Öblarner Festspiele

„Die Hochzeit“: Wenn ein ganzer Ort zur Bühne wird

Steiermark
28.06.2024 11:00

Ein ganzer Ort bereitet sich auf den Festspiel-Sommer vor: Ab 6. Juli wird in Öblarn wieder „Die Hochzeit“ von Paula Grogger aufgeführt. Über 300 Laienschauspieler schlüpfen hierfür unter der Leitung von Bernhard Wohlfahrter in Tracht und in historische Rollen – und der Kirchplatz wird zur Bühne. An den Wochenenden wird aktuell noch eifrig geprobt.

Die Frauen mit Dirndl und Hochsteckfrisur, die Männer mit Hut und vollem Bart. Es ist ein Spektakel, das man so nur selten erlebt: Bei den Öblarner Festspielen verwandelt sich ein ganzer Ort in ein Theater. Elfmal wird diesen Sommer „Die Hochzeit“ der Heimatdichterin Paula Grogger als Mittelpunkt der Festspiele aufgeführt, 8000 Besucher werden erwartet. Das Besondere: Das Stück wird von 300 Laiendarstellern der 1996-Einwohner-Gemeinde inszeniert.

Eine der langjährigsten Darstellerinnen des Ortes ist Ilse Rietzinger. „Ich spiele seit 1958 in Öblarn mit. In dem Jahr war ich noch Statistin, im Aufführungsjahr 1959 bekam ich schon die Sprechrolle der jungen Gauklerin“, erzählt die 77-Jährige. Über die Jahre spielte sie große, tragende Rollen – dreimal war sie die Gasteigerin, dreimal die Veitkramerin. Bei den letzten Festspielen spielte sie die Rolle ihrer Mutter: die alte Zigeunerin. „Für mich war es immer eine große Ehre dabei sein zu dürfen, man ist auch sehr stolz, Teil von diesem großartigen Ereignis zu sein.“

Ilse Rietzinger in ihrer Rolle der alten Zigeunerin. (Bild: Festspielverein Öblarn)
Ilse Rietzinger in ihrer Rolle der alten Zigeunerin.

Damit alles glattläuft, wird seit Monaten geprobt. Den Ton gibt dabei Spielleiter Bernhard Wohlfahrter an: „Ich komme zu jeder Probe wahnsinnig gerne nach Öblarn. Alle sind gut drauf, motiviert und positiv aufgeregt. Alle Beteiligten machen das Festspiel in ihrer Freizeit und halten sich dafür frei – das hat schon eine sehr eigene Dynamik.“ Er übernahm auch bei der letzten Aufführung die Inszenierung: „Schon 2018 war für mich klar, dass ich beim nächsten Festspiel wieder dabei sein würde“, sagt der gebürtige Ennstaler, der heute in München lebt.

Eine Liebesromanze am Rande einer Hochzeit
Aber worum geht es in dem Stück? Es handelt von Erzherzog Johann, der im Jahr 1821 als Brautführer des Pflegers der Herrschaft Gstatt zu Gast in Öblarn war und bei der Hochzeit seiner Geliebten Anna Plochl begegnete. 1936 wurde das Spektakel erstmals in Öblarn aufgeführt. In einer Spielzeit von über drei Stunden mischt sich das Publikum unter die Hochzeitsgäste: „Es gibt keine Hauptfigur, die uns durch die Geschichte führt. Der Dorfplatz ist gewissermaßen die Hauptfigur, und das Publikum wird zum Zaungast des Geschehens“, erklärt Wohlfahrter.

Impressionen von dem Öblarner Schauspiel. (Bild: Christoph Huber)
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel.
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel. (Bild: Christoph Huber)
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel.
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel. (Bild: Christoph Huber)
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel.
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel. (Bild: Christoph Huber)
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel.
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel. (Bild: Christoph Huber)
Impressionen von dem Öblarner Schauspiel.

Mit seiner Interpretation will Wohlfahrter ein Gegenstück zum gehetzten Alltag vieler liefern. „Die Hochzeit eignet sich für alle, die abseits von Netflix, TikTok und Co. ein bildgewaltiges, mit viel Herzblut erarbeitetes und in seinem Erzähltempo entschleunigtes Theaterstück erleben wollen“, sagt er. Seine Inspiration? Die Oberammergauer Passionsspiele. „Das Engagement des dortigen Spielleiters Christian Stückl hat auf jeden Fall eine enorme Vorbildwirkung für mich.“

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Die Hochzeit eignet sich für alle, die abseits von Netflix, TikTok und Co. ein bildgewaltiges, mit viel Herzblut erarbeitetes und in seinem Erzähltempo entschleunigtes Theaterstück erleben wollen.

Bernhard Wohlfahrter, Spielleiter Öblarner Festspiele

Laienschauspielerin Rietzinger hat es die Geschichte des jahrhundertealten Schauspiels angetan: „Man identifiziert sich voll und ganz mit seiner Rolle und ist sich seiner Verantwortung bewusst, das Werk von Paula Grogger jedes Mal aufs Neue aufleben zu lassen“, sagt sie. Selbst die Kleinsten im Ort schlüpfen dafür in die Tracht. Derzeit fügen sich noch Baustellen und Vorbereitungsarbeiten ins Öblarner Stadtbild – bis zur Premiere am 6. Juli sollen sie verschwunden sein.

Rietzinger wird heuer allerdings zum ersten Mal unter den Zuschauern sein: „Ich bin jetzt 77 Jahre alt und habe achtmal mitgespielt. Das reicht, es ist doch sehr anstrengend und körperlich belastend.“ Hinter den Kulissen wirkt sie aber weiter mit – als Verantwortliche für das Paula-Grogger-Museum. „Denn so ganz ohne Festspiele wäre es für mich undenkbar“, sagt sie.

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