Mit der EU-Wahl wurden die Karten in der Innenpolitik neu gemischt. Bis Sonntag galt die Freiheitlichen unter Herbert Kickl aufgrund der stabilen Umfragewerte als Favoriten für den ersten Platz. Das hat sich nun aber geändert. Die ÖVP ist auf Augenhöhe. Damit ist das Duell um das Kanzleramt eröffnet. Die „Krone“ blickt für Sie voraus.
Die ÖVP hat offensichtlich von den schlechten Prognosen für die EU-Wahl – es wurden ihr teils unter 20 Prozent vorausgesagt – profitiert. Sie ist trotz des fast zweistelligen Minus mit 24,52 Prozent sehr knapp an die FPÖ (25,36%) herangekommen. Das Ergebnis hat die Türkisen selbst überrascht. Sie nahmen es aber dankend auf und riefen gleich das Kanzlerduell aus.
Das Ziel „in Reichweite“
„Platz eins ist nicht nur in Reichweite, wir sind gar nicht so weit weg“, sagte Generalsekretär Christian Stocker am Tag nach der Wahl. Er sieht gute Voraussetzungen für die Nationalratswahlen. „Wir haben bewiesen, dass wir kämpfen können und auch kämpfen werden.“ Das Wahlergebnis habe auch gezeigt, „dass das, was von Meinungsumfragen gemessen wird, mit Vorsicht zu genießen ist“.
Die FPÖ sei teils mit über 30 Prozent ausgewiesen worden, während die ÖVP regelmäßig um die 20 Prozent erst auf Platz drei aufgeschienen sei. Nun liege man praktisch Kopf an Kopf an der Spitze und sei laut vorläufigem Endergebnis inklusive Wahlkarten nur um 0,84 Prozentpunkte getrennt.
Thematisch wird die Volkspartei bei der Nationalratswahl auf Leistung, Familie, Sicherheit und den Kampf gegen illegale Migration setzen. „Das Rennen ist offen, die Aufholjagd eröffnet, der Abstand alles andere als groß. Wir gehen davon aus, dass im Herbst der Bundeskanzler wieder Karl Nehammer heißt“, so Stocker.
Die schwarze Strategie
Die Strategie der ÖVP für den Wahlkampf: „Es muss um die Person gehen. Hier haben wir einen klaren Vorteil gegenüber der FPÖ“, sagt ein Parteistratege im Gespräch mit der „Krone“. Ähnlich formuliert es auch Stocker. Die ÖVP werde mit Nehammer an der Spitze ins Rennen um den ersten Platz gegen Herbert Kickl gehen.
SPÖ-Chef Andreas Babler will die ÖVP außen vor lassen. „Ich sehe nach diesem Wahlergebnis Andreas Babler nicht im Rennen um den Bundeskanzler. Die SPÖ ist weit unter den Erwartungen geblieben, das ist aber nicht unser Problem“, so Stocker.
Gar kein Problem mit den EU-Wahlergebnissen hat erwartungsgemäß die FPÖ. Unweit der schwarzen Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse feierte die Freiheitlichen am Wahlsonntag bis in den blauen Montag hinein. „Das Duell ist nach der EU-Wahl immer noch dasselbe. Wir Freiheitliche gegen die Einheitspartei. Wir werden den eingeschlagenen Weg weitergehen, auf Glaubwürdigkeit und unsere Verbindung zur Bevölkerung setzen“, erklärte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz gegenüber der „Krone“.
Wir werden nichts verändern und unseren Weg weitergehen!
FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz
Noch keine Gremiensitzungen
Thematisch, aber auch personell wollen sich Kickl und Co. noch nicht in die Karten schauen lassen. Beschlossen werden muss, wie im Übrigen auch bei der ÖVP, noch die Bundesliste. Für diese Woche seien laut Schnedlitz jedoch noch keine Gremiensitzungen mit entsprechenden Entscheidungen zu erwarten.
Auch auf Wahlprogramme wird man daher zumindest noch etwas warten müssen. Am Samstag will und wird sich die blaue Führungsriege dafür jedenfalls gleich noch einmal auf die Nationalratswahlen einpeitschen. Dann steigt der Landesparteitag der FPÖ in Niederösterreich ...
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