Das Hochwasser hat eine Spur der Verwüstung durch Teile der Steiermark gezogen. Besonders betroffen war etwa der Nordwesten von Graz. Die Stadt hat in einer eigens einberufenen Pressekonferenz darüber informiert, was man in den vergangenen Jahren bereits zum Schutz der Bevölkerung gemacht hat und was man künftig plant.
Wie ist die aktuelle Lage in der Steiermark?
Die Wasserpegel gehen überall zurück, die Aufräumungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Aber die Gefahr ist noch nicht gebannt: Die intensiven Regenfälle der letzten Woche haben insbesondere in den Katastrophengebieten der Bezirke Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld, zu einer erheblichen Aufweichung des Waldbodens geführt. Dadurch ist die Standfestigkeit von Bäumen gefährdet, vor allem weil am Wochenende Windböen von bis zu 80 km/h möglich sind: „Ich rate daher insbesondere für dieses Wochenende von Aufenthalten in Wäldern aber auch in Parks dringend ab“, erklärt Landesrätin Simone Schmiedbauer.
Wo liegen die Gründe dafür, dass zum Beispiel im Grazer Bezirk Andritz so viele Wohngebiete in Überschwemmungsgebieten sind?
„Vor allem vor der Jahrtausendwende wurden oft Baugründe gewidmet, wo man heute nicht mehr widmen würde. Der Hochwasserschutz hatte damals noch nicht den Stellenwert, den er heute hat“, sagt Bernhard Inninger vom Grazer Stadtplanungsamt. Das bedeutet, dass man heute oft darauf angewiesen ist, dass hunderte Eigentümer einen Teil ihres Grundstücks abgeben, damit etwa ein Rückhaltebecken oder ein Bachausbau umgesetzt werden kann. „Und viele, die vielleicht nicht direkt selbst bedroht sind, weigern sich dann, weil sie nur auf ihren eigenen Vorteil schauen – und nicht auf den Benefit für die Allgemeinheit.“
Hätte in Andritz ein zweites Rückhaltebecken, das eigentlich schon gebaut hätte werden sollen, geholfen?
„Im aktuellen Fall: nein“, sagt Bernhard Egger-Schinnerl, Abteilung für Grünraum und Gewässer, und bezieht sich auf Messdaten des aktuellen Hochwassers. „Schon bevor das erste Rückhaltebecken voll war, standen in Andritz viele Bereiche unter Wasser, weil es so massiv geregnet hat.“ Übrigens: Das zweite Rückhaltebecken wurde bis jetzt noch nicht gebaut, weil es keine Modelle gibt, durch die der aktuelle Schutz (vor einem 50-jährigen Hochwasser) auf das gesetzlich vorgesehene Maß (100-jähriges Hochwasser) erhöhen hätte können. „Wir sind dran, aber es ist schwierig“, sagt.
Warum hat beim aktuellen Hochwasser die Warnung der Grazer Bevölkerung – etwa durch SMS – so schlecht funktioniert?
Die Stadt Graz hat die einst mit dem Katastrophenschutz durchgeführte SMS-Warnsystem schon vor Jahren eingestellt, „weil es nicht zielsicher genug war“, sagt Robert Wiener. Ähnliche Vorwarnungen gibt es aktuell aber über Geosphere und einige Versicherungen. Seitens der Stadt Graz setzt man zudem auf ein massiv ausgebautes Messsystem entlang betroffener Bäche. Die Daten will man künftig „noch besser für die Bevölkerung aufarbeiten“
Müssen wir einfach damit leben, dass wir uns vor gewissen Katastrophen künftig nicht mehr schützen können?
„Wir sind als Kommune gemeinsam mit Land und Bund daran, alles uns mögliche zu tun“, sagt die zuständige Vizebürgermeisterin Judith Schwentner. Allein in Graz wurden in den vergangenen 18 Jahren 18 Rückhaltebecken errichtet und 18 Kilometer Bäche ausgebaut. Zudem sind für die kommenden Jahren unzählige weitere Projekte in Planung. „Aber wir müssen auch realistisch sein“, sagt Schwentner: „Auch die besten baulichen Schutzmaßnahmen haben ihr Limit.“
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