Das österreichische Eishockey-Nationalteam bereitet sich diese Woche in Graz auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele vor, die kommende Woche in Bratislava gespielt werden. Teamchef Roger Bader sprach mit der „Krone“ über den Kader, Erwartungen und die Verhältnisse in der Steiermark.
Auf dem Eis pfeffern nach dem Training in der Merkur Eisarena in Liebenau ein paar Cracks noch unzählige Pucks Richtung Tor. Ein paar weitere arbeiten an ihrer Dynamik. Und so mancher lässt Kinderaugen strahlen und erfüllt Foto- und Autogrammwünsche. Währenddessen sitzt Teamchef Roger Bader auf der Ersatzbank und nimmt sich Zeit für ein Gespräch mit der „Krone.“
„Krone“: Herr Bader, welchen Eindruck haben Sie vom Team?
Roger Bader: Wir haben erst ein paar Trainings hinter uns, das ist nicht viel. Die Spieler sind ja aus allen Windrichtungen gekommen, da braucht es ein bisschen, bis alle auf dem gleichen Niveau sind. Sehr zufrieden war ich trotzdem mit ihrem Fitnesszustand, dem technischen Niveau, dem Tempo, der Intensität und auch ihrer Einstellung. Die ist aber eh immer top.
Wie schwierig ist ein Lehrgang am Anfang der Saison, wenn die Spieler noch keine wirkliche Form haben?
Jeder Lehrgang ist eine andere Herausforderung. Man kann nicht sagen, dass ihnen die Form fehlt, sie sind einfach am Anfang. Auch am Ende der Saison ist es eine Herausforderung, denn da sind sie vielleicht vom Play-off müde. Es gibt Spieler, die erholen sich davon nicht. Diese Dinge beklage ich auch nicht, weil ich sie nicht ändern kann. Aber unseren Gegner geht es gleich. Wir haben nun eine Woche Zeit, um für die große Überraschung bereit zu sein.
Wie setzen Sie in dieser Woche die Schwerpunkte?
Wir erfinden Eishockey jetzt nicht neu. Seit drei Jahren haben wir einen gewissen Stil, da perfektionieren wir Kleinigkeiten. Außerdem kommen nicht 15 neue Spieler dazu. Diesmal sind es vier, die bei der WM nicht dabei waren, die kennen das System aber auch schon von davor. Wir konzentrieren uns auf wichtige Key Points: die Defensivarbeit in allen drei Zonen und den Umgang mit dem Puck. Dafür sind auch die beiden Testspiele, um die nächsten Schritte zu machen.
Donnerstag spielt Ihr Team in Bled gegen Slowenien, am Samstag (16) in Graz erneut gegen die Slowenen. Warum ist das der richtige Gegner?
Sie sind in derselben Situation wie wir, kämpfen in einer anderen Gruppe um Olympia. Daher nehmen sie diese Spiele auch sehr ernst. Wir haben keine weite Busfahrt, müssen niemanden einfliegen und selbst auch nicht fliegen – sie sind der ideale Gegner.
Nächste Woche geht es ans Eingemachte. Wie blicken Sie den drei Spielen entgegen?
Die Slowakei ist das Heimteam und der große Favorit. Sie sind das bestgerankte Team, das noch nicht qualifiziert ist. Die besten acht Teams der Weltrangliste sind qualifziert, die Slowaken sind Neunter. Bei jeder WM sind sie im Viertelfinale und haben 16 Spieler in Nordamerika. Der Rest spielt in der russischen KHL oder in Tschechien. Daher müssen wir über den Favoriten nicht diskutieren. Es ist aber nicht so, dass dieser immer gewinnt. Wir werden Lösungen finden, brauchen aber auch Spielglück.
Die Slowakei ist Heimteam und großer Favorit. Sie sind das bestgerankte Team, das nicht qualifiziert ist. Die besten acht Teams der Weltrangliste sind qualifiziert, die Slowaken sind Neunter.
Teamchef Roger Bader über die Favoritenrolle
Und die anderen beiden Gegner?
Die Kasachen sind ein gutes Team, man kennt sie hier aber nicht wirklich gut. Kasachstan ist ein Team voll mit Spielern aus der KHL, einer sehr guten Liga. Ungarn kennt man, das sind immer enge Partien. Das wird sicher ein tolles Turnier. Wir sind jedenfalls auch eine gute Mannschaft, aber für unser Ziel muss alles stimmen.
Nach der starken WM ist die Erwartungshaltung natürlich groß. Hat man da mehr Druck?
Nein, den machen wir uns eh selbst. Und diese hohen Erwartungen haben wir uns erarbeitet. Außerdem möchte jeder dabei sein und unbedingt zu Olympia. Das ist ein Highlight für jeden Sportler. Dieses Mal wird es besonders, weil die NHL-Spieler wieder dabei sind. Das wird das stärkste Eishockey-Turnier seit zwölf Jahren. Da muss man niemanden motivieren.
Finale Qualifikation: Gruppe D
Ausrichter: Slowakei
Datum: 29. August 2024 bis 1. September 2024
Teilnehmer: Österreich, Slowakei, Kasachstan, Ungarn
Der Spielplan für Österreichs Mannschaft: Slowakei am 29. August (18 Uhr), Kasachstan am 30. August (14), Ungarn am 1. September (14)
Modus: Der Sieger der Gruppe qualifiziert sich für die Olympischen Spiele 2026
Unser Team ist nicht komplett, NHL-Star Marco Rossi etwa fehlt. Michi Raffl war jetzt auch ein Thema. Aber er ist aus mir bekannten Gründen nicht dabei. Ich möchte betonen, dass ich über jeden Spieler happy bin, der jetzt da ist. Wir sind eine sehr gute österreichische Mannschaft.
Warum ist das Nationalteam mit der Vorbereitung in Graz?
Der Standort bei Länderspielen hängt auch vom Gegner ab. Ich mache bei einem Spiel gegen die Schweiz kein Trainingslager in Wien. Kärnten war auch eine Überlegung, aber in Klagenfurt ist wegen eines Turniers kein Platz und Villach ist mit dem Hallenbau noch nicht fertig. Es war wieder einmal an der Zeit, nach Graz zu kommen. Ich bin gespannt, ob wir am Samstag im Test gegen Slowenien mit vielen Zuschauern verwöhnt werden. Verdient haben wir sie uns auf alle Fälle.
Wie zufrieden sind Sie mit den Bedingungen in Graz?
Die Eisqualität ist sehr gut, die Kabinenverhältnisse passen auch und das Hotel ist toll. Wir finden alles vor, was wir für eine gute Vorbereitung brauchen. Also ist alles bestens, uns fehlt es an nichts.
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