Ai Weiwei ist weltweit ein Star-Künstler. Er ist in Bad Ischl zu Gast und eine umfassende Ausstellung im Kaiserpark, im Sisi-Schlössl und in den kaiserlichen Stallungen bietet einen Überblick über sein Schaffen in den letzten 15 Jahren. Mit der „Krone“ plaudert er über Tee, Krieg und die Zutaten für seine Kunst.
Der Tee schmeckt ihm nicht, der kann natürlich mit chinesischer Qualität nicht mithalten. Aber auf lokale Speisen ist er schon sehr gespannt. Drei Tage bleibt Ai Weiwei in Bad Ischl, er ist einer der prominentesten Künstler der Welt. Im Hubertushof plaudert der chinesische Star, zugleich China-Kritiker und Menschenrechtsaktivist, mit der „Krone“ über Kunst in Zeiten von Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten. Was kann Kunst denn da noch tun?
Kunst und Menschlichkeit
„Nur weinen und ein bisschen Lärm machen“, sagt Ai Weiwei. „Aber niemand will es hören, das hat auch mit Social Media zu tun. Aber wir alle beginnen an der Menschlichkeit zu zweifeln, daran, was Zivilisation ist, wohin die Menschheit geht.“
Begegnung der Kulturen
Wege der Menschheit rückt nun auch die großräumig angelegte Werkpräsentation des bedeutenden Künstlers mit dem Titel „Transcending Borders. Dialog mit der Hallstattkultur“ im Kaiserpark in Ischl ins Zentrum.
Arbeiterhelm trifft auf Salz-Pickel aus Hallstatt
Zu sehen sind insgesamt 42 Werke. Es gibt Installationen unter freiem Himmel, wie Köpfe der Tierkreiszeichen beim Springbrunnen. Eindrucksvoll ist die Rekonstruktion eines 400 Jahre alten Pfosten-Hauses aus China.
Kunst verteidigt Menschlichkeit. Für mich ist Kunst ein Teil, wie sich der Mensch ausdrücken kann. Sie ist immer mit den Fragen verbunden, wer wir sind und warum wir hier sind. Und auch mit vielen sinnlichen, philosophischen Fragen.
Ai Weiwei im „Krone“-Talk
Das Marmorschlössl, in dem einst Sisi residierte, bietet eine kompakte, bis zur Wandtapete durchkomponierte Werkschau mit vielen neuen sowie zentralen Werken Ai Weiweis: Lego-Bilder, eine Fahrrad-Installation, die Vase der Han-Dynastie mit dem Coca-Cola Logo, Stinke-Finger aus Muranoglas, Selbstbildnisse und mehr.
Dazwischen präsentiert man schlichte Objekte aus der Hallstatt-Kultur, die still den Dialog mit der Gegenwartskunst eingehen. So entdeckt man etwa den Glasguss eines Arbeiterhelms aus China und, benachbart dazu, einen Pickel für den Salzabbau aus der Eisenzeit.
Der Drache als unkontrollierte Kraft
Erstmals gibt es auch Kunst in den Stallungen: 175 Wehrmachtshelme aus Gmunder Keramik lenken den Blick auf die dunkle NS-Zeit im Salzkammergut und den aktuellen Ukraine-Krieg. Ein chinesischer Drache, mit Zitaten von Freiheitsaktivisten versehen, bringt Ai Weiweis Ur-Thema – den Kampf für Menschenrechte und Meinungsfreiheit – herbei. Auf den Drachen in der chinesischen Tradition angesprochen sagt er: „Der Drache ist ein Icon. Er spiegelt mystische Kraft wider – und eine Kraft, die man nicht kontrollieren kann.“
Die Kunst und die Wut auf Unterdrückung
„60 Prozent Freude, 30 Prozent Wut und Fragen, ein kleiner Rest für Unsinn“, schlüsselt Ai Weiwei, der heute in Portugal lebt, als „Zutaten“ für seine Werke auf. Eine großartige, außergewöhnliche Kunstschau, die maßgeblich der Kunsthistoriker Alfred Weidinger einfädelte und die die OÖ Landes-Kultur GmbH realisierte. Sie ist bis 27. Oktober zu sehen.
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