Statt profitorientierten Finanzjongleuren das Gesundheitssystem zu überlassen, würde das Land Burgenland nun Anteile erwerben. Den „Ausverkauf der Gesundheit“ wolle man damit stoppen, heißt es aus dem Regierungssitz in Eisenstadt.
Österreichs größter Gesundheitskonzern, die Vamed AG, spaltet sich auf. 21 Reha-Zentren mit 3500 Mitarbeitern soll, wie berichtet, mehrheitlich an den französischen Private-Equity-Fonds PAI Partners gehen. Gegen den „Ausverkauf der Gesundheit und Pflege“ legt sich Landeshauptmann Hans Peter Doskozil quer: „Privaten Investoren geht es in erster Linie um Gewinn.“ Geht es nach Doskozils Vorstellungen, soll das Burgenland bestimmte Vamed-Anteile übernehmen.
Sorge um Jobs und Kurbetten
„Sechs Prozent der Rendite, die jedes Jahr auf die Aktionäre entfallen, würden so direkt den Patienten zugutekommen“, erklärt Doskozil. Mit Sorge blicken SPÖ-Klubobmann Roland Fürst und Thomas Hoffmann, SPÖ-Vorsitzender des Bezirkes Mattersburg, auf die Pflege- und Gesundheitseinrichtung in Bad Sauerbrunn. Dort sind 250 Vamed-Jobs und 300 Kurbetten betroffen. Die regionale Wertschöpfung soll nicht gefährdet werden, lautet das Ziel.
Pflege in öffentliche Hand
„Wir wollen nicht, dass das lokale Gesundheitsangebot zum Spielball französischer Finanzinteressen wird“, sagen Fürst und Hoffmann. Sie verweisen auf einen brisanten Fall. Erst vor wenigen Monaten sind im Bezirk Mattersburg 52 schwer Pflegebedürftige von einem Tag auf den anderen auf der Straße gestanden, weil ihr Haus Insolvenz anmelden musste. „Der ganze Pflege- und Gesundheitsbereich gehört in öffentliche Hand“, betonen die SPÖ-Politiker.
Vertrauen in Doskozil
Volle Unterstützung erhält das Land Burgenland von Vamed-Betriebsräten, die den geplanten Verkauf der Reha-Zentren an einen „Heuschreckenfonds“ als „Versagen der Bundesregierung und der Krankenkassen“ bewerten. „Doskozil ist der einzige Landeshauptmann, der in dieser wichtigen Sache den richtigen Blickwinkel hat“, lassen Gerald Mjka, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft vida und Vorsitzender des Fachbereiches Gesundheit, sowie Harald Steer, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Vamed, keine Zweifel offen.
Minister ist am Zug
„Das Land ist für Gespräche bereit“, so Doskozil: „Zuerst muss jedoch der Gesundheitsminister veranlassen, dass die Tagsätze durch die Sozialversicherungsträger gekündigt werden. Sonst gibt es für uns keine Chance auf Verhandlungen über Anteile.“ Bei einer Kündigung der Verträge kann das Bundesland in der Versorgung aushelfen.
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