Ein umstrittenes Projekt in Oberösterreich erlangt hier eine Würdigung – allerdings eine unrühmliche! Greenpeace deckte mit einer Abstimmung die schlimmsten Beispiele für einen verantwortungslosen Bodenfraß auf. An der Spitze steht das Areal Ehrenfeld 2 in Ohlsdorf.
Glühender Aspahlt, so weit das Auge reicht: In Oberösterreich ist die größte von Greenpeace erkorene Bausünde das Betriebsbaugebiet Ehrenfeld II in Ohlsdorf, in Wien ist es die Stadtstraße. In Niederösterreich wiederum die Ostumfahrung Wiener Neustadt, das Burgenland steht für das Zentrallager der Firma XXXLutz in Zurndorf am Ökopranger.
In Kärnten landet das Lkw-Verteilerzentrum LCAS-Nord auf Platz eins. Die Playworld Spielberg machte in der Steiermark das Rennen, und in Salzburg wurde das Luxus-Resort Six Senses Residences Kitzbühel Alps auserkoren. In Tirol „gewinnt“ das geplante Gewerbegebiet Unterbürg St. Johann, in Vorarlberg die Tunnelspinne Feldkirch.
„Gesunde Böden sind unsere Lebensgrundlage“
Nach der Veröffentlichung dieser Liste fordert die Umwelt-NGO jetzt die Landesregierungen auf, Maßnahmen zu ergreifen. Oberösterreichs Umweltlandesrat Stefan Kaineder von den Grünen sagt zu diesem Ranking: „Täglich werden allein in Oberösterreich rund 21.000 Quadratmeter Boden für Siedlungs-, Verkehrs- und Geschäftsflächen verbraucht. Gesunde Böden sind aber unsere Lebensgrundlage. Sie reinigen unser Grundwasser, halten Wasser zurück und schützen so vor Überschwemmung.“
Und weiter: „So eine Trophäe stellt man nicht in die Vitrine, sondern in das letzte Kellereck. Aber dass das Projekt Ohlsdorf zu Oberösterreichs Betonschatz Nummer eins gekürt wurde, überrascht nicht. Wer 190.000 Quadratmeter Wald für ein Betriebsbaugebiet wegschiebt, hat die Favoritenrolle und diese blamable Würdigung redlich verdient. Mit am Schmäh-Pranger steht eine grundsätzliche Bodenschutzverweigerung hier in Oberösterreich, die Ohlsdorf erst möglich gemacht hat“, findet der Landesrat harte Worte.
Wir stecken in Österreich tief in dieser Betonkrise. Dabei ist Boden ein öffentliches Gut, das wir verstehen, respektieren und zunehmend auch behüten müssen.
Professorin Sabine Knierbein, TU Wien
Sabine Knierbein, Professorin am Forschungsbereich für Stadtkultur und Öffentlicher Raum an der TU Wien, sagt: „Wir stecken in Österreich tief in dieser Betonkrise. Dabei ist Boden ein öffentliches Gut, das wir verstehen, respektieren und zunehmend auch behüten müssen – für ein gutes Klima, erfrischendes Wasser und aus Respekt vor anderen Lebewesen.“
Bürgermeister bekommen „Medaillen“ verliehen
Dass den Bürgern diese Öko-Katastrophe unter den Nägeln brennt, zeigt die große Zahl an Einreichungen. Denn insgesamt wurden für die Kür der schlimmsten Umweltsünden immerhin 20.000 Bewerbungen abgegeben. Mithilfe eines Publikumsvotings und bewertet durch eine Fachjury, wurden daraus die fragwürdigen Gewinnerprojekte ermittelt. Die jeweiligen Bürgermeister dürfen sich auf entsprechende „Medaillen“ freuen, die ihnen in nächster Zeit – so sie es zulassen – von Aktivsten überreicht werden.
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