Politik Inoffiziell

Fliegender Wechsel von der ÖVP zu der Ländle-SPÖ

Halil Calim (im Bild ganz rechts) wird bei der Landtagswahl für die SPÖ ins Rennen gehen. Bei der ÖVP ist das Staunen groß. 

(Bild: evarauch photography)

Halil Calim hätte eigentlich für die ÖVP bei den Landtagswahlen auf Stimmenfang gehen sollen. Nun kandidiert er aber für die Vorarlberger Sozialdemokraten. Der Kurswechsel schmeckt den Schwarzen nicht.

Die grüne Landtagskandidatin Vahide Aydin hat es bereits im Jahr 2009 vorgemacht: Bei den Landtagswahlen holte sie in der türkischen Community so viele Vorzugsstimmen, dass sie im Bezirk Dornbirn den Lustenauer Bernd Bösch überholte. Der musste über die Landesliste ins Parlament einziehen – die Bludenzerin Karin Fritz verlor indes ihr Mandat. Auch bei den folgenden Landtagswahlen warb Aydin erfolgreich um Vorzugsstimmen. Das bewog schließlich auch die Verantwortlichen der anderen Parteien dazu, sich in der türkischstämmigen Bevölkerung nach Stimmenfängern umzusehen. Bislang aber ohne großen Erfolg.

Umso stolzer präsentierte ÖVP-Nationalrat Norbert Sieber unlängst mit Halil Calim einen potenziellen Kandidaten: Ein kluger Kopf. Ein Wirtschaftsexperte. Zudem jemand, der in den türkischen Vereinen bestens vernetzt sei. Der Bregenzer Bezirksparteiobmann Roland Frühstück war nicht abgeneigt, konnte dem bisher eher unbekannten ÖVP-Mitglied aber keinen vorderen Listenplatz versprechen.

Ziemlich erstaunt dürften die Bregenzer Schwarzen vergangene Woche geschaut haben, als die SPÖ ihre Landesliste präsentierte. Auf Platz fünf fand sich nämlich ein ihnen bekanntes Gesicht wieder: Halil Calim. Der potenzielle Hoffnungsträger der ÖVP wird im Herbst also für die Roten auf Stimmenfang gehen. „Mit großer ideologischer Sattelfestigkeit war vielleicht nicht zu rechnen, mit einem fliegenden Wechsel aber auch nicht“, kommentierte Sieber das Parteiaustrittsgesuch Calims, das quasi gleichzeitig mit der Kandidatenpräsentation der SPÖ eintraf.