Kein Rechtsruck

EU-Wahl: Innsbruck stellt Ergebnis auf den Kopf

Tirol
11.06.2024 11:00

Das bundesweite Ranking bei der EU-Wahl wurde in der Landeshauptstadt auf den Kopf gestellt: Platz Eins für SPÖ, Grüne Zweiter, für Dominator FPÖ reichte es nur für Rang vier. Die ÖVP verliert die Hälfte ihrer Stimmen von 2019.

Ein roter Lichtblick, der den Genossen in Wien vielleicht gar nicht auffällt, weil sie andere, gravierendere Probleme haben: Das ist das Wahlergebnis für die SPÖ in Innsbruck. Trotz gesunkener Wahlbeteiligung (von 59,7% im Jahr 2019 auf nunmehr 52%) konnten sie ihren Anteil fast auf die Stimme genau halten: 9995 Stimmen waren es 2019, diesmal genau 100 weniger. Prozentuell steht aber unter dem Strich ein Plus von 4% zu Buche – und damit Platz 1 mit 23,51% der Stimmen, deutlich über dem Landesergebnis von 17,98%.

Grund zur Freude kann auch die FPÖ haben, die ebenfalls um 4% zulegte. Zufrieden kann sie aber nicht sein mit 18,13% insgesamt in Innsbruck, wenn es tirolweit fast 24% waren.

Symbolbild. (Bild: P. Huber)
Symbolbild.

 Koalition VP und Grüne in Innsbruck abgestraft
Zufrieden könnten auch die Neos sein, wenn sie bei der Wahl im April nicht aus dem Gemeinderat geflogen wären. Sie steigerten sich von 11 auf 13,5% (plus 2,49%). Die KPÖ, die auch 2019 angetreten war, erreichte 4,44% oder 1869 Stimmen. Was aber nur ein müder Abklatsch dessen ist, was bei der GR-Wahl geboten wurde, als ALI und KPÖ zusammen fast 7000 Stimmen lukrierten. Womit wir bei jenen Parteien angelangt wären, bei denen ein tiefrotes Minus vor dem Ergebnis steht. Da wären in erster Linie die Grünen zu nennen. 2019 noch auf Augenhöhe mit dem damaligen strahlenden Wahlsieger ÖVP (26 zu 26,95%), gingen diesmal 5176 Stimmen für sie verloren. Fast so schlimm wie bei der Kanzlerpartei selbst: Hier waren es knapp 6000.

Blick vom Stadtturm auf die Innsbrucker Altstadt. (Bild: Manuel Schwaiger)
Blick vom Stadtturm auf die Innsbrucker Altstadt.

Schwarz-Grün im Bund: In Innsbruck abgestraft 
Die Koalitionspartner auf Bundesebene VP und Grüne waren in Innsbruck also jene, die abgestraft wurden – und somit die einzigen mit einem Minus vor dem Ergebnis. Die Landespartei ÖVP blickt darüber aber freundlich hinweg. Freude über Platz eins in Tirol überwiegt. Und darüber, die FPÖ prozentuell am weitesten aller Bundesländer auf Abstand gehalten zu haben. Doch 18,72% für die Schwarzen sind eine bittere Pille, die erst einmal verdaut werden muss. Ging doch von einst fast 14.000 Stimmen fast die Hälfte verloren.

Dass die Volkspartei in urbanen Räumen oft ein Problem hat, zeigt sich auch an den Ergebnissen der Bezirkshauptstädte. Hier sticht Kitzbühel heraus, wo nach einem Minus von 17,24% aber immer noch 31,7% für die VP übrig sind.

„Krone“-Kommentar
EU-Themen schlagen in der Stadt auf

Innsbruck hat wieder gewählt – und im Wesentlichen das Ergebnis der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl im April bestätigt. Seit damals gibt es im Innsbrucker Gemeinderat eine tiefrot-rot-grüne Phalanx, die auf 19 Mandate von 40 kommt, also fast die Hälfte – ohne die Bürgermeisterfraktion JA wohlgemerkt. Bei der EU-Wahl erreichten SPÖ, Grüne und Kommunisten 47,4 Prozent. Der europaweit zu beobachtende Rechtsruck fand also in Innsbruck nicht statt.

Und noch eine Besonderheit zeigt sich in Innsbruck: Entgegen dem Bundestrend stagniert die SPÖ hier nicht, sondern legt um 4% zu und wird sogar stimmenstärkste Partei. Wohl auch auf Kosten der KPÖ. Was bedeuten diese Entwicklungen nun? Die Parteistrategen von ÖVP und FPÖ müssen alarmiert sein. Es gelingt offenbar nicht, im urbanen Raum die PS, die im Land zweifellos vorhandenen sind, auf den Boden zu bringen.

Die Blauen dümpeln in Innsbruck bei 18,13%, die Schwarzen bei 18,7%. Sicher ist der Vergleich von EU- und sonstigen Wahlen wie jener von Äpfeln und Birnen. Aber von den EU-relevanten Themen (Sicherheit, etc.) kann sich Innsbruck nicht abkoppeln. Sie werden auch hier aufschlagen.

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