Die langen Sommerferien werden für steirische Eltern in Sachen Kinderbetreuung immer öfter zur Herausforderung. Gerade in Zeiten der Teuerung ist es nicht leicht, ein Programm für die Kleinen zu finden. Doch es gibt noch letzte Chancen, sich für einige preiswerte Camps und Kurse anzumelden. Hier eine Auswahl.
Schon in einer knappen Woche startet die Steiermark in die Sommerferien. Was zur Freude der Kinder ist, wird oftmals für berufstätige Eltern zur Mammutaufgabe. So geben bei einer neuen Studie der Arbeiterkammer 39 Prozent der Befragten an, bei der Ferienbetreuung Schwierigkeiten zu haben (Details unten). Gleichzeitig sind für den Großteil – nämlich 72 Prozent – vor allem die Interessen des Kindes entscheidend beim Ferienprogramm. Wie also dieser Aufgabe gerecht werden? Wir haben einige preiswerte Angebote herausgesucht, wo es auch für Kurzentschlossene noch freie Plätze gibt.
Ein Sommer auf der Alm
„Einen Sommer wie damals“ möchte das Alm-Camp in Mautern bieten. Eine Nacht im Heu oder unter dem freien Himmel, ein Tanz im Regen oder ein Spaziergang barfuß durch den Wald. Ziel ist es, Platz für Natur und Neugierde sowie Zeit zum Abschalten und Trödeln zu schaffen. Für die zweite Augustwoche sind noch Plätze frei – Kostenpunkt 480 Euro inklusive Übernachtung und Verpflegung.
Um nur 50 Euro an die Adria
Eine Woche voller Action wird von der Arbeiterkammer Steiermark zwischen Grado und Triest im wunderschönen Marina Julia geboten. Kinder zwischen acht und 16 Jahren, von denen zumindest ein Elternteil Kammermitglied ist (und der Einkommensobergrenze entspricht), können um nur 50 Euro den Kopf lüften. Gesangs- oder Tanzworkshops werden genauso veranstaltet wie Badeeinheiten am Meer, Beachvolleyball und Tischtennis. Die Anreise erfolgt per Bus mit Abfahrt in Bruck an der Mur.
Kleine Grazer stürmen große Gipfel
Kinder der Landeshauptstadt werden kräftig von der Stadt Graz gefördert. Viele Sommerkurse gibt es um den halben Preis oder gar kostenlos, wie bei den Wanderausflügen. Für diese gibt es noch freie Plätze für mehrere Termine im August. Berge des Grazer Umlands werden begleitet von Haltungsturnlehrerinnen immer halbtags erkundet. Mitzubringen sind ein Rucksack mit ausreichend Jause und Trinkflasche mit Wasser, feste Schuhe, Kappe, Sonnencreme und Regenschutz. Das Handy muss zu Hause bleiben!
Etwas für Turner, Jongleure und Einradfahrer
Nur noch wenige Plätze gibt es bei der Grazer Cirkusschule – alle ab acht Jahren, die Einrad fahren, jonglieren oder Akrobatik lernen wollen, haben noch eine letzte Chance. „Der Cirkus Bambini für die Kleinen ab sechs ist leider schon ganz voll“, sagt Crirkusschul-Direktor Thomas Svoboda. Die Schule ist für je drei Wochen im Juli gedacht und kostet 470 Euro. Jeder Cirkusschüler kann zwei Kurse wählen, die dann Programm sind.
Spielspaß und Lagerfeuer auf der Pack
Kreativität, Spaß, Spiel und Sport steht auf 1190 Meter Seehöhe am Programm. Das Hans-Blümel-Heim bietet eine Herberge für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren – samt Grundstück am Ufer des Packe Stausees. Pädagogisch geschulte Betreuer machen mit den Kindern Ausflüge in den Wald oder nach Modriach zu Motorikpark und Sommerrodelbahn. Und abends werden Würstchen, Kartoffel und Steckerlbrot am Lagerfeuer gegrillt. Angebote gibt es zwischen 8. und 20. Juli sowie zwischen 4. und 10. August. „Wir haben für beide Turnusse noch freie Plätze“, heißt es von den Kinderfreunden Voitsberg. Eine Woche kostet 360 Euro.
