Steirische Schätze

Das Sensenwerk hütet eine „linkische“ Rarität

Hannes Köck vom Sensenwerk Deutschfeistritz kennt die Geschichte der Linkshändersense

(Bild: Thomas Caks)

Teil 5 der „Krone“-Serie zu steirischen Regionalmuseen: Im Sensenwerk Deutschfeistritz findet sich eines der frühesten Mähgeräte, das eigens für Linkshänder produziert wurde. 

Noch bis in die 1970er-Jahre hinein gab es in der Steiermark quasi keine Linkshänder. „Schon in der Schule wurden Kinder dazu angehalten, nur die gute, also rechte, Hand zu verwenden“, weiß Hannes Köck vom Museum Sensenwerk in Deutschfeistritz. Das Linkshändertum galt als Makel, den es mit allen Mitteln auszubügeln galt – auch in der Arbeitswelt. Umso besonderer ist die Sense, die in Deutschfeistritz in den 1960ern produziert wurde: Eine Linkshänder-Sense nämlich – aktuell zu sehen in der Schau „Wer bist du: Steiermark?“ im Volkskundemuseum Graz.

Eine Rarität im großen Sortiment
„Nur in sehr kleinen Mengen wurde dieses Exemplar produziert – und nur für ein einziges Handelsunternehmen im Schweizer Kanton Zürich“, weiß Köck. Wie rar ein derartiges Produkt zur damaligen Zeit war, verrät auch der Hinweis „Superieur“ im Schriftzug. Es handelt sich also zwar um ein historisches Objekt, aber eigentlich auch um ein Nischenprodukt für das Sensenwerk in Deutschfeistritz, das von 1849 bis 1984 in Betrieb war und in dem in den goldenen Zeiten bis zu 60.000 Sensen im Jahr produziert wurden.

(Bild: Thomas Caks)

Welche Arbeitsschritte (es sind genau 33) dafür notwendig waren und wie diese Arbeit aussah – das wird im Museum Sensenwerk seit vielen Jahren vermittelt: „Nach der Stilllegung in den 1980ern drohte das Werk zu verfallen. Es ist vielen Freiwilligen zu verdanken, dass es als lebendes Museum mit seinen fünf Wasserrädern erhalten werden konnte“, erzählt Köck. Diesen Freiwilligen ist es auch zu verdanken, dass das Museum auch heuer nicht einem Hochwasser zum Opfer fiel: „Der Schlamm war überall. Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen“, sagt Köck.

Unterkriegen wollten sich auch die Linkshänder nicht lassen. Nach Jahrhunderten der erzwungenen Umgewöhnung, die oft psychische Probleme mit sich brachte, dürfen sie heute sein, wie sie sind. Und können Werkzeug für Linkshänder in jedem Geschäft kaufen.