Deutliche Unterschiede

EU-Wahl: So wurde in Ihrer Nachbarschaft gewählt

Politik
10.06.2024 10:42

Die EU-Wahl 2024 ist Geschichte! Was Demografen als blauen Erdrutschsieg ankündigten, war am Ende knapper als gedacht. Das hat vor allem mit dem Wählerverhalten in den Städten zu tun. Lesen Sie hier, wie in Ihrer Gemeinde abgestimmt wurde.

FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky darf sich freuen, er hat ein historisches Ergebnis für die Freiheitlichen eingefahren. Noch nie war es den Blauen gelungen, bei einer Bundeswahl die meisten Stimmen zu holen. Mit den knappen Abständen haben die Rechten allerdings nicht gerechnet.

Umfragen sahen die FPÖ vor dem Wahlsonntag konstant um die 30 Prozent. Jetzt wird klar: Zuverlässig waren diese Zahlen nicht. Nach aktuellem Stand liegt man hauchdünn vor der schwer angeschlagenen ÖVP, die knapp zehn Prozentpunkte im Vergleich zu 2019 eingebüßt hat. Wo die neuen Blau-Wähler herkamen, ist somit kein allzu großes Rätsel.

ÖVP verliert Wähler an Freiheitliche
Von den 1,3 Millionen türkisen Wählern aus dem Jahr 2019 entschieden sich rund 221.000 dieses Mal für Blau. Punkten konnte die FPÖ auch bei den Nichtwählern, von denen sie rund 100.000 Stimmen lukrierte, wie aus der Wählerstromanalyse von ORF/FORESIGHT hervorgeht.

Wie hat Ihr Nachbar gewählt?
Die Ergebnisse nach Bundesland

Wenn es bei der FPÖ derzeit in der Wählergunst eine Schwachstelle gibt, dann sind es die größeren Städte. Je mehr Einwohner, desto schlechter schneiden die Freiheitlichen ab. Von den Städten mit über 100.000 Einwohnern kam die FPÖ nur in der kleinsten über das Ergebnis im Bundesschnitt. In Klagenfurt holte man 27,4 Prozent, was einem Plus von knapp neun Prozentpunkten entsprach.

Die Ergebnisse im Detail: Wo die neuen Hochburgen liegen und wie in Österreich abgestimmt wurde, sehen Sie in der folgenden Grafik. Dabei können Sie zwischen der Bundesländer- und der Gemeindeansicht wechseln.

Wien – SPÖ mit Problemen
Mit 18,6 Prozent erzielte die FPÖ in Wien ein Plus von 4,2 Punkten. Während man in einzelnen Außenbezirken stark ist, speziell in Simmering mit 31,2 Prozent, haben die Freiheitlichen innerhalb des Gürtels wenig zu melden. Die SPÖ hat einen halben Prozentpunkt verloren und liegt damit weiter deutlich vor allen anderen Parteien. Die NEOS konnten mit 13,2 Prozent ein Plus von drei Prozent einfahren.

Oberösterreich – Blaue überholen Senior-Partner
Bei einer leicht überdurchschnittlichen Wahlbeteiligung von 57,3 Prozent wurden die Freiheitlichen in Oberösterreich mit 28,2 Prozent stärkste Kraft vor ihrem Senior-Regierungspartner ÖVP. Ein Blick auf die Gemeindeergebnisse zeigt eine weitgehend zwischen Blau und Schwarz aufgeteilte Karte. Die ÖVP konnte vor allem im Mühlviertel punkten, die FPÖ im Inn- und Hausruckviertel, in der Pyhrn-Region, aber auch im Zentralraum. Die SPÖ errang in den Statutarstädten Linz und Steyr die Mehrheit.

Steiermark – ÖVP mit herber Schlappe
ÖVP (25,5 Prozent) und SPÖ (20,6 Prozent) haben in der Grünen Mark herbe Schlappen erlitten. ÖVP-Landeshauptmann Christopher Drexler war bemüht, zu betonen, dass es sich um die EU- und nicht um die Landtagswahl gehandelt habe. Der FPÖ (28 Prozent) haben die bisherigen Kalamitäten – Stichwort FPÖ-Finanzaffäre und Ermittlungen gegen Landesspitzen – offenbar überhaupt nicht geschadet. Sie ist klar auf Platz eins.

