Trendsportarten 2024

Von Laufen bis Kampfsport: So fit sind die Steirer

Steiermark
24.09.2024 05:59

Früh aufstehen, viel sporteln, gesund ernähren: Gerade unter jungen Steirern steht ein fitter Lebensstil hoch im Kurs. Aber welche Motivationsgründe stecken dahinter? Und welche Sportarten sind im Trend? Wir haben zwei davon ausprobiert – und mit einer Sportpsychologin gesprochen.

„Lange galt Wandern bei der Jugend als uncool, jetzt trifft man sehr viele am Berg“, sagt Christina Lechner vom Verein der Sportpsychologie Steiermark. In ihrer täglichen Arbeit mit Athleten erfährt sie viel über Trendsportarten und Motivationsgründe. Ob Fitness, Parkour, Radelfahren oder Kampfsport – eines haben sie alle gemeinsam: „Sport ist insgesamt immer gut für die Psyche“, sagt Lechner.

Entscheidend sei jedoch, aus welchem Grund man Sport treibt. „Extrinsische Motive können kurzfristig motivieren, aber persönliche punkten langfristig.“ Allzu oft sorgen falsche Vorbilder, gerade auf sozialen Medien, für unrealistische Ansätze. „Man sieht nur die Erfolge, nicht den jahrelangen Weg dorthin“, erklärt Lechner. Außerdem sei die Glaubwürdigkeit zu hinterfragen.

Christina Lechner ist Sportpsychologin. (Bild: Marco Büchl)
Christina Lechner ist Sportpsychologin.

Ihr Tipp: Ohne Spaß geht überhaupt nichts. „Setze dir deine persönlichen Ziele, anstatt dich mit anderen zu vergleichen.“ Außerdem sollte man den Einstieg langsam wagen. „Lieber Coach statt Billigabo im Fitnessstudio. Das kann sonst schnell zu Frustration führen“, erklärt Lechner.

Martial Arts Systematics
Kampfsportschule als zweites Zuhause: Der Ring ist sein Rückzugsort

„Ich wollte schon immer Polizist werden“, erzählt Tobias Mündler. „Meine Mama hat mir den Kampfsport vorgeschlagen, damit ich mich selbst verteidigen kann. Das Schnuppertraining hat mir so sehr getaugt, dass ich bis heute geblieben bin.“ Kurz vor Trainingsbeginn sitzt er gemeinsam mit Schulleiter Andreas Brandstätter am Gang, die Faustschützer schon in den Händen. Jenes Schnuppertraining ist mittlerweile sieben Jahre her, Tobias in der Polizeischule und nebenher teils selbst Jugendtrainer.

Weiterhin steht er aber mindestens dreimal pro Woche hier in Graz-Eggenberg im Ring – auch sein Lauf- und Krafttraining absolviert er in der „Akademie für Kampfkünste“. Was ihn motiviert? „Die Selbstverteidigung ist nach wie vor ein großer Aspekt, aber vor allem möchte ich immer besser werden und immer mehr Wissen erlernen.“

Mindestens dreimal die Woche trainiert der 19-Jährige Kampfsport. (Bild: Jauschowetz Christian)
Mindestens dreimal die Woche trainiert der 19-Jährige Kampfsport.

Selbstverteidigung und Kampfsport im Trend
Damit ist Tobias längst nicht alleine: „Der sportliche Vergleich liegt stark im Trend“, sagt Andreas Brandstätter. Vor 30 Jahren gründete er seine erste Schule hier in der Steiermark, mittlerweile führt er unter dem Namen „Martial Arts Systematics“ elf Schulen in Österreich, Deutschland, Slowenien und Südtirol. „Wir sind absolute Spezialisten in Selbstverteidigung und Kampfkunst. Aus diesem Grund kommen auch sehr viele Frauen zu uns“, sagt Brandstätter.

