Nikotinbeutel werden bei Jugendlichen – und oft schon Kindern – immer beliebter. Da sie nicht unter das nationale Tabakgesetz fallen, schieben immer mehr Bundesländern den süchtig machenden Nikotinbomben einen Riegel vor. Jetzt wurde auch in der Steiermark ein entsprechendes Verbot für unter 18-Jährige beschlossen.
Während Schüler sich früher noch in Parks versteckten, um heimlich Zigaretten zu rauchen, können sie sich heute unauffällig, sogar im Unterricht, einen Nikotinschub holen – und das bislang sogar legal. Die Rede ist von Nikotinbeuteln, die seit 2019 in Österreich am Markt und vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen stark gefragt sind.
Alltagstaugliche Nikotinbomben
Die kleinen weißen Säckchen werden einfach unter die Oberlippe geklemmt, über die Schleimhaut wird das Nikotin aufgenommen – völlig geruchlos und unauffällig. Schwer unterschätzt wird dabei oft der hohe Gehalt an stark süchtig machendem Nikotin.
Weil Nikotinbeutel – im Gegensatz zu den „echten“ Snus – keinen Tabak enthalten, fallen sie nicht unter das bundesweite Tabak- und Nichtraucherschutzgesetz. Es kann sich also theoretisch jeder Zwölfjährige völlig legal die volle Nikotindröhnung geben.
Immer mehr Länder mit Verboten
Daher preschen immer mehr Bundesländer vor und verbieten die Beutel in den jeweiligen Jugendschutzgesetzen. Nach Oberösterreich, Salzburg und Tirol wurde am Dienstag auch im steirischen Landtag im Zuge einer Novelle des Jugendgesetzes ein Nikotinbeutel-Verbot für unter 18-Jährige beschlossen. Es tritt mit 1. Oktober in Kraft.
Für die zuständige ÖVP-Landesrätin Simone Schmiedtbauer „die wichtigste Neuerung“ im Jugendgesetz. Denn: „Nikotinbeutel sind extrem schädlich und machen schnell süchtig. Und sie werden leider immer beliebter. Schon 2022 haben 13 Prozent der Jugendlichen angegeben, im letzten Monat Nikotinbeutel oder ähnliche Produkte konsumiert zu haben.“
„Jugendschutz alleine ist zu wenig. Wir brauchen auf nationaler Ebene eine Produktregulierung, ein Verbot von Werbung und Sponsoring sowie eine höhere Besteuerung.“
Waltraud Posch, Sucht-Präventionsstelle Vivid
Auch für Suchtexperten ist dieses Gesetz ein dringend notwendiger Schritt. „Wir begrüßen es sehr, denn Nikotinbeutel machen besonders schnell süchtig, sind aber im Gegensatz zu allen anderen Nikotinprodukten nicht reguliert“, sagt Waltraud Posch von der steirischen Sucht-Präventionsstelle Vivid. Die Expertin betont aber auch: „Jugendschutz alleine ist zu wenig. Wir brauchen auf nationaler Ebene eine Produktregulierung, ein Verbot von Werbung und Sponsoring sowie eine höhere Besteuerung.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.