Egal ob großes Landeshaus oder kleine Privatsammlung: Die steirischen Museen leisten wichtige Arbeit, denn: Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten.
Das Jahr 1811 ist ein besonderes für die Steiermark: Mit dem Joanneum wurde das erste öffentlich zugängliche Museum des Landes eröffnet – einmal mehr war Erzherzog Johann der Initiator einer Institution, von der wir als Steirerinnen und Steirer bis heute zehren. Denn daraus entstand nicht nur das heutige Universalmuseum Joanneum, das mit aktuell 21 Standorten das zweitgrößte Museum Österreichs ist.
Auch abseits des immer größer werdenden Landesmuseums entwickelten sich landauf, landab Kultureinrichtungen und private Sammlungen, die darum bemüht waren und oft bis heute sind, das steirische Erbe zu bewahren, zu erforschen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zwei Drittel der Museen ehrenamtlich geführt
„Wir haben aktuell 324 aktive Museen, museumsähnliche Kultureinrichtungen und Privatsammlungen in der Steiermark“, weiß Margit Horvath-Suntigner vom steirischen Museumsverband MUSIS. Dass es sie überhaupt gibt, ist vor allem Freiwilligen zu verdanken: „Zwei Drittel dieser Institutionen werden ehrenamtlich geführt, nur ein Drittel hat eine hauptamtliche Leitung – und auch diese arbeiten oft nur Teilzeit“, sagt sie. Ohne ihre Arbeit ginge also Geschichte verloren.
Ausstellung in Graz zeigt steirische Bandbreite
Wie breit und wichtig diese Arbeit ist, ist derzeit auch in der Ausstellung „Wer bist du: Steiermark?“ im Grazer Volkskundemuseum zu sehen: „Wir zeigen dort 50 Objekte aus steirischen Museen, die spannende Geschichten über das Land erzählen“, sagt Elisabeth Schlögl vom Museumsforum Steiermark, die die Schau mitentwickelt hat.
Vom antiken Goldschatz über eine frühe Kernölpresse bis hin zu einem der ersten Gastarbeiterausweise stehen diese Objekte symbolisch für unsere Geschichte: „Der wahre Wert der Objekte, die in all den Museen gehütet werden, liegt ja vor allem darin, was sie uns über unser Land, unsere Vergangenheit und unser Leben erzählen.“
Unsere Vision ist es, dass die steirischen Museen als gesellschaftspolitisch relevante Einrichtungen wahrgenommen werden.
Margit Horvath-Suntinger, MUSIS
Und jedes noch so kleine Museum, jeder einzelne Ehrenamtliche erzählt an dieser Geschichte mit. Eine kleine Auswahl dieser Geschichten wollen wir Ihnen heuer im Sommer in der Serie „Die Schätze der Steiermark“ präsentieren.
1893 – diese Jahreszahl prangt prominent auf einem großen Holzblock, der eigentlich im Heimat.Museum im Tabor in Feldbach zu finden ist, aktuell aber Teil der Schau „Wer bist du: Steiermark?“ im Grazer Volkskundemuseum ist.
Der große Holzbock ist Teil einer sogenannten „Ölkuh“, einer frühen Form der Ölpresse, mit der einst Kernöl, das Grüne Gold der Steiermark, produziert wurde. „Es war sehr aufwändig, Kernöl herzustellen. Wohl auch deswegen sagte man schon damals ,Gold‘ dazu“, erklärt Beatrice Strohmaier vom Heimat.Museum im Tabor. Als Ölkuh wird die Presse übrigens bezeichnet, weil Öl bei derartigen Pressen durch eine schmale Öffnung rann: „Das sieht so aus wie das Euter einer Kuh“, weiß Strohmaier.
Die Jahreszahl 1893 ist deswegen von Bedeutung, weil sie für eine Zeit steht, in der die Kernölproduktion in der Steiermark – vor allem im Raabtal mit seinen vielen Mühlen – sich zu professionalisieren begann. Doch es sollte noch bis in die 1970er-Jahre dauern, bis das Kernöl seinen lukullischen Triumphzug über die steirischen Grenzen hinaus antrat. „Heute ist das Kernöl vielen internationalen Gourmets bekannt, aber eigentlich war es lange Zeit ein sehr regionales Phänomen der Ost- und Südsteiermark“, sagt Strohmaier.
Und die Ölkuh war auch ein wichtiges Objekt für die Gründerin des Heimat.Museums im Tabor: „Der Kürbis ist einst mit Christoph Kolumbus von Amerika nach Europa gekommen. Und auch Leopoldine Thaller, die Gründerin unseres Hauses, wuchs in den USA auf und kam erst später mit ihren Eltern in deren steirische Heimat zurück. Um die Identität der Region zu verstehen, begann sie zu sammeln und das Museum aufzubauen“, erzählt Strohmaier.
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