Oft vertriebenes Volk

Aus aller Welt kommen Gottscheer nach Klagenfurt

Kärnten
02.08.2024 06:02

Sie leben auf allen Kontinenten, fühlen sich aber fest miteinander verbunden in ihrer Kultur und über die Geschichte ihrer Vorfahren: die Gottscheer. Viele kommen alljährlich nach Klagenfurt zur Kulturwoche, die heuer zum 57. Mal organisiert wird. Die Gottscheer Zeitung feiert bereits ihre ersten 120 Jahre!

In Klagenfurt beim Schloss Krastowitz haben die Gottscheer eine Heimat für ihre Schutzmantelmadonna. Seit 1963 kommen Gottscheer Wallfahrer aus aller Welt am ersten Sonntag im August hierher.

Heimat – kein einfaches Wort für die Gottscheer. Umsiedeln bestimmte das Leben der Gottscheer oft, zu oft: 60 Kilometer südöstlich von Laibach siedelten die Grafen von Ortenburg ab 1330 Familien aus Oberkärnten und Osttirol an.

Doch nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie gab es für die deutschsprachige Minderheit im Königreich der Serben, Kroaten, Slowenen keinen Schutz mehr. Die Gottscheer wollten eine Republik werden, doch von US-Präsident Woodrow Wilson gab es keine Hilfe.

1919 waren einschneidende Veränderungen zu spüren: An zuvor deutschsprachigen Schulen war nur noch Slowenisch als Unterrichtssprache zulässig, 33 deutsche Lehrer wurden entlassen, die deutschen Kindergärten geschlossen. Das Hochdeutsche verschwand auch aus der Verwaltungs- und Geschäftssprache.

Die Schutzmantelmadonna, geschaffen von Konrad Campidell, in der Gedächtnisstätte in Krastowitz. (Bild: Evelyn Hronek)
Die Schutzmantelmadonna, geschaffen von Konrad Campidell, in der Gedächtnisstätte in Krastowitz.

1941 mussten viele die Gottschee verlassen, nach Kriegsende wurden die restlichen Gottscheer vertrieben. In Amerika, in Australien, in aller Welt sind sie seitdem zuhause.

Kontakt zueinander haben sie nicht zuletzt durch die Gottscheer Zeitung: Vor 120 Jahren wurde der Gottscheer Bote gegründet. Seit Jänner 1904 berichtet er regelmäßig über das Leben der Volksgruppe, die Schwierigkeiten und die schönen Erlebnisse. Wegen politischer Verbote und der Aussiedelung konnte der Bote 1919 und Anfang der 1940er Jahre nicht erscheinen. Das Motto lautet seit jeher „Mit der Heimat im Herzen über Land und Meer verbunden“. Bis Kanada, in die USA, nach Australien, Schweden, in die Schweiz, nach Ungarn, Italien, Kroatien, Slowenien, Deutschland wird der Gottscheer Bote versendet.

57. Gottscheer Kulturwoche

Wegen der Bauarbeiten am Areal von Schloss Krastowitz ist die heurige Kulturwoche eingeschränkt, aber dennoch ein Anziehungspunkt für Gottscheer aus aller Welt. Dienstag und Mittwoch reisten die Gottscheer in die Gottschee im heutigen Slowenien.

Am Freitag (19.30 Uhr) eröffnen Otto Tripp, Vorsitzender der Gottscheer Landsmannschaft in Klagnefurt, und Hermann Petschauer, der Leiter der Kulturwoche, diese Kulturwoche. Werner Drobesch spricht über die Gottscheer im Spiegel ihrer Vereinszeitungen.

Am Samstag, 3. August, nehmen die Gottscheer am Trachtenumzug am Villacher Kirchtag teil.

Am Sonntag, 4. August, spielt die Kolpinfmusik Klagenfurt vor Schloss Krastowitz ein Platzkonzert (9 Uhr). Danach zieht die Prozession zur Gedächntisstätte am Schlossareal. Für die Verstorbenen wird ein Kranz niedergelegt.  Nach dem Gottesdienst essen und feiern die Gottscheer. Um 14 Uhr gibt es von Militärerzdekan Ordinariatskanzler Harald Tripp den Segen in der Gedächtnisstätte.

“De Khöscht ahoima in Göttscheab – die Kost daheim in Gottschee“ heißt das Kochbuch, das Rezepte aus der alten Heimat verrät (zu bestellen um 18 Euro bei der Landsmannschaft unter e-m-a.tiefenbacher@chello.at ).

Die Herkunft des Begriffes Gottschee ist übrigens nicht restlos geklärt. Vermutlich aber geht er auf die slowenische Kollektivbildung Kočevje für Hüttenansammlung zurück (slowenisch Koča = Hütte).

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt