Sie leben auf allen Kontinenten, fühlen sich aber fest miteinander verbunden in ihrer Kultur und über die Geschichte ihrer Vorfahren: die Gottscheer. Viele kommen alljährlich nach Klagenfurt zur Kulturwoche, die heuer zum 57. Mal organisiert wird. Die Gottscheer Zeitung feiert bereits ihre ersten 120 Jahre!
In Klagenfurt beim Schloss Krastowitz haben die Gottscheer eine Heimat für ihre Schutzmantelmadonna. Seit 1963 kommen Gottscheer Wallfahrer aus aller Welt am ersten Sonntag im August hierher.
Heimat – kein einfaches Wort für die Gottscheer. Umsiedeln bestimmte das Leben der Gottscheer oft, zu oft: 60 Kilometer südöstlich von Laibach siedelten die Grafen von Ortenburg ab 1330 Familien aus Oberkärnten und Osttirol an.
Doch nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie gab es für die deutschsprachige Minderheit im Königreich der Serben, Kroaten, Slowenen keinen Schutz mehr. Die Gottscheer wollten eine Republik werden, doch von US-Präsident Woodrow Wilson gab es keine Hilfe.
1919 waren einschneidende Veränderungen zu spüren: An zuvor deutschsprachigen Schulen war nur noch Slowenisch als Unterrichtssprache zulässig, 33 deutsche Lehrer wurden entlassen, die deutschen Kindergärten geschlossen. Das Hochdeutsche verschwand auch aus der Verwaltungs- und Geschäftssprache.
1941 mussten viele die Gottschee verlassen, nach Kriegsende wurden die restlichen Gottscheer vertrieben. In Amerika, in Australien, in aller Welt sind sie seitdem zuhause.
Kontakt zueinander haben sie nicht zuletzt durch die Gottscheer Zeitung: Vor 120 Jahren wurde der Gottscheer Bote gegründet. Seit Jänner 1904 berichtet er regelmäßig über das Leben der Volksgruppe, die Schwierigkeiten und die schönen Erlebnisse. Wegen politischer Verbote und der Aussiedelung konnte der Bote 1919 und Anfang der 1940er Jahre nicht erscheinen. Das Motto lautet seit jeher „Mit der Heimat im Herzen über Land und Meer verbunden“. Bis Kanada, in die USA, nach Australien, Schweden, in die Schweiz, nach Ungarn, Italien, Kroatien, Slowenien, Deutschland wird der Gottscheer Bote versendet.
Wegen der Bauarbeiten am Areal von Schloss Krastowitz ist die heurige Kulturwoche eingeschränkt, aber dennoch ein Anziehungspunkt für Gottscheer aus aller Welt. Dienstag und Mittwoch reisten die Gottscheer in die Gottschee im heutigen Slowenien.
Am Freitag (19.30 Uhr) eröffnen Otto Tripp, Vorsitzender der Gottscheer Landsmannschaft in Klagnefurt, und Hermann Petschauer, der Leiter der Kulturwoche, diese Kulturwoche. Werner Drobesch spricht über die Gottscheer im Spiegel ihrer Vereinszeitungen.
Am Samstag, 3. August, nehmen die Gottscheer am Trachtenumzug am Villacher Kirchtag teil.
Am Sonntag, 4. August, spielt die Kolpinfmusik Klagenfurt vor Schloss Krastowitz ein Platzkonzert (9 Uhr). Danach zieht die Prozession zur Gedächntisstätte am Schlossareal. Für die Verstorbenen wird ein Kranz niedergelegt. Nach dem Gottesdienst essen und feiern die Gottscheer. Um 14 Uhr gibt es von Militärerzdekan Ordinariatskanzler Harald Tripp den Segen in der Gedächtnisstätte.
“De Khöscht ahoima in Göttscheab – die Kost daheim in Gottschee“ heißt das Kochbuch, das Rezepte aus der alten Heimat verrät (zu bestellen um 18 Euro bei der Landsmannschaft unter e-m-a.tiefenbacher@chello.at ).
Die Herkunft des Begriffes Gottschee ist übrigens nicht restlos geklärt. Vermutlich aber geht er auf die slowenische Kollektivbildung Kočevje für Hüttenansammlung zurück (slowenisch Koča = Hütte).
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