Menschen von nebenan

„Als Taxifahrer ist man immer ein Psychologe“

Wien
01.09.2024 13:00

Obwohl schon in Pension sitzt Kurt Wagner weiter hinter dem Lenkrad – und kann viele Geschichten erzählen. Über ein Leben im Taxi.

„Krone“: Herr Wagner, seit wann sind Sie als Taxilenker unterwegs?
Kurt Wagner: Seit 1984. Ich bin gelernter Buchdruckmaschinenmeister, aber dieser Beruf starb aus, also entschied ich mich für das Taxi.

Was hat sich in den über drei Jahrzehnten verändert?
Sehr viel. Das Navi erleichtert das Fahren. Es kommt jetzt nicht mehr oft vor, dass Fahrgäste an der Kreuzung einfach aussteigen ohne zu bezahlen, da sie durch die App registriert sind. Und da es den Sprechfunk nicht mehr gibt, wo jeder Lenker mithören konnte, stiehlt dir kein Kollege mehr eine Fahrt, weil er schneller an der durchgesagten Adresse ist.

Fahren Sie lieber am Tag oder in der Nacht?
Am Tag hat man mehr Probleme, die Hitze, Staus. In der Nacht ist es angenehmer zu fahren.

Kurt hinter seinem Steuer. (Bild: Viktoria Graf)
Kurt hinter seinem Steuer.

Aber sind die Fahrgäste da nicht schwieriger?
Natürlich steigen mehr Betrunkene ein. Es ist aber nicht mehr so wie in den 90er-Jahren, dass mir Fahrgäste in den Wagen gelegt werden, weil sie nicht einmal mehr stehen konnten. Jedoch ist die Heimfahrt für mich oft Detektivarbeit, da nicht immer alle noch ihre Adresse oder Hotel wissen. Bis jetzt habe ich aber noch jeden an sein Ziel gebracht.

Schütten Ihnen Fahrgäste oft ihr Herz aus?
Und wie. Als Taxifahrer ist man immer ein Psychologe. Der Vorteil ist, dass man uns alles erzählen kann, aber uns nicht wieder sehen muss. Zudem sind wir neutral, weil wir die Beteiligten nicht kennen.

Was sind die häufigsten Themen?
Probleme in der Familie, Scheidung, Unterhalt. Einmal ist eine Frau eingestiegen und wollte zur Reichsbrücke. Das hat mich gewundert, also fragte ich warum. Sie meinte, sie würde sich das Leben nehmen. Wir haben dann lange geredet und sie ließ sich dann doch nachhause fahren. Und sie gab mir den doppelten Fahrpreis als Trinkgeld.

Welche Fahrten sind Ihnen noch in Erinnerung?
Einmal fuhr ich eine Hochschwangere über den Gürtel ins Spital, viel zu schnell. Die Polizei hielt uns auf, wir erklärten die Lage und wurden schließlich mit Blaulicht ins AKH eskortiert. Dort kam sie auch gleich in den Kreissaal.

Wer sind die angenehmeren Fahrgäste? Männer, Frauen, jung, älter?
Das kommt immer auf die Person und Verfassung an. Was ich jedoch nie anfahre, sind Fußballspiele, zu viele betrunkene Randalierer.

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