und individuell gefertigt, es gibt kein Lager. „Wir sind weltweit einzigartig, was die Spezialisierung betrifft. Große Industriekonzerne bauen ebenfalls Motoren für Schienenfahrzeuge, aber sie sehen das als ein Geschäftsfeld von vielen“, so Tencl. Für die Zukunft hat er klare Wachstumsziele: „Bis 2030 wollen wir uns von 10.000 auf 15.000 Motoren steigern“. Der Umsatz soll um 20 bis 30 Prozent steigern. Ein neues Feld sind E-Motoren für Busse. „Der Megatrend der Elektrifizierung kommt uns sehr zu Gute“, so Tencl.

Derzeit machen die Busse noch nur rund 5 Prozent aus, der Anteil soll aber nach oben klettern, in den USA sind die Motoren auch für „Defense“-Farzeuge in Verwendung. Mengenmäßig werden dadurch die Absatzzahlen jedenfalls nach oben gehen. Tencl rechnet damit, dass das Geschäft mit Bussen in den nächsten Jahren doppelt so stark steigen wird, wie jenes der Züge.

Geschäftsführer ist selbst Miteigentümer
Produziert wird in Wiener Neudorf, von dort aus verlassen alle Produkte die Fabrik. Mit 440 Mitarbeitern sind auch die meisten hier im Einsatz. Zugeliefert wird aus Bosnien, wo sehr arbeitsintensive Aufgaben angesiedelt sind.  „Die Entwicklung der Technologie findet aber in Wiener Neudorf statt“, betont Tencl. Er ist mit 15 Prozent selbst beteiligt. Der Rest entfällt seit 2020 auf Voith (37 Prozent) und die Schweizer PCS Holding (48 Prozent). 

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