Kein Umdenken. Wenn eine verheerende Flut weniger als zwei Wochen vor der Nationalratswahl das halbe Land in einen Ausnahmezustand versetzt – dann ist es kein Wunder, wenn sie auch die politische Debatte, auch den Wahlkampf prägt und manche in die Defensive drängt. Klimaforscherin und Nicht-Politikerin Helga Kromp-Kolb etwa nützt die Flut zur massiven Attacke vor allem auf die Landeshauptleute – sie, die sich nun in der höchsten Not gerne als Retter präsentieren seien hauptverantwortlich für die Misere, weil sie seit vielen Jahren Gesetze blockieren, die das massive Verbauen des Landes eindämmen würden. Kromp-Kolb erinnert daran, dass hierzulande täglich 11,5 Hektar versiegelt werden – Flächen, die auch verantwortlich für das Entstehen von Hochwasser seien, weil sie kein Wasser aufnehmen können. Ohne Zwang mache man im Kampf gegen das Zubetonieren aber keine Fortschritte. Ob die aktuellen Ereignisse nun ein Umdenken bewirken? Das glaubt Kromp-Kolb nicht, sie fürchtet, dass nach den Wahlen andere Dinge schnell wichtiger sein würden. Tatsächlich besteht wenig Anlass für Optimismus.
Mutter aller Probleme. Wenig optimistisch zeigt sich auch „Krone“-Urgestein Kurt Seinitz, der das Weltgeschehen schon seit mehr als 50 Jahren journalistisch beobachtet. Die Katastrophenbilanz, meint er, hätten wir uns selbst zuzuschreiben.Der beschleunigte Klimawandel in historischem Rekordtempo fordert einen hohen Preis. Seinitz: „Das konnte man sich an den fünf Fingern abzählen, wie und warum das Wetter bei uns rabiater wird.“ Was müsse denn noch alles geschehen, „dass die Einsicht zu dringenden Maßnahmen gegen die fortschreitende Erderwärmung wächst?“ Der Außenpolitik-Doyen weiß: „Der Klimawandel ist die ärgste Gefahr für die politische Stabilität. Er zerstört die Weltordnung, nährt Kriege ums Essen, heizt Flucht und Migration an, fällt uns dadurch erst recht auf den Kopf.“ Es sei schon erstaunlich, „wie in diesem unsäglichen Wahlkampf Belanglosigkeiten aufgeblasen werden, um von Schicksalsfragen abzulenken.“ Und Seinitz fragt sich, ob man nach dem Wetterschock wenigstens im Finale einen ernsthaften Diskurs erwarten dürfe – denn „der Klimawandel ist die Mutter aller Probleme“. Aber siehe oben: Es besteht wenig Anlass für Optimismus.
Kommen Sie gut durch den Dienstag!
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