Wenn die Siedlung zum Fußballplatz wird
Seit fünf Jahren wird in verschiedenen Grazer Siedlungen dank dem Projekt „Heimspiel“ des SOS-Kinderdorfs Fußball gespielt. Das Konzept: Ein zehnköpfiges Team rotiert durch die Stadt, um mit Kindern direkt vor ihrer Haustüre Sport zu machen – so zum Beispiel am Grillweg, in der Waagner Biro Straße oder der Idelhofgasse. „Ich freue mich schon auf Freitag, da kommt immer Heimspiel. Mein Bruder und ich sind immer dabei“, sagt die achtjährige Isabel. Soll auch Ihre Siedlung zum Fußballplatz werden? Einfach unter heimspiel@sos-kinderdorf.at oder 0676/88144692 melden.
Ferien auf dem Rücken der Pferde
Das Kinderland Steiermark bietet im kärntnerischen St. Kanzian am Klopeinersee Reitwochen an. Um 489 Euro werden Kinder zwischen sechs und 15 Jahren in nur sieben Tagen zu erfahrenen Reitern gemacht. Egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittene. Untergebracht sind sie in den Bungalows der Feriendorfanlage, wo auch außerhalb der Reitstunden Betreuer für Unterhaltung sorgen. Sogar eine Disco gibt es am Abend!
Ursprünglich wurden die Sommerferien aus einem sehr pragmatischen Grund eingeführt: Während der Haupterntezeit benötigten Familien Hilfe auf Hof und Feld – sie waren auf die Unterstützung ihrer Kinder angewiesen. Über die Jahrzehnte hat sich das Blatt jedoch gewendet: „Die Arbeitswelt hat sich sehr stark geändert, das ist schon lange nicht mehr zeitgemäß“, sagt Bernadette Pöcheim, Leiterin der Abteilung Frauen und Gleichstellung bei der Arbeiterkammer Steiermark.
So zeichnet eine neue Studie aus ihrem Haus ein gegenteiliges Bild: 49 Prozent der Befragten belastet die Ferienbetreuung finanziell, 39 Prozent berichten von Schwierigkeiten bei der Kinderversorgung im Sommer und 61 Prozent können diese nur durch Urlaubstage und Zeitausgleich stemmen. „Viele Eltern konsumieren sogar hintereinander Urlaub, um sich über die Sommerferien zu retten“, sagt Pöcheim.
Wenn man zwei oder drei Kinder hat, ist das in Zeiten der Inflation oft eine große Belastung.
Bernadette Pöcheim, Leiterin der Abteilung Frauen und Gleichstellung Arbeiterkammer Steiermark
Besonders Alleinerzieherinnen, einkommensschwache Haushalte und Mehrkinderfamilien trifft es hart. „Wenn man zwei oder drei Kinder hat, ist das in Zeiten der Inflation oft eine große Belastung“, erklärt Pöcheim. Für Anbieter von Feriencamps ist es jedoch nicht leicht, günstig zu bleiben: „Den Preis zu halten, geht nicht, wenn man die Gagen der Lehrer mit der Zeit erhöhen will“, erklärt Thomas Svoboda, der seit 36 Jahren Direktor der Grazer Cirkusschule ist. Mit etwa 450 Euro für drei Wochen und Sozialplätzen ist er jedoch um einen fairen Preis bemüht.
Svoboda beobachtet zudem einen „Trend zu wochenweisen Sommercamps“, den er nicht unterstützen möchte. Auch das vermutlich eine Frage der finanziellen Ressourcen. Ebendiese entscheiden auch über Bildungschancen – Familien mit höherem Gehalt können ihren Kindern ein umfangreicheres Sommerprogramm bieten, erklärt Pöcheim. „Und je länger die Ferien sind, desto größer wird die Bildungsungleichheit.“
Genau aus diesem Grund stellt die Arbeiterkammer die Dauer der Ferien infrage und fordert ein bundesweites Rahmengesetz. Neun Wochen Sommerferien plus drei oder vier weitere im Winter seien bei fünf Wochen Urlaub der Eltern nicht zeitgemäß, rechnet die Arbeiterkammer-Expertin vor.
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