Dieses Ergebnis hat die Landtagsopposition wohl nicht erwartet: Sie verlangte eine Prüfung der Energie-Steiermark-Tarife durch den Landesrechnungshof. Das Ergebnis: Die Preise stiegen in den vergangenen Jahren stark, aber nachvollziehbar. Es gab keine Übergewinne – und somit auch keinen Skandal.
Er war einer der Politik-Aufreger im Vorjahr: Das Land Steiermark übernahm wieder alle Anteile an der Energie Steiermark und legte dafür mehr als 500 Millionen Euro auf den Tisch – in Zeiten von extrem hoher Inflation und Energiepreisen. Die Oppositionsparteien FPÖ, KPÖ und Neos beauftragten daraufhin den Landesrechnungshof mit einer Prüfung. Hauptfrage: Waren die Preiserhöhungen der vergangenen Jahre tatsächlich notwendig?
Nun, das fast 140-seitige Ergebnis liegt vor. Und es zeichnet ein Bild, das für das Energieunternehmen spricht: Die Tarifsprünge sind für die Rechnungshofprüfer nachvollziehbar und angemessen, sie spiegelten die Entwicklung auf den Großhandelsmärkten wider und hatten auch zu keinen zusätzlichen Gewinnen geführt. Sprich: Es gab keine Bereicherung des Konzerns auf Kosten der Kunden.
Der Bericht bestätigt eine faire und transparente Preisgestaltung in allen Sparten – auch in einem überaus turbulenten Umfeld der letzten Jahre.
Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik
Bild: www.bigshot.at / Christian Jungwirth
Der Großteil des Unternehmensgewinns stammt nicht aus dem Endkundengeschäft, sondern aus anderen Beteiligungen – etwa an den Wasserkraftwerken des Verbunds. Womit, wie die Neos kritisch anmerken, dann indirekt doch wieder die Konsumenten für schöne Gewinne sorgen.
Ein Überblick der Prüfungsergebnisse in den Bereichen Strom, Gas und Fernwärme:
Die Energie Steiermark bezieht fast den gesamten Strom am Großhandelsmarkt, nur vier Prozent werden selbst erzeugt – das ist fast völlig vernachlässigbar. Nach dem Energieschock (Stichworte: Inflation und Krieg in der Ukraine) gab es bis Mitte 2023 mehrere Preissteigerungen für die Kunden, die sich aber nicht auffällig von anderen Landesenergieversorgern unterschieden.
Auch hätten sich die Tarife der Energie Steiermark nicht an der von der Regierung eingeführten „Strompreisbremse“ orientiert. Diesem Vorwurf war die Branche ja häufig ausgesetzt.
Günstig sind die Steirer allerdings nicht: Im Vergleich zu den übrigen Landenergieversorgern waren sie von 2019 bis 2021 sowie zwischen Mitte 2022 bis Mitte 2023 im oberen Preisdrittel, im ersten Halbjahr 2022 sowie im zweiten Halbjahr 2023 immerhin im mittleren Drittel. Flexible Tarife spielen bei Privatkunden mit einem Anteil von 18 Prozent übrigens keine große Rolle.
Beim Gas lag die Energie Steiermark von 2019 bis 2021 preislich im unteren Drittel. Beginnend mit dem Jahr 2023 drehte sich das Bild jedoch, seitdem zählt man zu den teuersten Landes-Energieversorgern. 79 Prozent der Kunden haben übrigens einen Fixtarif.
Der Landesrechnungshof empfiehlt, wie auch beim Strom, eine Verkürzung des Beschaffungshorizonts zu überdenken. Dadurch können günstige Marktchancen genutzt und Preisvorteile an Privatkunden weitergegeben werden.
Die Dekarbonisierung des Grazer Fernwärmenetzes mit gut 90.000 Haushalten ist noch ein weiter Weg: Laut Rechnungshof wurden im Vorjahr noch 99 Prozent der an die Energie Graz gelieferten Wärme mit Erdgas erzeugt!
Der Fernwärmetarif stieg 2022 um mehr als 60 Prozent an: Diese Erhöhung war laut Rechnungshofs „volkswirtschaftlich gerechtfertigt.“ Im Vorjahr folgte eine Senkung um zehn Prozent, bald soll der nächste Preisnachlass fixiert werden.
Aufgrund der mittelfristigen Strategie beim Beschaffen von Gas schlagen sich die internationalen Preisentwicklungen für Kunden zeitverzögert nieder. So wurden die exorbitant hohen Marktpreise für Erdgas 2021 und 2022 nicht sofort weitergegeben, ab 2023 trifft das aber auch für die stark fallenden Erdgaspreise zu. Die Folge: 2021 erzielte die Energie Steiermark im Fernwärme-Bereich einen operativen Verlust von 4,37 Millionen Euro. 2023 gab es dann allerdings wieder einen Bilanzgewinn von 10,3 Millionen Euro.
Eine Empfehlung gibt der Rechnungshof mit auf den Weg: Es sollte evaluiert werden, ob der Betrieb, die Erzeugung und der Transport der Wärme nicht durch die Energie Graz selbst erfolgen sollte.
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