Fast eineinhalb Jahrzehnte verbrachte ein Niederösterreicher im Maßnahmenvollzug, wurde bereits vor längerem von einem Psychiater wieder als ungefährlich eingestuft. Der Alltagsstress wurde dem 41-Jährigen aber dann doch wieder zu viel. Nach zwei versuchten Brandstiftungen wird er erneut nicht rechtskräftig in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht und fasst eine Haftstrafe aus.
Insgesamt 14 Jahre seines Lebens verbrachte der Niederösterreicher bereits in einem forensisch-therapeutischen Zentrum. Laut einem psychiatrischen Gutachten macht eine Persönlichkeitsstörung den 41-Jährigen gefährlich. Das zeigen auch die Vorstrafen des Angeklagten, die unter anderem Vergewaltigung und Raub umfassen ...
Kellerabteil zweimal in Brand gesetzt
Nun sitzt er erneut im Landesgericht Korneuburg (NÖ) – wegen Brandstiftung. Am 9. März soll er das erste Mal ein Kellerabteil in seinem Wohnhaus in Gramatneusiedl angezündet haben, Mitte April das zweite Mal. Die Feuerwehr konnte die Brände zwar stets löschen, bevor schlimmeres passierte, für den Niederösterreicher geht es in seinem Prozess trotzdem um viel: Nicht nur muss er sich wegen zweifacher versuchter Brandstiftung verantworten, die Staatsanwaltschaft beantragt auch wieder seine Unterbringung.
Irgendwann war der Punkt da, wo ich nicht mehr konnte. Ich war teilweise in einem Zustand drinnen, wo ich mich selber nicht mehr kannte.
Angeklagter (41) im LG Korneuburg
Dabei diagnostizierte der Gerichtspsychiater Peter Hofmann dem 41-Jährigen erstmals eine „nachhaltige Stabilisierung“ – er hatte eine stabile Beziehung, eine unbefristete Festanstellung und lebte ein geregeltes Leben. Doch auch das barg seine Tücken: Viel Stress im Job, Umbauarbeiten in der Wohnung und schließlich eine OP der Lebensgefährtin brachten den Angeklagten aus dem Gleichgewicht: „Irgendwann war der Punkt da, wo ich nicht mehr konnte. Ich war teilweise in einem Zustand drinnen, wo ich mich selber nicht mehr kannte.“
Feuer sei „einfach so passiert“
Und in diesem Zustand sollen die Brandstiftungen „einfach so passiert sein“. Denn absichtlich, „wie bei den letzten Taten“, habe er die Feuer nicht gelegt. Beim ersten Mal habe er sich „deppert mit dem Feuerzeug gespielt“. Ein paar Wochen später sei ihm sein entzündeter Lötbrenner unabsichtlich umgefallen. „Ich war einfach voll in meinen Gedanken.“ Der Polizei lieferte er kurz nach den Vorfällen aber noch eine ganz andere Geschichte, sprach von zwei fremden Männern, die ihn überfallen haben sollen ...
Das Motiv für die gelegten Brände laut dem Staatsanwalt: „Reibereien mit einer Nachbarin“. Er habe sich regelmäßig über sie und ihre Kinder aufgeregt. Sie würden ihre Fahrräder im Weg stehen, die Eingangstür permanent offen lassen. Vor Gericht berichtet die junge Frau unter Tränen: „Er hat schlecht über mich geredet bei allen Nachbarn. Er ist ein Rassist. Ich weiß nicht, was ich ihm getan hab. Er hat alles komplett niedergebrannt. Es ist alles weg.“ Ihr Hab und Gut, das sie im Kellerabteil lagerte, wurde komplett zerstört.
Dritte Einweisung für Niederösterreicher
Ein Nachbar nach dem anderen wird im Landesgericht Korneuburg als Zeuge einvernommen. Der Hausverwalter berichtet von den Schäden – insgesamt 129.000 Euro. Nachdem unter Ausschluss der Öffentlichkeit auch Gerichtspsychiater Peter Hofmann zu Wort kommt, fällt das nicht rechtskräftige Urteil: Vier Jahre Haft und die Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum – nun zum dritten Man für den 41-Jährigen.
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