94 Mitarbeiter

Tiroler „Jugendland“: Pleite und Missbrauchsfall

Tirol
13.09.2024 18:30

Die Tiroler Kinderbetreuungseinrichtung Jugendland GmbH aus Innsbruck ist insolvent, teilte am Freitag der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) mit. Zuletzt hatte das Land Tirol die Zusammenarbeit mit der Einrichtung beendet. Und es gibt einen schlimmem Verdacht gegen einen Betreuer.

Das Land hatte dabei „wirtschaftliche Mängel“ ins Treffen geführt. Von der Insolvenz sind 94 Dienstnehmer betroffen. Der Antrag auf Eröffnung der Insolvenz war von Jugendland selbst eingebracht worden. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Grund der Zahlungsunfähigkeit darin liege, dass das Land Tirol die Fördertätigkeit eingeschränkt habe. Die Entscheidung über eine Fortführung werde zeitnah getroffen, so der KSV. Die Höhe der Verbindlichkeiten war vorerst nicht bekannt.

Jahresabschlüsse analysiert
Der KSV1870 hatte laut eigenen Angaben die Jahresabschlüsse für 2020 bis 2022 vorliegen. „Die Eigenkapitalquote war in den Jahren 2020 und 2021 deutlich negativ. Im Jahr 2022 wurde sodann eine leicht positive Eigenkapitalquote ausgewiesen. Der Jahresabschluss für 2023 liegt bis dato nicht vor“, wurde verlautet.

Land zog schon früher die Zügel an
Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) hatte zuletzt erklärt, dass es bereits seit Längerem Probleme in der Zusammenarbeit mit Jugendland gegeben habe. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe sich das Land immer wieder die wirtschaftliche Gebarung angeschaut, zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht sowie Fristen gesetzt. Dies habe offenbar nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Der Leistungsvertrag mit Jugendland umfasste rund vier Mio. Euro. Die Einrichtung verantwortete für das Land die Führung von acht Wohngemeinschaften mit rund 70 Plätzen.

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Die Liquidierung durch Konkurs wäre mit politischem Willen sicher vermeidbar gewesen.

Jugendland-Geschäftsführer Reinhard Halder

Kritik der Jugendland-Leiterin: „Vermeidbar“
Jugendland-Geschäftsführer Reinhard Halder hatte indes scharfe Kritik an Pawlata geübt: „Die Liquidierung durch Konkurs wäre mit politischem Willen sicher vermeidbar gewesen. Diesen gab es aber nicht, das müssen wir zur Kenntnis nehmen.“ Konkret hätten die Probleme mit der Entscheidung Pawlatas, die Leistungsentgelte nicht zu indexieren, begonnen. Die Landesrätin konterte und sprach unter anderem davon, dass die wirtschaftlichen Fakten vom Geschäftsführer bis zuletzt verschwiegen worden seien. Die Jugendland-Mitarbeiter würden aber jedenfalls ein Angebot des Landes erhalten, wurde betont.

Mitarbeiter unter Missbrauchs-Verdacht
Unterdessen tauchten nun Informationen auf, dass ein Betreuer des Jugendlandes sexuelle Übergriffe gegen eine minderjährige Klienten begangen haben soll. Der Mann war seit 1997 dort angestellt, das Mädchen wird seit 2019 im Jugendland betreut. Die Betroffene erstattete laut Medienberichten Strafanzeige bei der Polizei, sie wird derzeit von den Betreuerinnen im Jugendland begleitet. Die anfänglichen Übergriffe (ohne Gewalt, wie es heißt) sollen mit einem sexuellem Verhältnis geendet haben, zu Beginn soll das Mädchen erst 13 Jahre alt gewesen sein. Für den Betreuer gilt die Unschuldsvermutung, er soll angegeben haben, dass die Klientin schon 14 Jahre alt gewesen sei. Die Ermittlungen laufen, unter anderem wurden bei einer Hausdurchsuchung elektronische Geräte sichergestellt.

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