Österreich quillt auf

Schock nach Todesmure – und schon neue Warnungen

Österreich
13.06.2024 21:15

Seit Tagen halten Gewitterfronten mit Starkregen und Hagel Österreich in Atem. Gewaltige Wassermassen – binnen 24 Stunden bis zu 100 Liter pro Quadratmeter – weichen die Böden auf und lösen sie vom Untergrund. Auch nach dem Todesdrama nahe Graz ist die Gefahr immer noch nicht gebannt. Die Temperaturen steigen zwar an, doch am Wochenende können erneut kräftige Schauer- und Gewitterzellen Schaden anrichten.

Bereits vor einer Woche musste die Aggsteiner Straße (B 33) im Bezirk Melk (NÖ) nach einem Murenabgang gesperrt werden. Riesige Felsbrocken waren auf die Straße geknallt. Eine Radfahrerin wurde dabei verletzt. In Tirol kam es aufgrund der heftigen Regenfälle zu Hangrutschungen und Murenabgängen. Und im Zillertal donnerten zuletzt Gestein und Geröll herab.

Steiermark von Unwettern stark betroffen
Besonders schlimm trifft es jedoch die Steiermark. Eine Schlammlawine verlegte die Pyhrnautobahn (A 9) bei Übelbach – und jetzt das Todesdrama, bei dem ein Fünfjähriger von einer Mure getötet wurde. 

Die Unwettergefahr ist noch immer nicht gebannt. Zwar kämpft sich die Sonne durch und es wird wärmer, doch am Wochenende können erneut kräftige Schauer- und Gewitterzellen durchs Land ziehen und größere Regenmengen Schaden anrichten.

Angst vor erneuter Gefahr in St. Marein
Große Angst herrscht deshalb auch in St. Marein. Bis zur völligen Erschöpfung haben dort am Mittwochabend Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Petersdorf mit bloßen Händen und Schaufeln nach jenem Kind gegraben, das kurz davor von Erdmassen verschüttet worden war.

„Alles getan, was man machen kann“
Der Alarm ging um 17.14 Uhr ein, „als wir an dem Unglücksort eintrafen, haben Nachbarn schon verzweifelt in der Erde gegraben. Wir sind dann dazugekommen und haben mit Schaufeln geholfen und wirklich alles getan, was man machen kann“, erzählt Floriani Gottfried Hofer sichtlich gezeichnet.

Floriani Gottfried Hofer über den dramatischen Einsatz (Bild: Jauschowetz Christian)
Floriani Gottfried Hofer über den dramatischen Einsatz

Da es sich bei dem betroffenen Gebiet in St. Marein bei Graz um einen abschüssigen Hang handelt, mussten parallel auch noch Bäume, die ebenso abzurutschen drohten, provisorisch gesichert werden. „Wir haben geschaufelt, bis der letzte Funken Hoffnung gestorben ist“, so Hofer zur „Krone“, kurz nachdem es traurige Gewissheit geworden war, dass der kleine Bub nicht mehr zu retten war.

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Wir haben geschaufelt, bis der letzte Funken Hoffnung gestorben ist.

Gottfried Hofer

Zweites Murenopfer außer Lebensgefahr
Eine Frau war mit ihren beiden Kindern und zwei befreundeten Kindern in einem nahen Wald zum Spazieren aufgebrochen, als es zu dem tragischen Unfall kam. Nach anhaltenden Regenfällen lösten sich plötzlich gut 1000 Kubikmeter Erdreich. Zwei der Kinder wurden verschüttet, für jenes, das verletzt geborgen werden konnte, gab es Freitagfrüh dann Entwarnung: „Der junge Patient liegt auf der Kinderchirurgie, er hat leichte Verletzungen, es besteht keine Lebensgefahr“, sagte Simone Pfandl-Pichler von der Grazer Uniklinik, in die das Kind per Hubschrauber eingeliefert wurde.

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Während der Bergung war permanent ein Rieseln zu vernehmen. Die Stelle des Unfalls musste großräumig abgesperrt werden.

Der steirische Landesgeologe Martin Schröttner

„Die Gemeinde ist unfassbar traurig“
Der Bürgermeister zeigte sich in einer ersten Stellungnahme ebenso schwer betroffen: „Die Menschen in der Gemeinde sind unfassbar traurig, die Geschehnisse sind allen durch Mark und Bein gegangen“, sagte Franz Knauhs, Ortschef von St. Marein bei Graz. Die Familie sei schon lange in der Gemeinde, die Jungen seien erst „vor nicht allzu langer Zeit mit den Kindern zurück in die Gemeinde ins Elternhaus gezogen“.

Tief betroffen zeigte sich auch der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler. (Bild: Jauschowetz Christian)
Tief betroffen zeigte sich auch der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler.

Neue Erdrutsche drohen in Wäldern
Die Unglücksstelle begutachtet hat Landesgeologe Martin Schröttner: „Hier ist vor langer Zeit, wohl vor Jahrzehnten, Sand abgebaut worden.“ Es geht fünf bis sechs Meter fast senkrecht nach unten. Das Gelände ist stark überwachsen, an der Böschungskante stehen alte, mächtige Bäume. Diese müssen nun gefällt werden, damit die Polizei gefahrlos mit der Spurensicherung beginnen kann.

Warnung vor Spaziergängen im Wald
Generell warnt die steirische Landesspitze vor Spaziergängen im Wald: Die Gefahr ist groß! Es kann zu erneuten Hangrutschungen kommen, schon geringe Windgeschwindigkeiten könnten Bäume entwurzeln.

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