Skurrile Ergebnisse

Grün- und Blau-Wähler Tür an Tür in Favoriten

Wien
11.06.2024 06:00

Abgesehen vom Wahlsieg der Freiheitlichen hat die EU-Wahl auch andere, teils skurrile Ergebnisse zutage gebracht. So wohnen just am Viktor-Adler-Markt, wo die FPÖ gerne ihre Wahlkampffeiern abhält, Blau- und Grün-Wähler Tür an Tür. Die SPÖ sieht sich besonders in ihren einstigen Hochburgen von FPÖ-dominierten Sprengeln umzingelt ...

DIE blaue Hochburg am Wochenende war allerdings ganz weit im Westen Österreichs, nämlich in Spiss in Tirol. Nirgendwo sonst hat die FPÖ besser abgeschnitten. Die Blauen erreichten 70 Prozent – ein Plus von 60 Prozentpunkten. 

Ausgerechnet am Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten, wo die FPÖ traditionell ihre Wahlkampfabschlüsse begeht, musste man sich aber den Grünen geschlagen geben. 

Die FPÖ feierte ihren Wahlsieg – doch in den großen Städten konnten die Blauen nicht vollends überzeugen. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Die FPÖ feierte ihren Wahlsieg – doch in den großen Städten konnten die Blauen nicht vollends überzeugen.

Blaue schwächeln in den Städten
Federn lassen mussten die Blauen generell in den großen Städten – wo man eigentlich mit dem Lieblingsthema der Freiheitlichen, nämlich der Migrationsproblematik, am meisten konfrontiert ist. 

Mit 18,6 Prozent erzielte die FPÖ in Wien gerade einmal ein Plus von 4,2 Prozentpunkten. Während man in einzelnen Außenbezirken stark ist, speziell in Simmering mit 31,2 Prozent, haben die Freiheitlichen innerhalb des Gürtels wenig zu melden. In den Bezirken sechs bis neun reichte es nur zu Platz fünf, ebenso im ersten, dritten, vierten, und in den eher bürgerlichen Bezirken 13, 17, 18. und 19. Das sind immerhin elf der 23 Wiener Gemeindebezirke.

Insgesamt noch hinter dem Wiener Ergebnis blieb man in Österreichs zweitgrößter Stadt Graz, wo sich nur 17,3 Prozent für die Freiheitlichen erwärmen konnten.

Wien bleibt rote Bastion – aber mit Farbklecksen
Die SPÖ könnte sich in den Großstädten weiterhin behaupten. Wien bleibt nach wie vor die rote Bastion, auch wenn man nicht den absoluten Status wie früher hat. 

In manchen Grätzeln gibt es sogar echte Überraschungen. So findet sich in der Donaustadt erstmals ein pinker Farbklecks. In Sprengel 156, an der oberen Alten Donau, wurden die NEOS mit 25,4 Prozent stimmenstärkste Partei.

Pinker Farbtupfer im roten Meer: An der Alten Donau holten die NEOS Platz 1. Auch durch AK-Mann Fritz Grams. (Bild: stock.adobe.com)
Pinker Farbtupfer im roten Meer: An der Alten Donau holten die NEOS Platz 1. Auch durch AK-Mann Fritz Grams.

Die Gegend ist von Einfamilienhäusern geprägt, die teils direkt am Ufer der Alten Donau liegen. Mögliche Erklärungen für den NEOS-Erfolg: Anfang des Jahres wurde die Bezirksarbeit umgestellt. Man sei noch aktiver in den Bezirken unterwegs, heißt es dazu vom pinken Juniorpartner.

Bei den NEOS im 22. Bezirk ist zudem Fritz Grams aktiv. Er war pinker Spitzenkandidat bei der AK-Wahl. Seine intensive Werbetätigkeit soll sich am Sonntag ausgezahlt haben.

Autofreie Siedlung wählt Ökopartei zur Nummer 1
Ein grünes Biotop gibt es in Floridsdorf. In der autofreien Mustersiedlung Nordmanngasse am Donaufeld haben die Grünen mit 133 Stimmen die SPÖ überholt (130 Stimmen). Das Besondere an der Wohnhausanlage? Die Bewohner der 244 Mietwohnungen verpflichteten sich mit Unterzeichnung des Mietvertrages dazu, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Im Gemeindebau Schlingerhof am Floridsdorfer Markt räumte hingegen die FPÖ ab und holte sich mit 50,7 Prozent sogar die absolute Mehrheit.

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