Die Hintergründe

Trotz Krise: Kurzarbeit in Steiermark kaum Thema

Steiermark
26.07.2024 06:00

Die Wirtschaft schwächelt, vor allem die Industrie befindet sich in einer anhaltenden Krise. Kurzarbeit als Hilfe, um die schwierige Zeit mit bestehendem Personal durchzutauchen, ist dennoch kaum Thema. Das sind die Hintergründe.

Die Zahlen sprechen für sich: In der aktuellen Konjunkturumfrage der steirischen Industriellenvereinigung unter 46 großen Betrieben schätzen zwei Drittel die Geschäftslage nur als durchschnittlich ein. Lediglich zehn Prozent sprechen von einer guten Auftragslage, jedes dritte Unternehmen erwägt, Personal abzubauen. Besonders bitter: Die Prognose für die Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten dreht sich klar in den negativen Bereich, der Index liegt bei minus 12.

„Die Rezession in der steirischen Industrie schreibt sich fort und zeigt, wie dringend wir Maßnahmen zur Steigerung wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen für unsere Betriebe benötigten“, sagt Christoph Robinson, der neue steirische IV-Geschäftsführer. Gerade exportorientierte Unternehmen tun sich schwer: „Heimische Produkte sind im internationalen Vergleich schlichtweg zu teuer geworden“, so Robinson.

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Ein wirklicher Aufschwung zeichnet sich in der Steiermark aktuell noch nicht ab.

(Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)

IV-Geschäftsführer Christoph Robinson

Umsatz bei Andritz ging zurück
Am Donnerstag hat etwa die Andritz AG ihre Bilanz für das erste Halbjahr veröffentlicht. Der Umsatz beim Grazer Anlagenbauer ging um drei Prozent zurück, weil es in einigen Sparten an großen Aufträgen mangelt. Immerhin konnte der Gewinn stabil gehalten werden.

Kurzarbeit: Nur zwei Anträge genehmigt
Bei großen Krisen der jüngeren Vergangenheit, vor allem während der Corona-Hochphase, war die Kurzarbeit ein weit verbreitetes Phänomen. Kurz zusammengefasst: Mitarbeiter arbeiten weniger, erhalten aber fast ihr ganzes Gehalt – der Staat schießt kräftig zu. So kann das Personal auch in dürren Zeiten gehalten werden.

Aktuell ist das kaum ein Thema. Österreichweit seien heuer nur zwei Anträge genehmigt worden, heißt es vom AMS. Diskutiert wird derzeit über den Kühlschrankhersteller Liebherr, der gerne Kurzarbeit für fast 1000 Mitarbeiter in Osttirol hätte, diese aber wohl nicht abgesegnet bekommt. Auch Wirtschaftsminister Martin Kocher hat sich schon skeptisch geäußert. 

In der Steiermark ist Kurzarbeit kein wirkliches Thema, heißt es aus der Industrie. Hintergrund: Die Kurzarbeit soll vor allem bei kurzfristigen, von außen herbeigeführten Krisen, etwa der Pandemie oder Naturgewalten, helfen. Es ist kein Instrument für lang anhaltende Konjunkturschwächen. Ein Aufschwung ist derzeit ja nicht in Sicht.

Außerdem gibt es, trotz steigender Arbeitslosigkeit, noch immer genügend offene Stellen gerade für qualifizierte Fachkräfte. Sprich: Wer entlassen wird, hat durchaus Chancen, einen neuen Job zu finden. 

Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl

„Kurzarbeit restriktiv einsetzen“
In diesem Sinne äußert sich auch Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Da trotz schwächelnder Konjunktur derzeit aber viele Betriebe nach wie vor über einen Fach- und Arbeitskräftemangel klagen, sollte man das Instrument der Kurzarbeit generell restriktiv einsetzen. Wenn ein Unternehmen für eine periphere Region aber als zentraler Arbeitgeber gilt, sollte dies bei der Bewertung, ob Kurzarbeit gewährt wird, jedoch entsprechend berücksichtigt werden.“ Auch die Industriellenvereinigung spricht sich dafür aus, sich den Einzelfall genau anzusehen.

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