Nachdem das gewaltige Gewitter sich über den Nockbergen und der Gegend bei Kremsbrücke entladen hatte, zog es weiter. Für die Bewohner der Kärntner Gemeinde blieben die verheerenden Folgen.
„Rund 110 bis 130 Millimeter Niederschlag je Quadratmeter hat es in der Innerkrems in kürzester Zeit gegeben“, vermeldete die Feuerwehr. Das sind bis zu 130 Liter pro Quadratmeter – eine gewaltige Menge, die sich dann ihren Weg durch das Tal bahnte. Der Innerkremsbach wurde zu einem reißenden Strom, der die Gemeinde Kremsbrücke unter Wasser setzte. Daher wurde von der Gemeindebehörde um 20.28 Uhr die Zivilschutzwarnung, um 20.44 Uhr dann der Zivilschutzalarm angeordnet.
Die Bevölkerung wurde eindringlich davor gewarnt, die Gebäude zu verlassen, und aufgefordert, höher gelegene Stockwerke aufzusuchen und den Anordnungen der Einsatzkräfte Folge zu leisten. „Es ist zu gefährlich, sich dem Bach oder dem Fluss zu nähern“, warnte Josef Glanzer, Kommandant der FF Kremsbrücke. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wurde es sogar für die Einsatzkräfte und Helfer zu gefährlich, manche Bereiche zu betreten.
Hochwasser und Muren
Nachdem das Unwetter weitergezogen war, hatte der Kremsbach den Stand eines 30-jährigen Hochwassers erreicht, doch erst gegen Mitternacht ging der Pegel wieder zurück. Informationen über die Situation in der Innerkrems waren kaum zu erlangen, da weder Funk- noch Telefonverbindungen möglich waren. „Nur so viel ist bekannt, dass auch dort reißende Bäche an Straßen und Gebäuden Schäden angerichtet haben und Häuser unter Wasser stehen“, hieß es seitens der Feuerwehr. Wegen einer Mure wird die Innerkremser Landesstraße mehrere Tage gesperrt bleiben müssen. Durch die Katastrophe wurde auch die Stromversorgung in der Innerkrems gekappt.
Lage weiter angespannt
Neben all der Zerstörung gab es aber auch gute Nachrichten. „Gott sei Dank ist bislang keine Person verletzt worden. Man muss die Nacht und die Entwicklung des Hochwassers abwarten, bevor weitere Maßnahmen gesetzt werden“, erklärte Bürgermeister Gottfried Kogler. „Die Feuerwehren mussten sich wegen der immer noch steigenden Pegel gegen 22 Uhr aus Sicherheitsgründen selbst zurückziehen und werden, sobald es die Situation erlaubt, wieder in Einsatz gehen.“ Er bittet die Bevölkerung, die Warnungen weiter ernst zu nehmen und sich in Sicherheit zu begeben.
Die Lage war natürlich auch für die bestens ausgebildeten Feuerwehren enorm fordernd. „Sie müssen aber vor Ort die weiteren Entwicklungen ebenfalls abwarten. Es sei absolut zu gefährlich, sich zum Bach oder zur hochwasserführenden Lieser zu begeben. Viele Straßen sind auch mit Einsatzfahrzeugen nicht passierbar“, betonte Abschnittsfeuerwehrkommandant Josef Heiss. „Auch die Löschgruppe in der Innerkrems meldet, dass viele Häuser, Brücken und Straße vom Hochwasser betroffen sind, aber die Situation bis zum Rückgang der Pegel abgewartet werden muss.“
Erkundungsflug über Innerkrems geplant
Bei der letzten Einsatzbesprechung um 7 Uhr konnten sich die Feuerwehren schon ein besseres Bild von der Lage machen. „Der Bach ist wieder im Bachbett, es gibt keine aktuelle Bedrohung mehr. Es beginnen jetzt die Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät, auch landwirtschaftliche Maschinen und Traktoren kommen zum Einsatz. Die Kanalleitung ist, so wie der Strom, immer noch unterbrochen“, erklärte Walter Egger, Bezirksfeuerwehrkommando Spittal. „In gut einer Stunde gibt es einen Erkundungsflug über die Innerkrems.“ Die Zufahrt ist derzeit nur über Salzburg möglich, da auch die Nockalmstraße verlegt ist.
Mittlerweile laufen die Aufräumarbeiten in Kremsbrücke – bei Tageslicht zeigt sich das Ausmaß der Auswirkungen der Sturzflut. Erinnerungen an die Szenerie im Gegendtal werden wach. Beim Überflug mit dem Polizeihelikopter stellte sich auch heraus, dass die Straßen stärker in Mitleidenschaft gezogen waren, als ursprünglich angenommen. Ganze Straßenteile wurden weggerissen, viele Abschnitte sind verschlammt – laut Schätzungen teils bis zu vier Meter hoch.
Dadurch, dass zwei Gehöfte von der Außenwelt abgeschottet sind, müssen derzeit sechs Personen aus der Luft mit Lebensmitteln und Wasser versorgt werden. Zwei Touristen, die vermisst wurden, weil ihr Auto unauffindbar war, sind zum Glück wohlbehalten – sie waren noch vor dem Gewitter weggefahren.
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