Integrationsbericht

Zuzug bringt Schulen und Arbeitsmarkt ins Wanken

Wien
09.07.2024 17:00

Der Integrationsbericht 2024 fördert wieder viele interessante Zahlen zu Tage. Jede fünfte Person in Österreich wurde im Ausland geboren. Viele von ihnen zieht es in die Bundeshauptstadt. Die Aufgaben sind enorm. 

Anlässlich des aktuellen Berichts decken sich vor allem Bund und Wien wieder mit allerhand Schuldzuweisungen ein. Wirft man einen Blick auf die aktuellen Zahlen, wird klar: Wien steht in vielen Bereichen vor großen Herausforderungen, nicht zuletzt haben SPÖ und Neos erst kürzlich eine Residenzpflicht für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte gefordert.

Doch wo sind aktuell die großen Baustellen im Bezug auf die Zuwanderung und Integration in Wien? Wir haben uns den mehr als 100 Seiten starken Bericht und das noch einmal so dicke statistische Jahrbuch genauer angesehen. Einige Zahlen sollten sämtliche Alarmglocken schrillen lassen.

  • Verteilung: Die Zahl der im Ausland geborenen Menschen in Österreich lag Anfang 2024 bei rund 1,8 Millionen Personen. Das ist ein Anteil von 19,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Unter den ausländischen Staatsbürgern sind Deutsche die mit Abstand größte Gruppe. Bevorzugtes Ziel Zuwanderer – die Bundeshauptstadt. Knapp 40 Prozent aller Personen mit ausländischem Geburtsort leben in Wien, österreichweit liegt der Wert deutlich geringer: 17 Prozent.
  • Übersiedelungen: Eine Herausforderung für die Integration von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten stellt deren räumliche Konzentration auf Wien dar. Rund 46 Prozent der Zugezogenen, die nicht ursprünglich in Wien lebten, zogen seit 2022 in die Hauptstadt.
(Bild: Krone KREATIV/Adobe Stock)
  • Höhere Arbeitslosigkeit: Das hat Auswirkungen auf viele weitere Bereiche, wie den Arbeitsmarkt. Wien hat eine hohe Arbeitslosenquote unter ausländischen Staatsangehörigen. Sie liegt bei 15,5 Prozent. Das ist fast doppelt so hoch ist wie in den anderen Bundesländern.
  • Bildungssystem kippt: Ein Indikator für Integration ist die Anzahl außerordentlicher Schüler. Diese Kinder und Jugendlichen verfügen über keine oder nur geringe Deutschkenntnisse. Auch hier ist der Anteil in Wien (6,9 Prozent) deutlich höher als in anderen Bundesländern.
  • Hohe Sozialkosten: Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte machten 2023 bereits 44 Prozent aller Sozialhilfebezieher aus. In Tirol sind es 43 Prozent. Beide Bundesländer zahlen subsidiär Schutzberechtigten freiwillig statt der Grundversorgung die höhere Mindestsicherung. In Wien bezogen 2023 syrische Staatsangehörige mit 73,7 Prozent, gefolgt von somalischen, afghanischen und irakischen Staatsangehörigen im Jahresdurchschnitt am häufigsten Sozialhilfe. 

Wie kann das gelingen?
Die Autoren des Integrationsberichts 2024 stellen fest, dass Deutschkenntnisse eine zentrale Rolle für die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt spielen. Personen mit guten Deutschkenntnissen haben signifikant höhere Erwerbsquoten. Es wird festgestellt, dass es trotz der Entwicklung hin zu einem Arbeitnehmermarkt weiterhin erhebliche Unterschiede in der Arbeitsmarktintegration zwischen verschiedenen Migrantengruppen gibt. Insbesondere Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte haben häufig niedrigere Bildungsstände und benötigen daher mehr Zeit für den Erwerb der deutschen Sprache, was ihre Integration in den Arbeitsmarkt verzögert. Ein weiterer Befund ist, dass die schnelle Integration in den Arbeitsmarkt sowohl im Interesse der Migranten als auch der Arbeitgeber liegt, um dem Bedarf an Arbeitskräften in vielen Wirtschaftsbereichen gerecht zu werden .

Und in der Schule?
Im Bildungsbereich zeigt der Bericht, dass Schüler mit Migrationshintergrund im Durchschnitt schlechtere Leistungen erbringen als ihre einheimischen Mitschüler. Ein wesentlicher Faktor für diese Leistungsunterschiede sind die mangelhaften Deutschkenntnisse. Trotz verschiedener Fördermaßnahmen, wie Deutschförderklassen und integrative Deutschförderung, bestehen nach wie vor signifikante Defizite. 

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