Zu viele Migranten?

Eltern klagen: „Deutsch im Kindergarten verlernt“

Tirol
14.07.2024 13:01

Ein Elternpaar aus Innsbruck schlägt Alarm. Denn der Nachwuchs soll mehr Fehler bei der Sprache machen als noch vor einem Jahr. „Weil praktisch alle im Kindergarten Migrationshintergrund haben.“

„Nach dem ersten Jahr in einem städtischen Kindergarten in Innsbruck macht unser Kind mehr sprachliche Fehler als davor.“ Mit diesen Worten meldete sich ein Elternpaar bei der „Krone“. Warum der Nachwuchs diese Fehler mache, dazu haben Mutter und Vater eine Vermutung: „Neben unserem Kind gab es nur ein weiteres, das Eltern ohne Migrationshintergrund hat.“

Da es sich das Paar finanziell leisten kann, wird das Kind nach dem Sommer in einen privaten Kindergarten wechseln.

Die Eltern schicken ihr Kind nun in einen privaten Kindergarten (Symbolbild). (Bild: canva)
Die Eltern schicken ihr Kind nun in einen privaten Kindergarten (Symbolbild).

„Sprachförderung muss von Anfang an bereitstehen“
Die „Krone“ hat ÖVP-Landesrätin Cornelia Hagele (siehe unten) und die im Gemeinderat vertretenen Parteien um eine Stellungnahme zu diesen Schilderungen gebeten. SPÖ-Vizebürgermeisterin Elli Mayr sagt, dass „die Herausforderungen für Kinder am größten sind, wenn die Faktoren Armut, Bildungsferne der Eltern und Deutsch nicht als Erstsprache zusammenkommen. Es braucht daher alle Maßnahmen, die dafür sorgen, dass Bildung und Sprachförderung von Anfang an bereitstehen“. Zudem brauche es eine Stadtplanung und Wohnungsvergabe, „die darauf achten, dass sich einseitige Entwicklungen der vergangenen Jahre nicht verschärfen“.

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Wir sagen seit Jahren, dass verpflichtende Deutschkurse der Schlüssel zu gelungener Inklusion sind.

Andrea Haselwanter-Schneider, Liste Fritz (Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)

Andrea Haselwanter-Schneider

Liste Fritz für Kurs-Pflicht
Indes meint Andrea Haselwanter-Schneider von der Liste Fritz, dass „wir seit Jahren sagen, dass verpflichtende Deutschkurse für Kinder, Jugendliche, aber auch erwachsene Menschen, die zu uns kommen, der Schlüssel zu gelungener Inklusion sind. Was unsere Kindergärten betrifft, müssen wir den Hebel bei den Kindern und den Eltern ansetzen – nach dem Motto ,fördern und fordern’. Die Kinder im Kindergarten brauchen eine spezielle Frühförderung, damit sie Defizite in Deutsch aufholen können. Von den Eltern müssen wir einfordern, dass auch sie Deutsch lernen. Außerdem müssen wir ein Auge auf mögliche Clusterbildungen in den Kindergärten haben“.

66 Kindergärten in Innsbruck

  • Es gibt 30 städtische und 33 private Kindergärten in Innsbruck. In diesen werden Kinder von drei bis sechs Jahren betreut. Während man bei städtischen Kindergärten nur wenig Kosten hat, muss bei privaten tief in die Geldbörse gegriffen werden.
  • „56 Prozent der Schüler in Innsbrucks Mittelschulen sind nicht-deutscher Muttersprache. In den VS und Kindergärten ist es noch dramatischer“, so Fabian Walch (FPÖ).

Das Neue Innsbruck fordert „gute Konzepte“
Lucas Krackl vom Klub Das Neue Innsbruck betont, dass „die seit sechs Jahren und auch in dieser Periode zuständige Stadträtin Elli Mayr hier gefragt ist, schnell tätig zu werden. Ein ausgewogeneres Verhältnis ist Voraussetzung dafür, dass kein Kind zurückbleibt. Um dies zu erreichen, sind gute Konzepte und Handlungswillen erforderlich. Dafür brauchen die Einrichtungen auch die Ressourcen“.

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Die Politik der offenen Grenzen und der Kontrollverzicht bei der illegalen Migration haben zu diesen Zuständen geführt.

