Nach dem unrühmlichen Abgang des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger soll es Dietmar Prammer für die SPÖ wieder richten. Am Montag wählte ihn der Bezirksparteivorstand offiziell zum roten Bürgermeisterkandidaten. Am Dienstag kündigte er ein Mitgliedervotum an und würdigte Lugers Vermächtnis für Linz.
„Die Errungenschaften von Klaus Luger für Linz sind herausragend. Er hat eine tolle Leistungsbilanz, die Stadt hat sich gut entwickelt.“ Dass der Linzer Bürgermeister gerade erst über eine Lügen-Affäre im Zuge der Causa rund um Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum gestolpert ist und zurücktreten musste, ist Sätzen wie diesen nicht zu entnehmen. Formuliert hat sie Lugers möglicher Nachfolger, Stadtrat Dietmar Prammer, am Dienstag bei seinem ersten Auftritt vor versammelter Presse nach Lugers Rücktrittsankündigung.
Der SPÖ-Bezirksparteivorstand hatte Prammer am Tag davor mit 34 von 35 Stimmen (eine war ungültig) zum Kandidaten für die nun notwendig gewordene Bürgermeisterwahl nominiert.
„Ich bin sehr enttäuscht über sein Verhalten und darüber, dass er uns in diese Situation gebracht hat.“
Dietmar Prammer über den zurückgetretenen Bürgermeister und Linzer SPÖ-Chef Klaus Luger
Mitglieder aus der Partei ausgetreten
Lugers Ende werfe freilich einen Schatten auf sein Wirken, räumte Prammer ein. „Ich bin sehr enttäuscht über sein Verhalten und darüber, dass er uns in diese Situation gebracht hat.“ Das dürfte auch auf andere Sozialdemokraten zutreffen: Laut Bezirksgeschäftsführerin Beate Gotthartsleitner sind bereits Mitglieder wegen der Causa Luger aus der Partei ausgetreten – wie viele, wollte sie nicht sagen.
Mitgliedervoting nach der Wahl
Für Prammer ist es nun aber an der Zeit, „ein neues Kapitel aufzuschlagen“. Er sei bereit für das Bürgermeisteramt: „Ich bin bekannt dafür, wenn‘s hart auf hart kommt, Verantwortung zu übernehmen. Ich gehe voran, bin kein Schönwetterpolitiker“, so die Selbstbeschreibung des 49-Jährigen. Die Meinung und die „hoffentlich deutliche Unterstützung unserer Mitglieder“ sei ihm wichtig, daher werde auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin ein Mitgliedervoting stattfinden, das nach der Nationalratswahl starten soll.
Bürgermeisterwahl erst nächstes Jahr?
Wann die Bürgermeisterwahl stattfinden wird, könne er noch nicht sagen: „Die Magistratsmitarbeiter rechnen gerade die Fristen durch.“ Prammer ließ aber durchklingen, dass er keine Eile hat – immerhin ist sein Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung noch ausbaufähig. Der Wahltermin dürfte somit erst im kommenden Jahr sein: „Wir sollten den Linzerinnen und Linzern nach der Nationalratswahl eine Verschnaufpause gönnen, und dann kommt der Advent.“
Nicht Lugers „Stallgeruch“
Inhaltlich nannte Prammer fünf Schwerpunkte, mit denen er als Bürgermeisterkandidat punkten möchte: Arbeit, Wohnen, Infrastruktur, Bildung und Klima. Er wolle den „grundsätzlich positiven Weg der Stadtentwicklung“ fortführen. Dass er deswegen und aufgrund seiner demonstrativen Nähe zu Klaus Luger denselben „Stallgeruch“ habe, glaubt Prammer nicht: „Wir sind vom Typus her komplett unterschiedlich.“ Zudem sei er auch „über die Sozialdemokratie hinweg gut vernetzt“: in katholischen Kreisen etwa, aber auch bei Umweltschützern und Atomgegnern.
Unterstützung von Babler
Auch dass ihm die Luger/Brucknerhaus-Causa schade, glaubt Prammer nicht: „Ich gehe unvorbelastet in die Wahl“. Anders als Luger hält sich sein möglicher Nachfolger auch die Tür zu Bundesparteichef Andreas Babler offen: „Wir haben am Freitag telefoniert und uns gegenseitige Unterstützung zugesichert.“ Beim Auftakt zum SPÖ-Nationalratswahlkampf am Donnerstag im Linzer Ars Electronica Center werde es „sicher auch ein persönliches Gespräch“ mit Babler geben.
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