Der steirische ÖVP-Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl will mit neuen Synergien die Endlos-Wartezeiten für Patienten reduzieren. Von einem Wahlarzt-Verbot nach Wiener Vorbild hält der Mediziner wenig.
„Krone“: Patienten, die heute um eine Grauer-Star-OP ansuchen, bekommen im Oktober 2026 einen Termin, die Warteliste ist so lang wie nie. An der Uniklinik Graz sind aktuell fünf Abteilungen wegen Personalmangels gesperrt. Wann zeigen Ihre Maßnahmen Wirkung?
Karlheinz Kornhäusl: Ein System, das über Jahrzehnte entstanden ist, ist nicht von heute auf morgen veränderbar, das ist leider die Wahrheit. Die Wartezeiten beim Grauen Star sind am längsten, aber auch wenn ein Patient 40 Wochen auf eine Hüft-OP warten muss, ist das zu lange.
Im Hintergrund arbeiten wir längst an Analysen und neuen Lösungsmodellen. Einiges ist uns auch schon gelungen: Durch den verstärkten Austausch zwischen den einzelnen Spitälern konnten wir etwa die Wartezeit bei onkologisch-urologischen Eingriffen auf null stellen. Weitere Synergien sind in Planung.
In Wien sorgt das geplante Wahlarzt-Verbot für Spitalsärzte für Aufregung. Ist ein solches Regelwerk auch für die Steiermark denkbar?
Das Problem ist in Wien ein viel größeres, die Situation der Bundeshauptstadt mit jener der Steiermark nicht vergleichbar. Dass man den Ärzten über die Medien die Neuerungen ausgerichtet hat, fand ich nicht fein. Ich sehe zudem die Gefahr, dass Spitalsärzte bei einem solchen Verbot gleich ganz weggehen.
Die Bereitschaftsdienste von Hausärzten werden auf die zweite Nachthälfte ausgedehnt. Sind das nun die vom Landeshauptmann angekündigten Steirer-Ambulanzen oder kommt da noch was?
In Graz läuft der nächtliche Bereitschaftsdienst unter dem Namen ,Med
Mobil´ über 1450 schon länger, und dies recht erfolgreich. Wieso soll der Rest der Steiermark nicht eine ähnlich gute Versorgung bekommen?
Wenig Bedarf und hohe Kosten könnten Gründe sein.
Das wird sich zeigen. Wir starten jetzt einmal in drei Pilotregionen, parallel wird 1450 stärker beworben. Wenn wir in einem halben Jahr sehen, dass das neue Angebot zu wenig angenommen wird, hören wir eben wieder auf damit. Aber man wird ja wohl noch etwas probieren dürfen. Noch ein zusätzliches Steirer-Ambulanzen-Konzept gibt es nicht.
Dem roten Urgestein Siegfried Schrittwieser ist es gelungen, das Präsidium des Roten Kreuzes umzufärben. Stellen Sie sich auf harte Verhandlungen ein?
Sigi Schrittwieser und ich waren und sind im ständigen Austausch, ich schätze an ihm sein offenes Wort. Umgekehrt hat er auch stets ein offenes Ohr für mich. Am Ende des Tages müssen wir gemeinsam die beste Lösung für die Patienten finden, nur das zählt – ich freue mich auf die Zusammenarbeit.
Wie steht es um den von der „Krone“ aufgedeckten Fall jener Neurochirurgin, die in Graz ihre 13-jährige Tochter mit in den OP-Saal brachte?
Als ich von dem Fall erfahren habe, war ich sprachlos, das bin ich selten. Ich habe selber eine 13-jährige Tochter, die Ärztin werden möchte, aber ich käme natürlich nie auf die Idee, sie deshalb ins Spital mitzunehmen. Leider betrifft es eine äußerst angesehene Kollegin, das macht einen noch mehr betroffen. Bis die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind, gilt jedoch die Unschuldsvermutung.
Es heißt, die SPÖ wolle sich nach der Wahl das Gesundheitsressort zurückholen. Haben Sie einen Plan B?
Ich habe immer ehrlich angesprochen, welche Probleme es in unserem Gesundheitssystem gibt, habe nie die Handynummer gewechselt, jeder kann mich nach wie vor jederzeit anrufen. Dass ich selber Arzt bin, ist vermutlich kein Nachteil für den Job. Ich gehe jeden Tag gerne ins Büro und habe noch viele Visionen – ich würde also noch sehr gerne weiter Landesrat bleiben.
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