Fabian Walch

FPÖ verlangt dichte Grenzen
„Die Politik der offenen Grenzen und der Kontrollverzicht bei der illegalen Migration haben zu diesen Zuständen geführt“, ist sich Fabian Walch von der FPÖ sicher, „zuerst müssen die Grenzen dichtgemacht und weiterer unkontrollierter Zuzug gestoppt werden. Dann müssen die Altlasten aufgearbeitet werden und all jene abgeschoben werden, die keinerlei Bleiberecht haben und kriminell geworden sind.“

Die Alternative Liste Innsbruck meint, dass man ohne Hintergründe kein Statement abgeben könne. Die Anfrage an die anderen Parteien blieb unbeantwortet.

Cornelia Hagele (Bild: Christof Birbaumer/Kronen Zeitung)
Cornelia Hagele

„Gibt die Möglichkeit, zusätzliche Fachkräfte zu beschäftigen“
„Unser oberstes Ziel ist es, in Tirol allen Kindern, gleich ihrer Herkunft, gleiche Bildungschancen zu ermöglichen. Sprache und Kommunikation sind dabei wesentliche Bausteine im pädagogischen Bildungsalltag, in denen die Kinder bereits von Beginn an bestmöglich gefördert werden sollen“, sagt Bildungslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) zu dem oben geschilderten Fall. Sie verweist besonders auf die Sprachförderung des Landes.

„Dabei besteht die Möglichkeit, für Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen zusätzliche Pädagogische Fachkräfte zu beschäftigen. Sie übernehmen damit einen speziellen pädagogischen Schwerpunktauftrag, indem sie die Kinder im individuellen Spracherwerb und Übergang von einer elementaren Bildungseinrichtung in die Volksschule unterstützen.“ 

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Die Sprachförderung zählt mit zur Förderung der frühkindlichen Bildung und zu den wesentlichen Schritten, um das Recht auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes für Kinder ab zwei Jahren in Tirol bis zum Jahr 2026 umzusetzen.

Cornelia Hagele

„Besonderes Anliegen, dass das genutzt wird“
Diese Maßnahme passe sich an den Bedarf an und die Einteilung der Gruppen obliege dem Erhalter. „Die Sprachförderung zählt mit zur Förderung der frühkindlichen Bildung und zu den wesentlichen Schritten, um das Recht auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes für Kinder ab zwei Jahren in Tirol bis zum Jahr 2026 umzusetzen“, unterstreicht die Landesrätin weiters.

Abschließend betont Cornelia Hagele, dass „der Spracherwerb im Kleinkindesalter noch erheblich leichter fällt als zu einem späteren Zeitpunkt. Deshalb ist es mir ein besonders großes Anliegen, dass diese Unterstützung auch genutzt wird, um die Entwicklung von Sprache als Schlüssel zur späteren Teilhabe zu fördern und allen Kindern den Weg für ihren weiteren Bildungsweg bestmöglich zu ebnen“.

Kommentar
Rechtsruck darf nicht wundern

Bei den vergangenen EU-Wahlen konnten die rechten Parteien in Europa kräftige Zuwächse verzeichnen. In Frankreich protestierten Tausende Menschen nach dem ersten Wahlgang bei der vorgezogenen Parlamentswahl gegen den Erfolg der extremen Rechten. Unterdessen wird in Österreich der FPÖ unter Herbert Kickl bei der kommenden Nationalratswahl im Herbst in allen Umfragen Platz eins vorausgesagt.

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Um das Problem, das das Paar schildert, in den Griff zu bekommen, braucht es rasch Lösungen. Denn den Wechsel in eine private Bildungseinrichtung, die monatlich mehrere Hundert Euro verschlingt, kann sich kaum jemand leisten.

Manuel Schwaiger

Hört man sich die Schilderungen des Innsbrucker Elternpaares an, darf einen der Rechtsruck rund um den Globus aber nicht mehr wundern. Denn wenn das eigene Kind nach dem ersten Jahr im Kindergarten die Landessprache verlernt, weil zu viele andere Kinder diese nicht sprechen, ist es nur logisch, dass der Ruf nach geschlossenen Grenzen und einem Stopp des Zuzugs lauter wird.

Um das Problem, das das Paar schildert, in den Griff zu bekommen, braucht es rasch Lösungen. Denn den Wechsel in eine private Bildungseinrichtung, die monatlich mehrere Hundert Euro verschlingt, kann sich kaum jemand leisten. Einige Lösungsansätze liegen bereits auf dem Tisch. Diese rasch umzusetzen, ist das Gebot der Stunde. Dass das noch vor den Nationalratswahlen im Herbst gelingt, darf aber bezweifelt werden.

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