„Vom anderen Ufer“ oder „Alter Mann, was jetzt?“: Erst kürzlich trat Günter Tolar mit zwei sehr persönlichen Büchern in Erscheinung, auch auf der Bühne stand der frühere Fernsehmoderator zuletzt immer wieder. Doch die meisten kennen ihn wohl aus dem Fernsehen, wo er legendäre Sendungen wie „Wer 3x lügt“, „Rätselbox“ oder „Made in Austria“ verantwortete.
Am 9. Juli feiert der Fernsehmoderator und Autor seinen 85. Geburtstag.
Seit 25 Jahren in Pension
Zwar ist er beim ORF schon seit 25 Jahren in Pension, zur Ruhe gesetzt hat er sich aber längst nicht. Mit Programmen wie „Jüdisches zum Lachen“ oder Werner Schwabs „Der reizende Reigen“ stand er immer wieder auf Bühnen wie dem Theater Center Forum oder dem Theater Rampenlicht, im Vorjahr mimte er Kaiser Franz Josef in der Sommerarena Baden. Auch im TV und Kino war er immer wieder zu sehen, zuletzt 2020 in Stefan Langthalers Kurzfilm „Fabiu“ oder dem Landkrimi „Zu neuen Ufern“.
Geboren wurde Tolar am 9. Juli 1939 in Wels als Sohn eines Buchhalters und einer Lehrerin. Den Vater lernte er erst nach dessen Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg wirklich kennen. Nach dem Gymnasium in Linz und einem abgebrochenen Lehramtsstudium (Musik, Deutsch und Geschichte) in Wien begann er 1960 als Regieassistent am Volkstheater, zeitgleich absolvierte er eine Schauspielausbildung. Sein weiterer Weg führte ihn ans Theater der Jugend, bevor er als Inspizient ans Theater an der Wien wechselte und in den 1960ern Kabarettluft schnupperte. 1969 holte ihn schließlich Unterhaltungschef Kuno Knöbl zum ORF, wo er schließlich 30 Jahre lang tätig war.
Als Moderator in Erinnerung
Im Laufe seiner Karriere wirkte er dort als Redakteur, Regisseur, Drehbuchautor, Moderator und Sendungsverantwortlicher in der Unterhaltungsabteilung. Verantwortlich war der ausgebildete Schauspieler unter anderem für Heinz Conrads‘ legendäre Samstagssendung, auch „Dalli Dalli“ wurde von dem gebürtigen Welser von der ersten bis zur letzten Ausgabe betreut. Als Moderator ist er vielen noch heute in Erinnerung: Die Sendungen „Wer 3x lügt“, „Rätselbox“ und „Made in Austria“ wurden von ihm geprägt. Dem ORF war Tolar nach seinem Ausscheiden auch weiterhin verbunden, nach seiner Pensionierung war er von 2001 bis 2006 Mitglied des Publikumsrats.
In den 90ern veröffentlichte Tolar einige Bücher, unter anderem 1991 „So ein Theater“, 1992 „Sein Mann“, das für Tolars Outing als Homosexueller ausschlaggebend war, 1994 den Roman „Wer hat die Karten gemischt“ und 1998 „Zur Hölle mit mir“. Eine zweite literarische Welle folgte von 2004 bis 2007 mit „Stefanie Hertl & Stefan Mross“, „Direkt vom Herzen weg. Eine Liebeserklärung“, „Mut zum Mut“ und „Wo bleibt der Wurm? Schnurren und Anekdoten“. Vor fünf Jahren erschien mit „Zwischensumme 80: Eine Abrechnung“ ein Buch, in dem er in jedem Kapitel sein Verhältnis zu Themen wie Langeweile, Sex, Tod oder Musik aufbereitete.
Nur noch, was er WILL, nicht MUSS
Weiters wirkte er als Gründer und Leiter des Vereins „Positiv Leben“ – jahrelang für HIV-Positive und Aids-Kranke. Für sein Engagement und seinen Einsatz wurde er 1997 mit dem „Red Ribbon“, dem österreichischen „Aids Oscar“ ausgezeichnet.
Jahrelang war er Bundessprecher der Initiative SoHo (Sozialismus & Homosexualität) und Delegierter im Bundesparteivorstand der SPÖ. Seine zahlreichen Funktionen hat er mittlerweile zurückgelegt. „Ich widme mich immer mehr meiner Familie“, sagte Tolar, der 2010 mit seinem Mann Gerald eine Eingetragene Partnerschaft einging, vor einigen Jahren. Auf seiner Website formuliert er seinen Grundsatz: „Ich will mich nur noch um das kümmern, was ich WILL und nicht um das, was ich MUSS.“
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