Trauer um 64-Jährige

Reifen traf Auto: Steirerin starb auf Italienreise

Steiermark
30.06.2024 06:00

Sie bangte um das Leben ihres Sohnes, kämpfte für seine Freilassung: Nun ist die Mutter des in der Türkei inhaftierten Grazer Politikers Max Zirngast bei einem Verkehrsunfall gestorben.

Tiefe Trauer im Haus Zirngast. Wie die KPÖ der „Krone“ bestätigt, ist die Mutter des Grazer Gemeinderats Max Zirngast am Mittwoch bei einem besonders tragischen Verkehrsunfall in Italien ums Leben gekommen. Die 64-Jährige war mit ihrem weißen Citroën abends auf der Autobahn A 4 in Richtung Venedig unterwegs, als sich in Meolo das Rad eines in entgegengesetzte Richtung fahrenden Kühllastwagens löste.

Reifen löste sich und krachte auf das Auto
Der Hinterreifen wurde über die Leitplanke und direkt gegen die Windschutzscheibe des steirischen Kleinwagens katapultiert. Barbara Zirngast, die einem Bericht der Zeitung „Venezia Today“ zufolge Freunde in Verona besuchen wollte, war sofort tot. Der Fahrer des Lasters hatte nichts von dem Unglück bemerkt.

Nicht nur in der Steiermark ist der Schock über den tragischen Tod der Frau groß, auch in Italien sorgt die Nachricht für Bestürzung. So war Barbara Zirngast eng mit den italienischen Vereinen „Terra Antica“ und „La Salsola“ verbunden.

Schreckensbilder aus Italien: Der Citroën wurde völlig zerstört (Bild: Vigili Del Fuoco)
Schreckensbilder aus Italien: Der Citroën wurde völlig zerstört

Es ist bereits das zweite Drama, das die steirische Familie ereilt. Fadenscheinige Gründe brachten Max Zirngast im Jahr 2018 in eines der berüchtigten türkischen Gefängnisse: Polizisten stürmten in Ankara die Wohnung des damals 29-Jährigen und nahmen ihn fest.

Der junge Mann hatte seit 2015 Politikwissenschaften an der hiesigen Technischen Universität studiert und für mehrere Medien gearbeitet. So schrieb er etwa kritische Artikel über die Türkei und ihr Verhältnis zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Im linken US-Magazin „Jacobin“ veröffentlichte er einen Bericht, den die Behörden als Beleidigung von Präsident Recep Tayyip Erdogan werteten.

Diese „Majestätsbeleidigung“ wurde dem steirischen Journalisten – und zwei türkischen Kollegen – zum Verhängnis, man warf ihm die „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ vor.

Dieser Reifen löste sich von dem Lastwagen und traf das Auto (Bild: Vigili del Fuoco)
Dieser Reifen löste sich von dem Lastwagen und traf das Auto

Mutter sprach ihrem Sohn stets Mut zu
In Österreich sorgte die Verhaftung Zirngasts für eine Welle der Empörung, die Bundesregierung bezeichnete die Vorgangsweise als „inakzeptabel“ und versuchte hinter den Kulissen, ihn wieder freizubekommen. Gleichzeitig machten auch Menschenrechts-Organisationen, Freunde und Familie des 29-Jährigen Druck, starteten Solidaritätskampagnen. Immer vorne dabei: Zirngasts Mutter Barbara, eine Chemotechnikerin aus St. Nikolai im Sausal. Sie sprach ihrem Sohn Mut zu und gab ihm die Kraft, die Schrecken der monatelangen türkischen Haft zu überstehen.

So war es für sie dann auch die größte Freude, ihr Kind – nach einem Freispruch – wieder in die Arme schließen zu können. Und ihm von Herzen zu gratulieren, als er 2021 schließlich für die KPÖ in den Gemeinderat einzog.

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