FPÖ tagt in Velden

Ohne „Volkskanzler“, dafür mit Selbstbewusstsein

Kärnten
13.09.2024 19:38

Zwei Wochen vor der Nationalratswahl ist das Casineum in Velden (Kärnten) voll – nur einer fehlt. Bundesparteiobmann Herbert Kickl schafft es nicht zum Parteitag der Kärntner FPÖ, Landesobmann Erwin Angerer soll wiedergewählt werden – und er kündigt ein Buch über Jörg Haider an.

Eigentlich hätten sie beide kommen sollen: SPÖ-Bundesparteiobmann und Spitzenkandidat Andreas Babler zum Familienfest seiner Roten, das allerdings wegen des Schlechtwetters abgesagt werden musste. Und FPÖ-Chef sowie Spitzenkandidat Herbert Kickl zum Parteitag der Blauen im Casineum in Velden. Letzterer wollte den Besuch in seinem Heimatbundesland mit weiteren politischen Terminen verbinden, hat vor der Nationalratswahl aber „zu viele Medientermine“ in Wien, wie man sich in Velden erzählt.

Stattdessen kommen am Freitagabend Kickls Stellvertreter, der niederösterreichische Parteiobmann Udo Landbauer, und 304 Delegierte unter dem Motto „Heimat, Sicherheit, Gerechtigkeit“ in der Wörthersee-Gemeinde zusammen. 

Und jubeln – wenn auch gemäßigter als etwa im Landtagswahlkampf 2023 – dem „eisigen Wind, der ab 30. September den anderen ins Gesicht stürmen wird“, den Generalsekretär Josef Ofner verspricht, entgegen. Landesparteiobmann Erwin Angerer soll in seiner Rolle als Parteichef in Kärnten bestätigt werden, er ist der einzige Kandidat.

(Bild: Felix Justich)
(Bild: Felix Justich)
(Bild: Felix Justich)

Neues Buch über Jörg Haider
In seiner ersten Wortmeldung lässt Angerer mit Gedenken an den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider aufhorchen: Bei einem ebenfalls neuen und ihm gewidmeten Symposium im Jänner 2025 soll ein neues Buch „über den Jörg“ präsentiert werden: „Ein Buch von uns, in dem steht, wie er wirklich war, wie er gelebt, was er bewirkt hat.“

„Ein Visionär und politischer Rebell“ sei Haider gewesen, so soll auch das Buch heißen. „Alte Freunde und Weggefährte“, auch seine Frau „Claudia selber hat uns einige Sachen gegeben von Jörg, auch persönliche, ein Tagebuch“, erzählt Angerer. Die Publikation sei „etwas, was wir als Freiheitliche dem Jörg schuldig sind – dass wir das aufarbeiten.“

Kickl meldet sich nur schriftlich
Liebend gern würde er „so manches TV-Studio gegen meine Kärntner Heimat“ und den „tiefblauen Wörthersee“ eintauschen, lässt Kickl schließlich nur schriftlich ausrichten – anders als Parteikollegen aus anderen Bundesländern hat er keine Videobotschaft aufgenommen.

„Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung“ werde es gelingen, lässt Kickl verlesen, „das schwarz-rot-grün-pinke Einheitssystem aus Machtversessenheit, Selbstsucht und Eliten-Hörigkeit“ zu beenden und „dieses Projekt ,Volkskanzler‘“ umzusetzen.

Angerer als Landesparteichef wiedergewählt
Angerer bringt bei seiner Rede ein paar Evergreens der Freiheitlichen wie Sicherheit und „Klimadiktatur“, aber widmet sich auch der Geburtenrate. „Die Leute müssen es sich wieder leisten können, zwei, drei, vier Kinder zu haben. Ungarn, aber auch Frankreich machen das deutlich besser“, lobt der Kärntner FPÖ-Chef zwei unterschiedliche Regierungen. Sonst bietet er einen bunten Themenmix – contra Insekten am Teller, pro Schnitzel und Bargeld. 

Angerer wird mit 99,31 Prozent bestätigt – vor der Wahl wird ihm ein „kommunistisches Ergebnis“ gewünscht.

(Bild: Felix Justich )

Gegen „Orchideenthemen“, für „mehr Normalität“
Nach großem Applaus betritt Landbauer die Bühne. Erst beschwert er sich über den Text der Bundeshymne und „Winnetou“, um dann doch selbst die Konzentration auf die wichtigen Themen zu fordern. Von Symbolen in Kindergärten, die Abschaffung von „Gender-Gap und Gender-Stern“ driftet er dann doch wieder flott in den Kulturkampf gegen die „linke, woke Politik“ ab. Um sich dann an den FPÖ-Klassikern Asyl und Migration enthusiastisch abzuarbeiten...

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