In der Nacht auf Mittwoch fielen erneut gewaltige Regenmengen. Vor allem in der Obersteiermark kam es zu Überflutungen, Murenabgängen und sogar Evakuierungen. Nun wurde in sechs Gemeinden der Katastrophenalarm ausgerufen. Für Mittwochnachmittag sind abermals Gewitter prognostiziert.
Schon wieder hieß es in der Nacht auf Mittwoch „Land unter“ in mehreren steirischen Gemeinden. Die Böden übersättigt von den Regenmengen der vergangenen Tage und Wochen – die Menschen in Sorge um ihr Hab und Gut. Ab 23 Uhr gingen mehrere aufeinanderfolgende Gewitter nieder, sämtliche Feuerwehren der Bezirke Leoben und Bruck-Mürzzuschlag waren gefragt.
„Im Bereich Leoben hat es in Mautern angefangen“, berichtet Stefan Riemelmoser, Bereichsfeuerwehrsprecher in Leoben. Starkregen ging nieder, Vermurungen, Hangrutschungen, Verklausungen und überschwemmte Keller waren die Folge. Besonders betroffen waren die Gemeinden Mautern, Traboch und Thörl – hier wurde noch in den Nachtstunden Zivilschutzalarm ausgerufen. Bewohner wurden aufgerufen, Keller zu meiden und hohe Räume aufzusuchen.
In den Morgenstunden war zudem die B20 von Kapfenberg bis Thörl komplett gesperrt – über die L123, den Pogusch, wurde umgeleitet. Aktuell ist außerdem die Südstrecke der ÖBB zwischen Mürzzuschlag und Krieglach blockiert. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, bis 14 Uhr sollte die Sperre aufgehoben sein.
Mittwochmittag wurden daraufhin gleich sechs steirische Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt: Mautern, Kammern im Liesingtal, Wald am Schoberpaß und Kalwang im Bezirk Leoben, Thörl und Aflenz im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. In Kalwang hat es eine Forellenzucht besonders heftig getroffen: Etwa 250 Tonnen Fisch sind aus den Becken geschwemmt worden. Ungefähr 100 Freiwillige helfen dabei, diese einzusammeln und somit hygienische Missstände zu verhindern.
40 Personen in Traboch evakuiert
In Traboch mussten in der Nacht 40 Personen aus zwei Ortsteilen evakuiert werden. „Der Damm des Trabocher Sees drohte zu brechen“, erklärt Riemelmoser. Die Bewohner wurden über Nacht in einer Volksschule untergebracht und konnten am Morgen zurück in ihre Häuser. Hier konnte daraufhin der Zivilschutzalarm aufgehoben werden.
Insgesamt waren allein im Bereich Leoben 400 Einsatzkräfte gefordert. Thomas Meier, Landesfeuerwehrsprecher, bilanziert 180 Einsätze von etwa 100 Feuerwehren landesweit. „Wir können nur allen Kameradinnen und Kameraden danken, die seit den Nachtstunden im Einsatz stehen“, sagen Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und sein Stellvertreter Anton Lang (SPÖ).
Drei Höfe von Außenwelt abgeschnitten
In Wald am Schoberpaß hinterließ das Unwetter besonders heftige Spuren der Verwüstung: „Der Bach hat die Straße zu drei Gehöfen im Liesinggraben weggespült. Sie sind aktuell von der Außenwelt abgeschnitten“, berichtet Christopher Rainer von der Feuerwehr Wald am Schoberpaß. Auch eine Mure sei abgegangen – diese konnte beseitigt werden. Wann die Zufahrt zu den Höfen wieder hergestellt werden kann, ist noch unklar.
Auch die Freiwillige Feuerwehr Bruck berichtet auf Facebook: „Kurz aufeinander folgende Gewitterfronten mit teils großem Hagel führten zu mehreren Vermurungen und Überflutungen.“ Ein Video aus der Ortschaft Jauring der Gemeinde Aflenz zeigt eine Straße, die einem Fluss gleicht. Aus dem Bereich Mürzzuschlag heißt es: „Zahlreiche Überflutungen auf Verkehrswegen, Unterführungen, Auspumparbeiten aus Kellerräumen und kleinere Murenabgänge waren von den Einsatzkräften der Feuerwehren abzuarbeiten.“
Derzeit ist man mit vereinten Kräften mit Pump- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Diese werden noch den Tag über andauern. Von „enormen Regenmengen“ berichtet auch Ubimet-Meteorologe Martin Templin. „Spitzenreiter war Aflenz mit an die 100 Liter pro Quadratmeter in nur wenigen Stunden“, sagt er.
Indes steigt die Sorge um weitere Gewitter in den Mittwochnachmittagsstunden: „Es schaut nicht gut aus“, sagt Meier. „Aktuell sind über dem Südosten Österreichs wieder energiereiche Luftmassen“, bestätigt Templin, „am Nachmittag ist in der Obersteiermark wieder mit 30 Liter oder mehr zu rechnen.“
Er warnt: „Wenn jetzt nochmals dieselben Regionen getroffen werden, sind die übersättigten Böden sicherlich ein großes Thema.“ Schon die vergangenen Monate haben in der Steiermark überdurchschnittliche große Regenmengen im Bundesvergleich gebracht. In den nächsten Tagen stehen nun jeden Tag in unterschiedlichen Regionen des Landes Gewitter an – gegen Wochenende sogar mit Hagel, sagt Templin.
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