Der nächste Akt im LIVA-Skandal. Neu aufgetauchte Nachrichten zwischen dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und dem mittlerweile entlassenen Brucknerhaus-Direktor Dietmar Kerschbaum sollen belegen, dass Luger Kerschbaum die Hearing-Fragen zugespielt haben soll. Der Linzer Stadtchef entschuldigt sich dafür in einer Aussendung.
„Ich habe einen Fehler gemacht und bedauere das heute sehr.“ Mit diesen Worten wandte sich der Linzer Bürgermeister Klaus Luger gestern gegen 17 Uhr in einem Pressestatement an die Öffentlichkeit. Neu aufgetauchte WhatsApp-Chats aus den Jahren 2016 und 2017 sollen nun belegen, dass Dietmar Kerschbaum noch vor seiner offiziellen Bewerbung für den Posten als künstlerischer Leiter der LIVA den Fragekatalog erhalten hat – und zwar von Luger selbst. Berichten über die Chat-Affäre griff der Linzer Stadtchef vor und bestätigte, Kerschbaum durch die Unterlagen einen Vorteil verschafft zu haben.
„Sehr gute Wahl für Linz“
Er habe zu dieser Zeit erlebt, dass Kerschbaum im Burgenland hervorragende Arbeit als Kulturmanager geleistet habe. „Weil ich damals der Meinung war, dass er aus künstlerischer Sicht eine sehr gute Wahl für Linz sei – und das glaube ich im Übrigen noch heute – habe ich ihm im Vorfeld allgemeine Fragen zum Hearing weitergeleitet. Rückblickend bedauere ich mein Verhalten“, so Luger in seinem Schreiben.
Von 12-köpfiger Jury gewählt
Kerschbaum selbst sei von der Mehrheit der 12-köpfigen Jury gewählt worden (sieben Mitglieder stimmten für ihn, vier dagegen; eines enthielt sich – Anm. der Red.) und habe mit seiner Reputation viel Gutes bewirkt, betont Luger im Gespräch mit der „Krone“. „Ich bedauere jedoch zutiefst, dass ich in diesem Fall den Linzern als Bürgermeister ein schlechtes Beispiel gegeben habe. Dafür möchte ich mich entschuldigen und um Verzeihung bitten“, heißt es weiters in seiner Mitteilung. Auf Rücktrittsforderungen sei er eingestellt – diese werde er zu Kenntnis nehmen, sie seien auch „parteipolitisch nachvollziehbar“.
Im März waren Vorwürfe gegen Kerschbaum öffentlich geworden, die Anfang Juli dann zu dessen Entlassung führten – die „Krone“ berichtete ausführlich. Kerschbaum überlegt, gegen die Entscheidung gerichtlich vorzugehen. Die Vorwürfe sind hart: So soll er unter anderem fragwürdige In-sich-Geschäfte abgeschlossen und die Programmgestaltung an einen Agenten vergeben haben, der selber potenzielle Künstler für das Konzerthaus betreute. Aber auch die Rolle seiner Consulting-Firma und das Hearing zu seiner Bestellung warfen Fragen auf.
Per Du gewesen
Ans Tageslicht gekommen ist diese Malversation offenbar durch Handy-Chats zwischen Luger und Kerschbaum im Vorfeld der Neubesetzung der künstlerischen Leitungsfunktionen. Der Rechtsanwalt Bernhard Steinbüchler, der den Entlassenen in dem Arbeitsrechtsverfahren gegen die LIVA beziehungsweise die Stadt Linz vertritt, habe laut einem Zeitungsbericht im Namen seines Mandanten „die Richtigkeit dieses Chat-Verlaufs“ ab April 2016 bestätigt. Der Bürgermeister hatte mehrfach behauptet, Kerschbaum vor dessen Bewerbung nicht gekannt zu haben. Die Chats würden aber eine gewisse Vertraulichkeit belegen, so seien die Männer per Du gewesen.
Luger hat „Rechtsbruch begangen“
ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht, „Luger hat offen zugegeben, Rechtsbruch begangen zu haben“. Monatelang habe er „die Linzer belogen“, das Vertrauen sei „massiv erschüttert“. Für Hajart gehe es nun auch um eine Prüfung der strafrechtlichen Relevanz. Was politische Konsequenten angehe, habe der Bürgermeister in seiner Erklärung schon selber gesagt, was er sich erwarte. Somit wisse er wohl, was zu tun sei.
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