Der 19-jährige Tobias ist ähnlicher Meinung: „In meiner Altersgruppe kennt fast jeder Mixed Martial Arts und die UFC (Kampfsportorganisation, Anm.). Gerade bei jungen Burschen ist das sehr im Trend.“ Ob das Training so brutal abläuft, wie man das aus dem Fernsehen kennt? „Klar habe ich hin und wieder kleine Wehwehchen, aber ich habe mir noch nie ernsthaft wehgetan“, sagt Tobias. „Wenn ein Training gut aufgebaut ist, mit vernünftigen Leuten und in angenehmer Atmosphäre, dann passiert nichts“, stellt Brandsätter klar. Und Tobias sagt: „Für mich ist hier ein Rückzugsort vom Alltag.“

Andreas Brandstätter (rechts) trainiert Tobias Mündler, seitdem er das erste Mal in die Jugendklasse kam. (Bild: Jauschowetz Christian)
Andreas Brandstätter (rechts) trainiert Tobias Mündler, seitdem er das erste Mal in die Jugendklasse kam.

Training für Kondition, Kraft, Flexibilität und Koordination
Pünktlich um 19:30 beginnt dann die Erwachsenenklasse: Brandstätter klatscht zweimal in die Hände, und die Schüler versammeln sich in der Halle. Ein Moment der Stille, dann verbeugen sich alle respektvoll vor den Trainern, und es kann losgehen. Erst wird aufgewärmt, dann folgt das technische und praktische Training – der Ablauf ist bei jeder der sieben wöchentlichen Einheiten derselbe.

Geht es nach Brandstätter, so sind Kampfkunst und Kampfsport die beste Altersvorsorge. „Man trainiert Kondition, Kraft, Flexibilität und Koordination in einem“, erklärt er. „Das schult außerdem die Körperintelligenz und die Selbsteinschätzung.“ Auch für Kinder ab sieben Jahren bietet er Klassen an – so lernen schon die Kleinsten, wie man stressige Situationen am Schulhof deeskalieren kann, bevor es zu spät ist, ist Brandstätter überzeugt.

Graz Run Club
Erst Sport, dann Kaffee: Jeden Sonntagmorgen ist Lauftraining

Treffpunkt ist immer sonntags um 8.30 nahe der Grazer Seifenfabrik. Erst sind es nur einige wenige in Laufhose und Sportbrille, dann werden es immer mehr. Wenn der Organisator des „Graz Run Clubs“ eintrifft, sind sie schon knapp 40 Teilnehmer an der Zahl. Emanuel Popa, 32, leitet ein kurzes Aufwärmen an, dann geht es schon los: sieben Kilometer der Mur entlang.

In gemütlichem Tempo läuft die bunt gemischte Truppe der Mur entlang. (Bild: Emanuel Popa)
In gemütlichem Tempo läuft die bunt gemischte Truppe der Mur entlang.

„Ich habe den Laufclub vor einem guten Monat gestartet – und jeden Sonntag wird die Gruppe größer“, sagt Emanuel. Gerade junge Menschen scheint Laufen als Sportart in Kombination mit einem gemeinsamen Kaffee danach abzuholen. „Ich bin nicht der Party-Typ, also lerne ich lieber so Leute kennen“, sagt Emanuel. Um die Freude mit anderen zu teilen, habe er die Gruppe ins Leben gerufen. „Ich bekomme kein Geld dafür, ich freue mich einfach, wenn andere eine schöne Zeit haben.“

Emanuel Popa hat den „Graz Run Club“ gegründet. (Bild: Fanny Gasser)
Emanuel Popa hat den „Graz Run Club“ gegründet.

Eine von diesen Personen ist die 31-jährige Physiotherapeutin Johanna Töscher. Auch sie ist erstaunt, wie schnell die Gruppe angewachsen ist. „Letztes Mal war gerade mal die Hälfte dabei. Ich finde es gut, dass der Hype in Richtung Sport und Gesundheit geht“, sagt Johanna. Sie selbst geht viermal die Woche laufen und freut sich, eines der Trainings nicht alleine machen zu müssen. Nach getaner Arbeit steht sie noch mit den anderen zusammen, um sich über Trainingspläne und Co. auszutauschen.

Die Organisation macht Popa gänzlich über Instagram. Hier folgt man sich gegenseitig und postet Fotos von den Läufen. Auch über den Winter will sich die laufmotivierte Truppe weiter treffen. Und Emanuel erzählt stolz: „Letztens war eine Kärntnerin bei uns. Sie war danach so motiviert, dass sie jetzt ihren eigenen Club in Villach starten will.“

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