Nach 20 Jahren Pause

7500 Soldaten marschieren bei Mega-Übung auf

Steiermark
07.06.2024 06:00

Die Steiermark wird zwei Wochen lang zum „Kampf-Schauplatz“: Das Bundesheer veranstaltet mit „Schutzschild 24“ die größte Übung seit 20 Jahren, etwa 7500 Soldaten nehmen teil (das Militärkommando hat die ursprünglich angegebene Zahl von 6000 erhöht). Wo es knallen kann, welcher Tunnel beschützt wird und warum mitten in Graz ein Feldlager entsteht.

Es ist erst einige Jahre her, da stand das Bundesheer budgetär mit dem Rücken zur Wand, Übungen konnten nur auf Sparflamme durchgeführt werden. Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist alles anders: Milliarden werden investiert, und erstmals seit 20 Jahren findet wieder eine große, fast zwei Wochen dauernde Übung statt: die „Schutzschild 24“. 

Die Steiermark ist dabei Hauptschauplatz. Hier die wichtigsten Informationen:

Wann und wo findet die Übung statt?

Die Übung „Schutzschild 24“ beginnt am kommenden Montag (10. Juni) und dauert bis Freitag, 21. Juni. Sie findet in den Bundesländern Steiermark, Niederösterreich, Burgenland und Kärnten statt, wobei die Grüne Mark Hauptschauplatz sein wird.

Auch Spezialisten der ABC-Abwehr üben den Ernstfall. (Bild: BMLV/Paul Kulec)
Auch Spezialisten der ABC-Abwehr üben den Ernstfall.
Wo sind die steirischen Hauptstandorte?

Die Übung fokussiert sich auf die Bezirke Bruck-Mürzzuschlag, Leoben, Murtal und Graz. Konkrete Orte sind neben der Landeshauptstadt etwa St. Michael, Judenburg und Mürzzuschlag. Der Großteil der (Gefechts-)Übungen wird aber abseits von bewohntem Gebiet durchgeführt.

Wie viele Soldaten nehmen teil?

Mehr als 6000, darunter sind etwa 1000 Milizsoldaten und 1000 Grundwehrdiener. Der Steiermark stellt einen Großteil der Teilnehmenden (u.a. Jägerbataillon 18 aus St. Michael, ABC-Abwehrkompanie, Miliz-Jägerkompanie Deutschlandsberg). Aus dem Ausland stoßen Soldaten aus Deutschland, Schweden und Kroatien sowie Offiziersanwärter aus Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro dazu. 

„Schutzschild 24“

  • Am Manöver nehmen neben 7500 Soldaten auch 1150 Fahrzeuge des Bundesheeres teil, darunter sind 45 gepanzerte Kampf- und Gefechtsfahrzeuge.
  • Auch Drohnen, vier Flugzeuge und elf Hubschrauber stehen im Einsatz, darunter erstmals der neue, in Aigen stationierte Helikopter AW169 (Leonardo). Für den Fliegerhorst Zeltweg findet eine eigene Stabsübung statt.
  • Am Samstag, 15. Juni, gibt es in Lannach und Leoben Informationstage für die Bevölkerung (10 bis 15 Uhr). Dabei werden Fahrzeuge und Waffen präsentiert, und es gibt Kostproben aus der Feldküche.
Wo schlafen die Soldaten?

Primär natürlich in den Kasernen. Da dort der Platz in den Unterkunftsgebäuden aber beschränkt ist und das Übungsszenario so real wie möglich sein soll, werden auf militärischen Liegenschaften auch Feldlager errichtet. Eine große Zeltstadt entsteht etwa am Fußballplatz in der Grazer Belgierkaserne.

Die ersten Leonardo-Hubschrauber heben in Aigen im Ennstal ab. (Bild: zVG)
Die ersten Leonardo-Hubschrauber heben in Aigen im Ennstal ab.
Was wird die Bevölkerung bemerken?

Nun, es werden in der Steiermark keine Pandur-Panzer über die Straßen rollen, und auch schwere Geschütze kommen nicht zum Einsatz: Aber es kann zu Lärm durch Übungsmunition kommen (auch nachts). An den ersten und letzten beiden Tagen der Übung wird sich das Verlegen der Soldaten auch im Straßenbild bemerkbar machen, etwa auf den Autobahnen A2 und A9 sowie den Schnellstraßen S6, S35 und S36. Simulierte Überfälle auf Konvois finden aber natürlich nicht auf Autobahnen, sondern auf abgelegenen Nebenwegen statt.

Zitat Icon

Wir proben jene Szenarien, die uns bevorstehen, wenn wir uns gegen einen robusten Feind verteidigen müssen.

Militärkommandant Heinz Zöllner

Was ist die Übungsannahme?

Ein sogenannter „hybrider Angriff“ auf unser Land, der Feind agiert dabei nicht nur mit (verdeckten) Überfällen auf Konvois und Anschlägen auf kritische Infrastruktur, sondern auch mit Attacken im Cyberraum und Desinformationen. Wie die internationalen Ereignisse der vergangenen Jahre gezeigt haben, ist das eine durchaus realistische Bedrohung.

Was wird in der Steiermark geschützt?

Das Militärkommando nennt Staudämme, Umspannwerke, Tunnel und Verkehrsknotenpunkte –  um „Gefechtstourismus“ zu vermeiden, werden aber keine Details genannt. Bekannt ist aber, dass der Plabutschtunnel geschützt wird. 

Welche Zusatzübung gibt es?

Im nächsten Jahr ist Österreich wieder Teil der EU-Battlegroup, einer schnellen europäischen Eingreiftruppe, die für kurzfristige Einsätze bereitsteht. Das Bundesheer ist für die Logistik zuständig, 68 Soldaten des Versorgungsregiments 1 aus Gratkorn werden vorbereitet. Sie üben innerhalb der „Schutzschild 24“, im 2. Halbjahr dann nochmals in Deutschland.

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