Zwei junge Frauen und zehn junge Männer aus der Steiermark kämpfen aktuell im französischen Lyon um Medaillen bei den Berufs-Weltmeisterschaften Worldskills. Am vorletzten Wettkampftag fand für einen Teilnehmer der Bewerb ein bitteres Ende. Andere kommen dem Stockerl näher und näher.
Von Kapfenstein nach Lyon: Das ist ein langer Weg, für den Viktoria und Lisa Hörtl sogar zum ersten Mal in ein Flugzeug gestiegen sind. „Als fix war, dass David bei den Worldskills mitmachen wird, war gleich klar, dass wir kommen. Das ist eine einmalige Chance“, sagt Viktoria, die Partnerin von Kfz-Mechaniker David Gschaar.
Umso größer ist die Freude, den Partner dann am Freitagmittag endlich zu sehen: Er kniet gerade vor dem Schreibtisch, den Blick vertieft in seinen Laptop. Der Lärm in den riesigen Hallen der Euroexpo dröhnt. Französische Teenager schieben sich durch die Gänge, nur weniger Meter weiter bringen die Schweißer die Funken zum Sprühen. Die Teilnehmer kommen aus Südkorea, aus Palästina, aus Brasilien und aus der Mongolei. 14 Hektar groß ist das Areal der Worldskills. 1600 Teilnehmer aus 65 Nationen, die in 62 Disziplinen antreten, haben alle eines gemeinsam: Sie wollen eine Medaille mit nach Hause nehmen. Am besten die Goldene.
Reden kann Gschaar mit niemandem, nicht einmal winken kann er seiner Viktoria und ihrer Schwester – das gäbe sofort Punkteabzüge. Stattdessen muss sich der Südsteirer aus Klöch auf seine Suche nach Fehlern in verschiedenen Fahrzeugmodellen konzentrieren – je mehr er findet und beheben kann, desto besser.
Sieger der Herzen ist Gschaar aber sicher: Wenn er am Samstag nach vier intensiven Tagen die Arbeit niederlegt, werden ihn Viktoria und Lisa mit Familie und Freunden herzlich empfangen. „Das ist Gänsehaut pur“, sagt Lisa.
Steiermark stellt das größte Team
Aus Österreich sind insgesamt 47 junge Fachkräfte bis 22 Jahre vor Ort, 12 Teilnehmer sind aus der Steiermark. Eine davon ist Magdalena Rath, die in der männlich dominierten Disziplin „Digital Construction“ schon aufgrund ihres Geschlechts hervorsticht. „Ich hoffe, dass ich durch meine Teilnahme an den Worldskills auch andere Frauen inspirieren kann, in die Technik zu gehen. Es gibt nichts, wovor man Angst haben muss“, sagte Rath schon bei der Verabschiedung des Teams in Graz.
Spezialistin modelliert ganzes Bau-Projekt
Welche Aufgaben bewältigt Rath jetzt gerade in Lyon? Die junge Frau aus Bad Blumau, die in einem Grazer Ziviltechnik-Büro arbeitet, kann während des Bewerbs nicht mit Medien sprechen. Ihre Expertin Larissa Schneiderbauer erklärt: „Es geht um das Projektmanagement am Bau zwischen Planung und Baustelle.“ Rath baut ein digitales Modell eines Bauprojekts, mit dem sie dann herausfinden kann, in welcher Reihenfolge alles ablaufen soll, welche Fenster und welche Türen wo rein passen und welches Bauteil genau bestellt werden muss. „Bis jetzt ist es gut gelaufen“, sagt Schneiderbauer. „Heute musste sie zum Beispiel automatisierte Mengenauszüge erstellen.“
Florian Gruber (Fliesenleger), David Gschaar (Kfz-Techniker), Johanna Haimel (Grafikdesignerin), Thomas Leitner (Tischler), Alexander Pfleger (Schweißer), Silvius Pink (Koch), Magdalena Rath (Digital Construction), Paul Nico Reif und Fabian Weber (Robot System Integration), Simon Stoißer und Jan Trummer (Mobile Robotics), Christoph Sorger (Metallbau)
Verletzung zwingt Tischler zum Aufgeben
Pech hatte der steirische Bautischler Thomas Leitner aus Obdach. Er hatte sich bereits im Training seine Sehne zu 90 Prozent zerschnitten. „Am Freitagmorgen ist sie dann wieder gerissen“, sagt er und kann die Enttäuschung nicht verstecken. Trotzdem kommt er mit seiner Hand in der Schiene in die Halle, um sein Team anzufeuern. „Das zipft mich komplett an. Aber es war die Entscheidung von unserem Teamarzt. Und es ist besser so, als einen langfristigen Schaden zu riskieren.“
Sein Chef und seine Chefin, Markus und Silvia Tragner aus Zeltweg, sind dennoch stolz. „Das ist wie Spitzensport“, sagt Markus Tragner. „Wenn du die Streif herunterfährst, kannst du dir auch wehtun.“
Am Sonntag stehen die Gewinner fest
Am Samstag enden die Wettkämpfe in Lyon, 1600 Teilnehmer werden nacheinander ihre Arbeit niederlegen. Am Sonntagabend ab 19 Uhr folgt dann die große Siegerehrung im Groupama-Stadion von Olympique Lyon.
Egal, wie es ausgeht – Skills-Austria-Präsident Josef Herk ist stolz: „Wir haben eine tolle, leistungsbereite Jugend – das lassen wir uns nicht schlechtreden. Mein Herz geht auch nach 17 Jahren Skills noch über wie beim allerersten Mal!“ Zu deutschen Nachbarn habe er trotzdem gesagt: „Wir gewinnen alle – ihr die Erfahrung und wir die Medaillen.“
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