Seit elf Jahren ist Klaus Luger Bürgermeister von Linz – seine Abschiedsrede dauerte nur wenige Minuten: In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz erklärte er am Freitag seinen Rücktritt. Der SPÖ-Politiker, der über eine Chat-Affäre in der Brucknerhaus-Causa stolperte, geht mit 2. September.
Mit ernstem Gesichtsausdruck, aber gefasst, trat Klaus Luger um 12 Uhr vor die Mikrofone und Kameras. Er beteuerte noch einmal, er würde seinen „Fehler zutiefst bereuen“. Wie berichtet, hatte er dem mittlerweile entlassenen Brucknerhaus-Intendanten Dietmar Kerschbaum vor dessen Bestellung die Hearing-Unterlagen geschickt und darüber die Unwahrheit gesagt.
Unterstützung der Partei „begann zu bröckeln“
Es tue ihm leid, dadurch zahlreiche Menschen enttäuscht zu haben, sagte Luger. Er sei zunächst dankbar und beeindruckt gewesen, als ihm am Mittwoch die Führungskräfte der Linzer SPÖ einstimmig das Vertrauen ausgesprochen hatten. „Ich fühlte jedoch im Laufe des gestrigen Tages, dass diese Unterstützung auch in diesem Kreis zu bröckeln begann“, bekannte Luger am Freitag. „Deshalb habe ich mich entschieden, das Amt des Bürgermeisters der Stadt Linz zurückzulegen. Dies wird mit 2. September 2024 wirksam.“
21 Jahre in der Stadtpolitik
Nach zehn Jahren als Stadtrat und elf Jahren als Bürgermeister tritt der streitbare Sozialdemokrat also von der politischen Bühne ab. In seiner Erklärung blickte er auch noch einmal auf diese Zeit zurück und hob besonders hervor: „die Lösung des Swap-Dilemmas, der Ausbau der Infrastrukturen und Brücken, die Transformation des Industriestandortes, die Etablierung der pädagogisch exzellenten Kinderbildung, die Errichtung zweier moderner Stadien und die Weichenstellung für den jahrzehntelang aufgeschobenen Ausbau des öffentlichen Verkehrs“.
Kein „Vorzeigegatte“
Anschließend bedankte sich Luger bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie bei seiner Familie. Er sei seinen drei Kindern und seiner Gattin „nicht immer der Parade-Vorzeigevater und Vorzeigegatte gewesen“ und habe „kein besonderes Engagement beim Führen eines Haushalts gezeigt“. Auch in den vergangenen emotionalen Tagen sei ihm seine Familie stets ein großer Halt gewesen.
„Ich gehe wirklich ohne Groll“, sagte Luger zum Abschluss – dieser müsste sich angesichts der Lügen-Affäre in der Brucknerhaus-Causa gegen sich selbst richten. Denn: „Ich habe meinen eigenen Anspruch nicht erfüllt.“
Anerkennung von Stelzer
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zollte Luger im Nachhinein Respekt: Die Zusammenarbeit mit ihm sei „nicht immer friktionsfrei“ gewesen. „Allerdings haben wir uns im Laufe der Jahre eine gute Basis zur Kooperation geschaffen und viel für die Menschen erreicht, dafür bedanke ich mich auch.“
Designierter Nachfolger spricht von „Neustart“
Auch Stadtrat Dieter Prammer, der von der Linzer SPÖ einstimmig als Lugners Nachfolgekandidat vorgeschlagen wurde, würdigte den scheidenden Stadtchef: Mit seinem Rückzug „bringt er auch klar zum Ausdruck, dass ihm das Wohl der Stadt Linz und der Sozialdemokratie wichtiger sind als seine eigene Person. Dank des großen und weitblickenden Einsatzes von Klaus Luger für die Stadt Linz stehen wir dafür auf breiten Schultern.“
Nun sei ein „Neustart“ möglich – mit dem Ziel, „den erfolgreichen Weg fortzusetzen, der die Stadt Linz zum Vorbild in wirtschaftlichen, sozialen und vor allem zukunftsorientierten Belangen für viele andere Städte machte“.
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