Trotz Behörden-Veto

Urknall-Forscher kämpft weiter um Labor im Lungau

Salzburg
23.08.2024 07:00

Fundamentale Forschung über den Ursprung des Universums mitten im Lungau? Klingt verrückt – doch das plant ein Münchener Uni-Forscher. Von den Behörden kam ein Veto, aber der Wissenschaftler gibt nicht auf.

„Das ist doch eine Pflanzerei.“ Auf die Salzburger Grundverkehrskommission ist Peter Fierlinger nicht gut zu sprechen. Der gebürtige Oberösterreicher ist Professor an der Universität München – und hat im Lungau wahrlich Großes vor. In einem abgelegenen Waldstück auf knapp 1600 Metern Höhe oberhalb des Tamsweger Ortsteils Seetal möchte der Wissenschaftler ein pysikalisches Messlabor errichten – die „Krone“ berichtete. Die Fläche wollte er von einem Landwirt kaufen. Doch die Grundverkehrskommission genehmigte den Verkauf der knapp 16 Hektar großen Fläche nicht.

Fast drei Jahre zog sich das Verfahren hin. Knapp 31.000 Euro an Anwaltskosten musste Fierlinger berappen. „Die wollten das von Anfang nicht genehmigen, haben mich hingehalten, immer wieder gab es Interventionen“, ist er sich sicher. Die Begründung für das Behörden-Veto: Für einen Verkauf einer derartigen Fläche seien 19 Cent pro Quadratmeter üblich, Fierlinger bot allerdings 2,10 Euro. „Eine unverhältnismäßige Überzahlung“ sei dies, heißt es.

Salzburger SPÖ wetterte gegen das Labor-Projekt
Was dem Professor besonders sauer aufstößt? „Mein Fall wurde zu einem Politikum“, sagt er. Zur Erinnerung: Die Pläne des Wissenschaftlers riefen die SPÖ auf den Plan. Man verfasste gar eine Landtagsanfrage mit 15 kritischen Fragen an den damaligen Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP). „Eine SPÖ-Politikerin hat am Telefon sogar zu mir gemeint, dass man als Opposition einfach dagegen sein muss. Mein Projekt sei ihr da egal“, schüttelt Fierlinger den Kopf. Die Gemeinde Tamsweg selbst stand den Plänen des Professors stets aufgeschlossen gegenüber.

Forscher hat Waldstück im Lungau nun gepachtet 
Auch deshalb lässt sich Fierlinger nicht von seinem Vorhaben abbringen. Mittlerweile hat er einen Teil der Fläche gepachtet und führt Messungen durch. „Wie viel sich von meinen Plänen im kleineren Rahmen umsetzen lässt, wird die Zeit weisen.“ Der Standort im Lungau sei jedenfalls ideal. Denn: Die Sensoren für Fierlingers Messungen sind höchst sensibel für jede Form von elektromagnetischem Rauschen und Lärm. „Die Stromleitungen hören an der Landesgrenze zwischen Salzburg und der Steiermark auf. Es gibt keine Eisenbahn. Auf der Straße im Tal fährt kein Schwerverkehr durch“, betont der Wissenschaftler.

Seine Forschungsergebnisse sollen künftig in Medizin und Technik einfließen. „Wir wollen Magnetfeldsensoren entwickeln, mit denen man nicht invasiv Herzkrankheiten bei Babys im Mutterleib diagnostizieren kann“, sagt der Forscher. Und: Die Systeme des Wissenschaftlers messen auch die sogenannte „dunkle Materie“ und ermöglichen somit Rückschlüsse auf die Entstehung des Universums. „Fundamentale Urknall-Forschung“, nennt es Fierlinger selbst.

Er hofft weiterhin, sein Labor fertig stellen zu können: „Wir zerstören kein Fleckchen Natur.“

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