Rangnick auf der Suche

„Den Haaland aus Österreich sehe ich noch nicht“

Fußball International
27.08.2024 20:34

Fußball-Teamchef Ralf Rangnick hat den ÖFB-Kader für die Nations-League-Auswärtsspiele am 6. September gegen Slowenien und am 9. September gegen Norwegen bekanntgegeben. Die Situation im Sturm ist derzeit angespannt. Einen Erling Haaland sehe er in Österreich derzeit nicht, so der Teamchef. 

Mit Kevin Stöger (Gladbach) und Arnel Jakupovic (NK Maribor) hat Rangnick zwei potenzielle Debütanten einberufen. Zudem kehrt Junior Adamu (Freiburg) wieder in den Kreis der ÖFB-Auswahl zurück. Die Einberufungen von Stöger und Adamu waren erwartet worden. Überraschender kam die Nominierung von Jakupovic.

Der 26-jährige Stürmer wurde im Nachwuchs der Wiener Austria groß, hatte dann unter anderem Verträge bei Middlesbrough, Empoli, Juventus und Sturm Graz und stellte zuletzt bei NK Maribor seinen Torriecher unter Beweis. „Er hat für Maribor fünf Tore in den ersten fünf Spielen geschossen. Wir haben uns über ihn schlau gemacht, mit seinem Trainer telefoniert und mehrere Spiele auf Video gesehen. Er ist ein Linksfuß, der weiß, wo das Tor steht, und hat eine richtig gute Schusstechnik.“

Wo ist unser Haaland?
Jakupovic profitierte auch davon, dass die ÖFB-Auswahl im Angriff ohnehin nicht brillant aufgestellt ist und zudem Gregoritsch, Kalajdzic und Entrup ausfallen. Die prekäre Situation im Angriff ist Rangnick bewusst. „Wir sind vorne nicht so üppig besetzt“, sagte der Teamchef. „Den Erling Haaland aus Österreich sehe ich im Moment noch nicht. Vielleicht schlummert er irgendwo als Zehnjähriger.“

Arnel Jakupovic (Bild: GEPA)
Arnel Jakupovic

Dafür ist der 35-jährige Marko Arnautovic wieder mit von der Partie. Ein möglicher Team-Rücktritt des ÖFB-Rekordspielers sei kein Thema gewesen. „Ich habe heute wieder länger mit ihm telefoniert. Mir gegenüber hat er nicht einmal die Andeutung eines Rücktritts gemacht, daher war es klar, dass er wieder eingeladen wird“, erklärte Rangnick.

Interessante Optionen
Gern dabei gehabt hätte der 66-Jährige auch den deutsch-österreichischen Doppelstaatsbürger Paul Wanner, der zuletzt mit einem Tor für Heidenheim gegen St. Pauli aufzeigte. Der 18-Jährige möchte sich aber noch nicht deklarieren. „Er will sich erst als Bundesliga-Spieler etablieren. Wenn er sich für uns entschieden hätte, hätte er für den Rest seiner Karriere für Österreich spielen müssen, deshalb habe ich absolut verstanden, dass er abwarten möchte“, sagte Rangnick. Ähnlich gelagert ist der Fall beim 20-jährigen kroatisch-österreichischen Doppelstaatsbürger Franjo Ivanovic, einem gebürtigen Tiroler und nunmehriger Stürmer bei Rijeka.

Paul Wanner (Bild: GEPA pictures)
Paul Wanner

Bitte warten heißt es auch bei Alaba – der an den Nachwirkungen eines Kreuzbandrisses laborierende Real-Madrid-Profi wird in diesem Jahr wohl nicht mehr im Nationalteam zu sehen sein. „Ich rechne mit ihm nicht vor dem März-Lehrgang.“ Es wäre „unseriös“, Alaba etwa für die November-Partien zu holen. Wichtig sei, dass der Wiener in der WM-Quali im kommenden Jahr wieder voll bei Kräften ist, betonte Rangnick.

Wöber und Baumgartner angeschlagen
Nicht in absoluter Topform werden wohl Christoph Baumgartner und Maximilian Wöber zum Team reisen, beide kamen erst kürzlich von Verletzungen retour. Dass Baumgartner beide Matches durchspielt, ist laut Rangnick „unwahrscheinlich“. Wöber wird nach Wissensstand des Teamchefs wohl bei Leeds bleiben, obwohl er dort keinen leichten Stand hat.

Rangnick begrüßt seine Schützlinge am Montag in Kärnten, trainiert wird in Klagenfurt. Am Donnerstag erfolgt die Anreise nach Ljubljana, bereits am Samstag geht es weiter nach Oslo. Davor ist auch eine Aufarbeitung des bitteren EM-Achtelfinal-Outs gegen die Türkei angesagt. „Ich selbst habe noch nie so lang gebraucht, um den negativen Ausgang eines Spiels zu verarbeiten“, berichtete der Nationaltrainer.

Guter Zusammenhalt des Teams
Das „Welcome Back“-Video, das die ÖFB-Kicker traditionell vor dem Beginn eines Lehrgangs zu sehen bekommen, werde diesmal besonders emotional sein, erzählte Rangnick. „Bei jedem Mal Anschauen hatte ich Tränen in den Augen.“ Der Teamchef ließ noch einmal die Stunden nach dem Ausscheiden Revue passieren. „Die gesamte Mannschaft ist ohne Handy und teilweise schweigend zwei, drei Stunden bis vier Uhr in der Früh in der Hotellobby zusammengesessen. Das ist bemerkenswert und zeigt diesen extremen Zusammenhalt der Gruppe. Am nächsten Tag bei der Verabschiedung sind viele Tränen geflossen. Das zeigt, wie gern wir länger dabei gewesen wären.“ Man sei allerdings gegen die Türken „energetisch nicht zu 100 Prozent an die Gruppenspiele herangekommen“.

Die anstehenden Nations-League-Partien bezeichnete Rangnick als „Neustart. Wir versuchen jedes dieser Spiele so anzugehen, als ob es das nächstwichtige wäre, was sie ja auch sind. Aber natürlich ist es ein anderer Spannungsbogen als bei der EM. Den gilt es jetzt wieder aufzubauen und an die letzten Monate anzuknüpfen“, forderte der Deutsche.

Dass es gleich zu Beginn auswärts gegen die laut Papierform stärksten Gruppen-Kontrahenten geht, lässt Rangnick kalt. „Wir nehmen es, wie es ist. Ich spiele solche Auswärtsspiele lieber, wenn noch schönes Wetter ist.“ Ziel sei es, die Mannschaft weiterzuentwickeln und gute Ergebnisse einzufahren, um bei der WM-Quali-Auslosung aus Topf eins gezogen zu werden und wieder in die höchste Nations-League-Etage aufzusteigen.

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