Lesen in ausgeborgten Büchern liegt im Trend. In der Zweigstelle Ost der Grazer Stadtbibliothek hat sich die Anzahl der Entlehnungen in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht. Woran das liegt und wie sich Büchereien in der Steiermark verändern.
15 Euro im Jahr für so viele Bücher, wie man lesen kann: Der Preis alleine ist ein großes Argument für eine Mitgliedschaft bei einer Bibliothek. Kinder bis 18 leihen in Graz sogar gratis aus. Und trotzdem gehört mehr dazu, wenn man die lesebegeisterte Bevölkerung erreichen möchte. „Die Anzahl der Medien rückt immer mehr in den Hintergrund. Es geht nicht ums Horten von Büchern, sondern um einen ausgewählten, aktuellen Bestand“, sagt Marie Therese Stampfl, Leiterin der Grazer Stadtbibliotheken mit neun Standorten und 27.000 aktiven Mitgliedern. „Man will der Informationsflut entgehen.“
Entscheidend sind da die Empfehlungen und Kaufentscheidungen der Bibliothekare. „Sie kennen die Leser am besten“, sagt Stampfl. In der Zweigstelle Ost gibt es zum Beispiel einen eigenen Tisch mit Büchern, die auf TikTok viral gehen. „Die Jugend liest gerne und ihr Fokus liegt weniger am Besitz als auf dem Nutzen. Sie ist umweltbewusst und schätzt die Kultur des Teilens“, sagt Stampfl.
Teure Bücher machen Leseratten sparsamer
Auch mit den Teuerungen hat das natürlich zu tun. „Bücher sind kostspielig geworden. Das spüren alle gesellschaftlichen Schichten.“ Ein Kochbuch kann schon mal 50 Euro kosten, ein Hardcover-Bestseller gut und gerne 25. „Vor allem für Eltern mit Kindern ist das viel Geld. Manche borgen 30, 40 Bücher auf einmal aus.“ In Konkurrenz zum Buchhandel sieht Stampfl die Bibliotheken trotzdem nicht.
Gut kommen auch die 1800 angebotenen Tonies an – sie sind die am meist ausgeborgten Gegenstände. In der sogenannten „Dingeborg“ finden sich 150 Dinge zum Ausleihen – vom Stand-up-Paddel bis hin zum Blutdruckmessgerät und Waffeleisen. „Das haben wir 60-mal ausgeborgt, bis es kaputt war. Es kommt total gut an.“
Budgetkürzung bedeutet weniger Bücher
Die Budgetkürzung von minus 13 Prozent trifft Stampfl „schlimm“, denn Mieten und Bücher sind teurer geworden. „Weniger Budget heißt weniger Bücher“, mahnt sie. An Lesungen, Computer-Workshops, Nähkursen und gemeinsamem Lesen will sie dennoch festhalten. „Der Raum an sich wird immer wichtiger. Schüler kommen zum Lernen, ältere Leute zum Zeitunglesen.“ Man sei ein „Wohnzimmer für die ganze Stadt“ – und wolle das auch bleiben.
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