Sie versuchten alles: Mit ihren bloßen Händen gruben zwei Polizeistreifen bei dem Drama in Schärding (OÖ) nach den beiden vermissten Menschen. In der Nacht dann die schreckliche Gewissheit: Beide Verschütteten sind tot. Es dauerte noch Stunden, ehe die Leichen geborgen werden konnten.
Um 14.20 Uhr wurde es an diesem Dienstag am Unteren Schärdinger Stadtplatz ganz still. „Absolute Ruhe“, befahl ein Soldat den rund um das Gebäude stehenden Sanitätern, Polizisten und Feuerwehrkräften. Denn drinnen suchten Spezialkräfte mittels sensibler Schallortung nach einem Lebenszeichen von zwei verschütteten Arbeitern.
Was war passiert?
Fünf Stunden zuvor, um kurz nach 9 Uhr früh, war bei Sanierungsarbeiten in einer Buchhandlung eine rund 20 Quadratmeter großen Decke eingestürzt und hatte zwei Männer (23) – es soll sich um zwei syrische Asylwerber handeln – verschüttet.
Statiker stellten Einsturzgefahr fest
Nach dem schrecklichen Unglück als Erstes vor Ort waren zunächst zwei Polizeistreifen. Sie gruben noch mit bloßen Händen nach den beiden vermissten Personen, auch die Feuerwehr machte sich sofort an die Bergungsarbeiten. „Doch inzwischen stürzten eine zweite Decke und immer wieder auch Teile des oberen Stockwerks ein“, berichtete Feuerwehrkommandant Markus Furtner. Rund 45 Minuten nach dem Unfall dann die Warnung von Statikern: Das Gebäude war akut einsturzgefährdet, Betreten ausdrücklich verboten!
Unternehmer konnte sich gerade noch retten
Die Suche nach den Verschütteten musste daher unterbrochen werden, die beiden Nachbargebäude wurden evakuiert. „Aber so lange Hoffnung besteht, arbeiten wir weiter“, war das Credo der Einsatzkräfte. Neben der Schallortung durch das extra angeforderte Bundesheer wurden auch die Erdbeben-Suchhunde aus Linz angefordert. Ebenso wie Bohrgeräte, mit denen über Nebengebäude ein Zugang zur eingestürzten Buchhandlung geschaffen werden sollte.
Am frühen Abend gelang es den Einsatzkräften dann doch, vom Nachbargebäude in der Silberzeile, es handelt sich um das Schärdinger SPÖ-Büro, in die Buchhandlung zu gelangen. Zwei Trümmerhunde, die schon in der Türkei bei einem Erdbeben im Einsatz waren, wurden hineingeschickt.
Bis in die Nacht blieben alle Bemühungen, die Verschütteten zu bergen, jedoch leider erfolglos. Zeitversetzt gegen Mitternacht bzw. kurz nach 1 Uhr stieß man auf die Körper der Männer, der Notarzt konnte aber nur mehr deren Tod feststellen. Nach dem Fund dauerte es noch bis in die frühen Morgenstunden, ehe die Leichen endgültig geborgen waren. Glück hatte ein Innviertler Bauunternehmer: Er konnte sich gerade noch aus dem einstürzenden Raum retten.
„Geringe Überlebenschance“
Bereits am Abend hatte Feuerwehrchef Furtner, der mit seinem Team alles Mögliche unternahm, befürchtet: „Die Überlebenschance ist leider sehr, sehr gering.“ Die Ursache des schrecklichen Unglücks wird noch ermittelt.
Gut 80 Personen von sieben Feuerwehren waren im Einsatz, dazu Polizei und Suchhunde, Rettungskräfte, Statiker und eine Bau- bzw. Abrissfirma. Das Bundesheer war mit Rette- und Bergeexperten der ABC-Abwehr vor Ort. Zudem wurde ein ferngesteuerter Baggerroboter eingesetzt.
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