Warnt vor „Invasoren“

Menschenrechtskonvention für Hofer nicht zeitgemäß

Innenpolitik
15.09.2024 08:05

Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) findet der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer nicht mehr zeitgemäß: Diese sei geschaffen worden, als es den Kommunismus noch gab. Heute handle es sich um „afghanische oder syrische Invasoren“. erklärte der FPÖ-Politiker. 

„Es gibt auf jedem Kontinent Möglichkeiten, wo man Sicherheit findet“, rechtfertigte er im Interview den rigiden Kurs seines Parteichefs Herbert Kickl in der Flüchtlingspolitik.

Hofer verweist auf „sehr wohlhabende muslimische Staaten“
„Es ist ganz einfach. Wer sich illegal im Land aufhält, hat hier nichts verloren“, so Hofer zur Migrationslinie seiner Partei. „Wer als anerkannter Flüchtling hier Verbrechen begeht, hat hier auch nichts verloren. Und das ist die Grenze, die wir ziehen.“ Der Dritte Nationalratspräsident sieht nicht ein, „dass wir hier Asylanträge annehmen müssen von Menschen, die sowieso schon in Sicherheit waren“. Außerdem gebe es „sehr wohlhabende muslimische Staaten in der Nähe dieser Flüchtlingsrouten“.

„Afghanische oder syrische Invasoren“ machen „Unterschied“
In dieser Beziehung sei die Flüchtlings- und Menschenrechtskonvention „halt auch nicht mehr zeitgemäß“, betont Hofer. Auch Kickl hatte dies bereits in seiner Zeit als Innenminister gesagt, später auch ÖVP-Klubchef August Wöginger. Laut Hofer darf man nicht vergessen, „dass das alles in einer Zeit auch geprägt wurde und auch Anwendung fand, als es den Kommunismus und den Ostblock gab und Dissidenten zu uns geflüchtet sind“. Damals habe es sich aber nicht um „afghanische oder syrische Invasoren“ gehandelt. „Und das ist der große Unterschied.“

Der Dritte Nationalpräsident erklärte Begriffe wie „Volkskanzler“ oder die „Festung Österreich, die die FPÖ im Wahlkampf gerne bedient.  (Bild: Roland Schlager)
Der Dritte Nationalpräsident erklärte Begriffe wie „Volkskanzler“ oder die „Festung Österreich, die die FPÖ im Wahlkampf gerne bedient. 

Hofer: Bei „Volkskanzler“ Wähler am Wort
Dementsprechend verteidigt Hofer auch den im Wahlkampf bemühten Begriff einer „Festung Österreich“ und: „Bei einer Festung ist das Besondere, dass man eine Zugbrücke herunterlassen kann. Und dass man selbst entscheidet, wer über diese Zugbrücke geht.“ Auch der „Volkskanzler“, der Kickl sein will, soll von harmloser Natur sein. „Es ist eben die wesentliche Aussage, dass zuerst die Wähler und Wählerinnen am Wort sind. In allen Bereichen der Demokratie. Und dann die Politik auch diesem Willen zu folgen hat.“

Hofer hat gemeinsam mit Andreas Mölzer das aktuelle Parteiprogramm der FPÖ erstellt. Ein „Update“ könnte das daraus resultierende Handbuch der Freiheitlichen Politik vertragen, findet er – alleine aufgrund jüngster gesellschaftlicher Entwicklungen, wie etwa der Coronapandemie. Obwohl persönlich geimpft, sieht Hofer die Einführung der Impfpflicht als großen Fehler der Regierung: „Das ist eine Erbsünde. Und das kriegen sie nicht weg.“

Hofer: FPÖ wäre in anderen Ländern „links der Mitte“
Gegen den oft dargebrachten Vorwurf, die FPÖ sei rechtsextrem, verwahrt sich Hofer. Extremismus bewege sich nämlich immer außerhalb des Verfassungsbogens. Außerdem würden sich Grenzen immer wieder verschieben, betrachte man die aktuellen Linien der Parteien in der Abschiebungsdebatte. Die FPÖ würde in den USA mit ihrem Parteiprogramm als eine Partei links der Mitte gelten. Die SPÖ wäre in den USA wiederum „eine ganz, ganz linke Partei – aber sie würde auch die Verfassung akzeptieren und deswegen wäre sie nicht linksextremistisch“.

Norbert Hofer mit FPÖ-Parteichef Herbert Kickl (Bild: APA/Roland Schlager)
Norbert Hofer mit FPÖ-Parteichef Herbert Kickl

FPÖ habe auch mit SPÖ „Schnittmengen“
Trotz eines Linksrucks der SPÖ unter ihrem Vorsitzenden Andreas Babler und des Bekenntnisses der Roten, Kickl niemals zum Kanzler machen zu wollen, schließt Hofer Koalitionsverhandlungen nicht aus. „Aus meiner Sicht muss es nach einer Wahl immer möglich sein, mit jeder Partei, die von Wählerinnen und Wählern gewählt worden ist, Gespräche zu führen. Das ist auch unsere Verantwortung als Politiker.“ Auch mit der SPÖ gebe es „Schnittmengen, wo man sich treffen kann“.

Wie zu den möglichen Koalitionsgesprächen zeigt sich Hofer auch zu seiner eigenen Zukunft nach der Wahl gewohnt unverbindlich. „Ich bin sicherlich keiner, der die Ellbogen ausfährt und sagt, so, ich will jetzt unbedingt das oder das oder das werden. Das mache ich nicht. Sondern ich werde gemeinsam mit meinen Kollegen und Kolleginnen in den Gremien und vor allem mit dem Bundesparteiobmann nach der Wahl diese Dinge besprechen.“

Privat betätigt sich Hofer übrigens nicht nur als Unternehmer im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel („ Ich habe aus dieser kleinen Firma noch keinen einzigen Cent herausgenommen.“) Er studiert auch Risiko- und Krisenmanagement an der FH Pinkerfeld. „Ich wollte eigentlich eine Masterarbeit zum Thema Sicherheitskultur in der privaten Luftfahrt machen“, berichtet er. Ein Modul „Rhetorik für Führungskräfte“ habe aber dazu geführt, sich mit NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) auseinanderzusetzen.

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