Altersdiskriminierung

„Wer in Wien nicht online bucht, der zahlt drauf“

Wien
23.08.2024 18:30

Menschen ohne digitales Endgerät oder jene, die sich in der Digitalwelt schlecht zurechtfinden, haben vielfach Nachteile. Nicht nur sind die Wege beschwerlicher, oft müssen sie mehr für die gleiche Leistung bezahlen. Das gilt auch für Angebote der Stadt Wien. Wir haben konkrete Beispiele. 

Ein „Recht auf analoges Leben“ fordert Andreas Babler. Ein berechtigtes Anliegen. Der SPÖ-Chef (Originalton: „Niemand soll draufzahlen, nur weil man nicht alles digital machen will“) könnte in Wien damit anfangen.

Denn die Stadt bietet in ihrem Einflussbereich Leistungen an, wo Menschen ohne Smartphone oder Computer benachteiligt sind. Betroffen sind meist – aber nicht nur – ältere Wiener. Sie müssen für die gleiche Leistung mehr hinblättern als andere. Einige Beispiele:

  • Wiener Linien: Das digitale 7-Tages-Ticket kostet 19,70 Euro, das 7-Tages-Ticket auf Papier 22,60 Euro. Beim Fahrschein für 31 Tage gibt es ebenfalls eine Differenz. Die Papierkarte ist um 7,70 Euro teurer. Begründet wird das damit, dass die digitalen Tickets personalisiert und die analogen übertragbar sind. Sie können an andere weiter gegeben werden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Menschen ohne digitales Endgerät mehr bezahlen müssen, weil es keine personalisierte Variante auf Papier gibt.
  • Wien Energie: Kunden, die digital eine Jahreskarte der Wiener Linien buchen, erhalten einen Stromrabatt im Optima Entspannt-Tarif in Höhe von 0,025 Euro je Kilowattstunde. Ein durschnittlicher Haushahlt (Verbrauch 2300 kWh) erspart sich nach Berechnungen der Wiener Grünen dadurch 57,50 Euro im Jahr. Umgekehrt: Wer sich in der Digitalwelt nicht zurechtfindet, hat einen Nachteil von 57,50 Euro.
  • WIPARK-Garagen (Eigentümer Wiener Stadtwerke): Die Karte Oscar macht parken an 40 Standorten günstiger. Anträge sind aber nur online möglich. Eine Kreditkarte ist erforderlich. Ohne Oscar ist jede Parkstunde um 0,4 bis 1,8 Euro teurer.

„Wer in Wien nicht online bucht, zahlt drauf. Altersdiskriminierung ist ein Zeichen der Ignoranz gegenüber Menschen, die ihr Leben ohne Smartphone oder Laptop gestalten“, so Wiens Grünen-Chefin Judith Pühringer. Und weiter: „Die SPÖ wäre gut beraten in Wien das vorzuleben, was Sie im Bund Tag für Tag fordert.“

Judith Pühringer von der Grünen fordert, die Missstände abzustellen: „Altersdiskriminierung ist Zeichen der Ignoranz.“ (Bild: Grüne Wien)
Judith Pühringer von der Grünen fordert, die Missstände abzustellen: „Altersdiskriminierung ist Zeichen der Ignoranz.“

Auf einen weiteren Missstand weist der ÖVP-Senorenbund hin:

  • Der Wiener Reparaturbonus, ein Förderprogramm um das Reparieren von Haushaltsgeräten & Co. attraktiver zu machen, kann nur über die Homepage und nicht analog beantragt werden.

Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec: „Es muss selbstverständlich sein, dass Förderungen auch mittels Papier-Formularen beantragbar sind. Inklusive Lösungen müssen so lange wie notwenig zur Verfügung gestellt werden.“

Ob Andreas Babler die Haupstadt-Genossen überzeugen kann, Lösungen für diese offenkundigen Ungleichbehandlungen zu finden? 

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