Der Nationalratswahlkampf hat gerade erst begonnen, doch SPÖ-Chef Andreas Babler plagen innerparteiliche Skandale. Im für die Sozialdemokratie harten Pflaster Graz erwartet er trotzdem ein „sensationelles Ergebnis“.
An Bekanntheit mangelt es Andreas Babler nicht. „Ist das der Babler?“, sagt ein Standler am Samstagmittag am Grazer Lendplatz und reckt den Kopf in Richtung der Menschentraube. Der SPÖ-Chef verteilt Broschüren, Feuerzeuge und Kulis, am Handgelenk hat er zwei rote Freundschaftsarmbänder: „Andi Babler“ steht auf einem, „Herz X Hirn“ auf dem anderen.
Fast eineinhalb Stunden müssen die Funktionäre am Samstag am heißen Lendplatz auf Babler warten, ehe das Wohnmobil mit seinem Gesicht darauf angerollt kommt. Es liegt Spannung in der Luft – so hätte man sich den Wahlkampfauftakt nicht vorgestellt. Nach der Lügenaffäre um den Linzer Bürgermeister Klaus Luger wurde am Freitagabend auch noch bekannt, dass die zweite Nationalratspräsidentin der SPÖ, Doris Bures, in einem Brief über Bablers Wahlprogramm den „Verdacht der Unernsthaftigkeit“ äußerte.
Steirische Funktionäre stellen sich hinter Babler
„Das Programm ist sicher nicht unernsthaft“, sagt Klubchef Hannes Schwarz dazu und stellt sich hinter den Spitzenkandidaten. „Es wurde ja vorher besprochen.“ Auch Landesrätin und SPÖ-Graz-Chefin Doris Kampus hat kein Verständnis für derartige Vorwürfe. „Doris Bures überrascht mich, und ich kann das auch nicht nachvollziehen.“ Das Parteiprogramm habe „kontroversielle Punkte“ – etwa die Arbeitszeitverkürzung –, aber sei sicher nicht unernsthaft. Nachsatz: „Anscheinend gibt es immer noch ein Problem mit der Einigkeit in der Partei.“
Und Babler selbst? Was sagt er zu Bures‘ Brief und dessen Veröffentlichung? Nicht viel. „Ich kann verstehen, dass jetzt Unmut und Unverständnis herrschen. Wir sind in einem internen Abstimmungsprozess. Deswegen will ich noch nicht mehr dazu sagen.“
In Graz soll Platz eins her
Stattdessen freut sich der Traiskirchner Bürgermeister über viel Zuspruch aus der Steiermark. „Wir waren in Kindberg und Kapfenberg, da habe ich die Begeisterung der Menschen gespürt.“ Und Graz, das kommunalpolitisch für die SPÖ durchaus ein hartes Pflaster ist? „Ich werde hier gut empfangen, bei der EU-Wahl waren wir die Nummer eins“ – mit 21 Prozent der Stimmen – „und wir werden hier sicher ein sensationelles Ergebnis einfahren“.
Die Zusammenarbeit mit dem steirischen SPÖ-Chef Anton Lang sei „gut“. Und das, obwohl Lang kürzlich per Medien nach Wien ausrichtete, man müsse mehr in die politische Mitte rücken? „Ich komme aus der Mitte der Gesellschaft. Die Sozialdemokratie hat ein Programm, das funktioniert“, sagt Babler. Die ÖVP hingegen lege „in der Migrationspolitik einen Wettlauf der Unmenschlichkeit“ hin, Herbert Kickl wolle mit der FPÖ „die Demokratie aushebeln“.
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