Wer in der Steiermark trotz Kind Vollzeit arbeiten möchte, der hat es schwer. Denn weiterhin gibt es nicht einmal annähernd genug Betreuungsplätze für Kinder. Im Vergleich mit anderen Bundesländern landet die Steiermark lediglich auf dem vorletzten Platz.
Ein Vollzeit-Job beider Eltern und dementsprechende Kinderbetreuung: Beinahe ein Ding der Unmöglichkeit in der Steiermark. „Viele Frauen müssen, nachdem sie ein Kind bekommen haben, ihr Arbeitsverhältnis auflösen, weil sie keinen Betreuungsplatz bekommen. Jene mit Platz atmen aktuell auf, wenn die Einrichtungen wieder öffnen. Oft nehmen Eltern nacheinander Urlaub, sogar Großeltern machen das, damit die Kinder versorgt sind“, sagt AK-Expertin Bernadette Pöcheim. Des Weiteren würden die Öffnungszeiten nicht im Einklang mit den Arbeitszeiten stehen und Arbeitssuchende bei der Platzvergabe benachteiligt.
Viele Frauen müssen, nachdem sie ein Kind bekommen haben, ihr Arbeitsverhältnis auflösen, weil sie keinen Betreuungsplatz bekommen.
AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim
Der aktuelle Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer zeigt diese Problematik deutlich auf. Und noch vieles mehr: Laut Arbeiterkammer hat sich die Situation zwar leicht entspannt. Dennoch liegt die Steiermark bei der Kinderbetreuung auf den hinteren Rängen in Österreich! „Im Burgenland etwa herrschen paradiesische Zustände. Hier schließen die Einrichtungen nur an Feiertagen, außerdem gibt‘s Bio-Essen. Davon können steirische Eltern nur träumen!“, vergleicht Pöcheim. Zahlen belegen das: Von den 286 Gemeinden erfüllen nur 151 die Kriterien der Kategorie A (heißt, die Gemeinde bietet Betreuung für Kinder unter 3, einen Ganztagskindergarten und Nachmittagsbetreuung für Volksschüler). Das sind zwei weniger als im Vorjahr. Ein – wenn auch kleiner – Erfolg: 73 Gemeinden, eine mehr als im Vorjahr, bieten Betreuung für Kinder von 0 bis 10, die beiden Eltern einen Vollzeit-Job ermöglichen. Negativ: 19 Gemeinden haben keine Einrichtungen für Kinder unter 3 Jahren. Und in 44 Kommunen haben die Einrichtungen nur bis 13 Uhr geöffnet. „Das lässt sich schlichtweg nicht mit der Arbeit vereinbaren“, kritisiert Pöcheim.
Kostenfreie Betreuungsplätze mit Rechtsanspruch für alle! Der Bund und die Länder müssen sich zur Finanzierung bekennen. Die Gemeinden wollen ja ohnehin, können aber oft nicht.
AK-Chef Josef Pesserl
Viele daraus resultierende Probleme sammeln sich dann bei Cordula Schlamadinger, Leiterin der Kinderdrehscheibe: „Zu uns kommen meistens verzweifelte Frauen, die fragen, ob es überhaupt noch irgendwo einen Platz für ihr Kind gibt. Früher wollten sie wissen, wo es einen qualitativ hochwertigen Platz gibt, das ist jetzt gar kein Thema mehr.“
Um dieser Misere Herr zu werden, gibt es für AK-Chef Josef Pesserl nur eine Lösung: „Kostenfreie Betreuungsplätze mit Rechtsanspruch für alle! Der Bund und die Länder müssen sich zur Finanzierung bekennen. Die Gemeinden wollen ja ohnehin, können aber oft nicht.“
Personalsituation hat sich entspannt
Generell hat sich seit der großen Kindergarten-Personalkrise vor zwei Jahren die Situation in den steirischen Einrichtungen etwas entspannt – auch dank höherer Gehälter, kleinerer Gruppen und besserer Rahmenbedingungen. Beim Träger Wiki kommen etwa auf eine offene Stelle derzeit vier Bewerber. Gruppenschließungen stehen in der Steiermark nicht im Raum.
In Vollbetrieb soll übrigens ab 2025 ein Online-Anmeldeportal gehen, das eine Erleichterung für steirische Eltern darstellen soll. Noch läuft die Testphase, bisher sind schon gut 1000 Einrichtungen im Portal aktiv. „Die Rückmeldungen sind positiv“, so Bildungslandesrat Werner Amon.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.