Tirol – Geringe Wahlbeteiligung im Alpenland
In Tirol hat die ÖVP (30 Prozent) bei der EU-Wahl zwar ein sattes Minus eingefahren, ist aber vor der FPÖ geblieben. Enttäuschend die Beteiligung an dem europäischen Urnengang: 249.790 Wahlberechtigte bzw. 46,17 Prozent gaben nach vorläufigem Ergebnis ihre Stimme ab. Damit wurde die bereits – verglichen mit der Bundesebene und anderen Bundesländern – niedrige Wahlbeteiligung aus dem Jahr 2019 von 53,24 Prozent noch einmal unterboten.

Vorarlberg – NEOS 82 Stimmen vor Grünen
Die Vorarlberger ÖVP hat bei der EU-Wahl am Sonntag im Vergleich zu 2019 zwar 8,8 Prozentpunkte eingebüßt, die Volkspartei blieb mit 26,8 Prozent Stimmenanteil aber deutlich stärkste Kraft. Die FPÖ belegte mit 23 Prozent (2019: 14,8) den zweiten Platz. Die NEOS schafften mit 82 Stimmen Vorsprung vorläufig den dritten Platz vor den Grünen (beide 15,3 Prozent), der SPÖ blieb trotz einer Verbesserung auf 14,4 Prozent wie 2019 (13,4 Prozent) nur der fünfte Platz.

Salzburg – ÖVP verliert und gewinnt
Im Bundesland Salzburg hat die ÖVP bei der EU-Wahl am Sonntag zwar Verluste eingefahren, mit 29,7 Prozent aber Platz eins doch ganz klar gehalten. Die FPÖ stieg mit 24,6 Prozent zur zweitstärksten Kraft auf und überholte die SPÖ, die es am Sonntag auf 20,6 Prozent schaffte. Mit leichten Verlusten auf 10,4 Prozent verteidigten die Grünen den vierten Platz vor den NEOS (8,2 Prozent). 

Kärnten – Süden Österreichs tiefblau
Die EU-Wahl 2024 hat Österreichs südlichstes Bundesland Kärnten wieder tiefblau eingefärbt. 33,5 Prozent aller Stimmen entfielen dort auf die FPÖ, es ist damit mit Abstand das beste Bundesland-Ergebnis der Freiheitlichen. Ein Plus von 11,92 Prozentpunkten bedeuteten für die FPÖ in Kärnten auch den größten prozentuellen Stimmenzuwachs im Bundesländervergleich.

Burgenland – SPÖ knapp vorne
Die SPÖ Burgenland (29,9 Prozent) hat sich am Sonntagabend über den ersten Platz im Burgenland gefreut. Ein Seitenhieb auf schwächelnde Genossen durfte dabei nicht fehlen: Auch bundesweit habe man damit das beste Ergebnis für die SPÖ erzielt, so Landesgeschäftsführerin Jasmin Puchwein. Die ÖVP (28 Prozent) hat herbe Verluste eingefahren und landete auf Platz zwei. Doch auch hier befindet sich die FPÖ (25,2 Prozent) mit einem Plus von 7,6 Prozentpunkten auf dem Vormarsch.

Niederösterreich – FPÖ holt immer weiter auf
VP-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka nannte die starken Einbußen „bitter“, erkannte aber auch eine „gute Basis“ und die „riesige Chance“, das im Herbst schon wiedergutzumachen. Gerade in Niederösterreich werden die Verluste deutlich sichtbar. Die Volkspartei verweist die Konkurrenz zwar auf ihre Plätze, verlor aber gleichzeitig knapp elf Prozentpunkte. Vor allem im Osten war die FPÖ bereits stimmenstärkste Partei.

Insgesamt steht die Freiheitliche Partei damit als Wahlsieger fest. „Die FPÖ hat bewiesen, dass sie Erster werden kann“, kommentierte „Krone“-Chefredakteur Klaus Herrmann das Ergebnis. Die ÖVP hätte im Gegensatz zur SPÖ gezeigt, dass sie noch immer im Kanzlerrennen ist. Die Stimmen der Österreicherinnen und Österreicher veranschaulichen: Die anstehende Nationalratswahl könnte wohl kaum spannender werden!

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