Problematischer Name

Grazer Hans-Kloepfer-Straße wird umbenannt

Die Dr.-Hans-Kloepfer-Straße zählt laut Experten zu den 20 „höchst bedenklichen“ Straßennamen in Graz. Bald wird die Straße umbenannt.

(Bild: Jauschowetz Christian)

In Graz steht wieder eine Umbenennung einer mit einem belasteten Namen versehenen Straße an. Die Gemeinderatsfraktion von KPÖ, Grünen und SPÖ kündigten am Donnerstag an, in der Gemeinderatssitzung am 19. September für die Umbenennung der Dr.-Hans-Kloepfer-Straße in Julia-Pongracic-Straße (Bezirk Eggenberg) zu stimmen.

Hintergrund dieser Entscheidung ist die Einstufung der Dr.-Hans-Kloepfer-Straße durch eine Kommission als eine von 20 sehr problematischen Straßennamen in Graz. Im Frühjahr war bereits die Ottokar-Kernstock-Gasse in Maria Stromberger Gasse umbenannt worden. Der Schriftsteller Kernstock war Verfasser des „Hakenkreuzliedes“, Stromberger Krankenschwester und im KZ Auschwitz Angehörige einer Widerstandsgruppe. Mit der aktuellen Umbenennung wolle „die Stadt Graz nicht nur eine wichtige Frau, Juristin und Widerstandskämpferin, sondern ein starkes Zeichen für die Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte setzen“, hieß es in einer Aussendung.

Die Eggenbergerin Julia Pongracic hat in der Zeit der NS-Barbarei Haltung bewahrt und gegen Unmenschlichkeit und Terror angekämpft. Dafür hat sie mit ihrem Leben bezahlt. Mit der Benennung der Straße ehrt die Stadt Graz ihr Andenken.

KPÖ-Klubobfrau Christine Braunesreuther

Grünen-Vizebürgermeisterin Judith Schwentner sprach von einem notwendigen Schritt, um herausragende und mutige Frauen wie Julia Pongracic zu ehren, deren Verdienste bisher oft im Schatten geblieben seien. KPÖ-Klubobfrau Christine Braunesreuther: „Die Eggenbergerin Julia Pongracic hat in der Zeit der NS-Barbarei Haltung bewahrt und gegen Unmenschlichkeit und Terror angekämpft. Dafür hat sie mit ihrem Leben bezahlt. Mit der Benennung der Straße ehrt die Stadt Graz ihr Andenken.“ SPÖ-Klubobfrau Daniela Schlüsselberger sprach von einem Zeichen „für eine außergewöhnlich mutige sozialdemokratische Widerstandskämpferin“. Pongracic habe auch in den Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur und Verfolgung für ihre Überzeugungen eingestanden.

Einfach so erschossen
Julia Pongracic wurde am 30. Oktober 1910 in Graz geboren. 1938 trat die junge Juristin als Angestellte in den Dienst der Reichsstatthalterei der Stadt Graz ein. Ihre Mitgliedschaft in der verbotenen Sozialdemokratischen Partei musste sie geheim halten. Pongracic schloss sich der Widerstandsgruppe „Österreichische Freiheitsfront“ um den späteren Landeshauptmann-Stellvertreter Fritz Matzner (SPÖ) an und versorgte die Gruppe mit Informationen und Materialien. Am 3. März 1945 wurde sie von der Gestapo festgenommen. Am 3. April 1945 wurde sie zusammen mit weiteren Widerständlern in die SS-Kaserne in Graz-Wetzelsdorf, die heutige Belgier-Kaserne, gebracht und ohne Gerichtsverhandlung erschossen.

Für die Anrainer und Anrainerinnen soll die Umbenennung folgendermaßen ablaufen: Die neue Straßentafel wird von der Stadt angebracht, die Hausnummern bleiben unverändert und neue Hausnummerntafeln werden direkt zugesandt. Die Kosten dafür übernimmt die Stadt Graz.