Die Einsatzkräfte in Vorarlberg haben eine ereignisreiche Nacht hinter sich. Aufgrund des Starkregens mussten sie bislang 210 Mal ausrücken. Besonders an der Leiblach war die Situation zeitweilig brenzlig. In Hörbranz entging man nur knapp der Evakuierung mehrerer Wohnhäuser. Mittlerweile hat sich die Situation entspannt.
Überflutete Keller und Unterführungen, Erdrutsche, blockierte Straßen – die immensen Niederschlagsmengen haben in Vorarlberg ihre Spuren hinterlassen. Von einem Katastrophenszenario kann allerdings keine Rede sein.
Nächtliche Entwarnung
Bange Stunden durchlebten vor allem jene, die in unmittelbarer Nähre zur Leiblach leben. Der deutsch-österreichische Grenzfluss wies teils einen Pegelstand auf, der einem 100- bis 300-jährigen Hochwasser entspricht. In der Nacht auf Sonntag gab es sogar Überlegungen, jene Häuser, die in der Nähe des Hörbranzer Sportplatzes liegen, zu evakuieren – in der örtlichen Turnhalle war bereits ein Notquartier mit Schlafplätzen eingerichtet worden.
Mit Nachlassen der Regenfälle gegen 3 Uhr sank dann aber der Leiblach-Pegel innerhalb einer Stunde um rund einen Meter, folglich konnte Entwarnung gegeben werden. Was nicht zuletzt dem Einsatz der Feuerwehr zu verdanken war: Mittels zweier Hochleistungspumpen wurde das Wasser abgepumpt, welches sich auf dem Sportplatz angesammelt hatte, zudem verhinderten Barrieren aus Sandsäcken, dass das Wasser in die umliegenden Häuser eindringen konnte.
Leistungsstarke Infrastruktur, verlässliche und kompetente Feuerwehren
Von der Rettungs- und Feuerwehrleitzentrale wurden seit Einsetzen des Starkregens bislang rund 210 Einsätze gezählt, wobei rund 90 Prozent auf den Bezirk Bregenz und dort insbesondere auf das Leiblachtal entfielen. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass Vorarlberg sehr gut für derartige Extremwetterereignisse gerüstet ist. Das liegt vor allem an zwei Gründen: Zum einen an der gut ausgebauten Infrastruktur, wobei zuvorderst das leistungsstarke und exzellent gewartete Kanalisationsnetz zu nennen ist.
Und zum anderen kann man sich im Ländle auf die freiwilligen Feuerwehren verlassen. Es war beeindruckend, wie schnell an den Hotspots im Leiblachtal reagiert worden ist: Frühzeitig wurden Kräfte und Material aus anderen Gemeinden im Vorarlberger Unterland angefordert, gemeinsam hat man dann Sandsäcke verlegt, künstliche Barrikaden errichtet und Pumpen aufgestellt – da griff ein Rädchen ins andere, die linke Hand wusste, was die rechte tut. Kurz: Auch dank einer ausgezeichneten Organisationsstruktur agieren die Vorarlberger Feuerwehren in einer Notlage als organisches Ganzes. Lobend erwähnt werden muss zudem die Krisenkommunikation: Über die Homepage des Landes waren alle nötigen Informationen quasi in Echtzeit abrufbar, die zuständigen Stellen kommunizierten sachlich und präzise, ohne auch nur eine Spur von Panik zu verbreiten.
Im angrenzenden Deutschland war die Lage schlimmer
Wie gut der Katastrophenschutz in Vorarlberg aufgestellt ist, zeigt sich auch im Vergleich mit dem angrenzenden süddeutschen Raum: Obwohl im Leiblachtal und im Bregenzerwald mit die höchsten Niederschlagsmengen im Großraum gemessen wurden, waren die Folgen weit weniger drastisch als in den angrenzenden deutschen Regionen. Im nur 30 Kilometer von der Vorarlberger Grenzen entfernten Meckenbeuren etwa wurden 1300 Menschen dazu aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Im direkt angrenzenden Landkreis Lindau mussten ebenfalls mehrere Häuser evakuiert werden, zudem waren Teile des Kanalisationsnetzes mit den Regenmengen zeitweise komplett überfordert.
Niederschläge im ganzen Land
Vom Starkregen betroffen war nicht nur die Bodenseeregion, sondern das gesamte Land. In den meisten Fällen mussten die Feuerwehren überflutete Keller, Unterführungen und Tiefgaragen auspumpen. Auch kleinere Rutschungen oder Muren sind abgegangen - unter anderem hat ein Erdrutsch in Alberschwende eine Nebenstraße verlegt.
Obwohl es auch in den kommenden Stunden noch regnen wird, sollte sich die Lage in Vorarlberg zunehmend entspannen. Auch die vorsorgliche Teilsperrung der Rheinvorländer dürfte in den kommenden Stunden aufgehoben werden.
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