Von einem Jahrtausendhochwasser wird in weiten Teilen des Pielachtals gesprochen. Allein in der Gemeinde Markersdorf-Haindorf wurden 100 Personen evakuiert – großteils aus der Luft. Das wahre Ausmaß der Schäden kann noch nicht einmal abgeschätzt werden.
„An solch ein Unwetter können sich auch die Ältesten unserer Bewohner nicht erinnern“, schildert Fritz Ofenauer, Bürgermeister von Markersdorf-Haindorf im malerischen Pielachtal. 500 der rund 850 Häuser im Ort sind vom Hochwasser betroffen. Knapp 100 Personen mussten evakuiert werden – anfangs noch von der Feuerwehr mit der Zille und der Wasserrettung, später dann nur mehr durch das Bundesheer aus der Luft. „Sie hatten das Wasser schon im Erdgeschoß und es stieg weiter. Und das, obwohl viele ohnehin schon höher gebaut haben“, so Ofenauer.
Ausweichquartier ohne Strom
Viele kamen laut Bürgermeister bei Freunden oder Verwandten unter, aber auch im Feuerwehrhaus gab es Unterschlupf. Und vereinzelt konnte auch das Gemeindeamt als Ausweichquartier genutzt werden. „Leider ist aber auch dort das Wasser in den Keller eingedrungen und hat bis Dienstagfrüh für einen Stromausfall gesorgt“, so Ofenauer.
Einen Hochwasserschutz gibt es in Markersdorf-Haindorf vorerst nur am Papier. „Er steht kurz vor der Einreichung“, so Ofenauer. Nachsatz: „Der wäre aber bei diesem Jahrtausendhochwasser wohl auch zu wenig gewesen.“
Auch an anderen Schauplätzen im Pielachtal herrscht ein ähnliches Bild. Gemeinden wie Kirchberg und Rabenstein waren von der Außenwelt abgeschnitten, in Ober-Grafendorf stand sogar erstmals der komplette Friedhof unter Wasser. „So hoch war die Pielach noch nie“, heißt es dort. Dazu verursachten zahlreiche Schlammlawinen weitere Schäden.
Die Lage ist dramatisch. Kaum gehen die Wassermassen zurück, drückt das Grundwasser nach. Dadurch verzögern sich die Aufräumarbeiten. Selbst unsere Über-90-Jährigen sagen, dass so ein Unwetter noch nie da war.
Bürgermeister Fritz Ofenauer
Nach Hangrutsch weitere Evakuierungen
Das Pielachtal ist aber leider nicht die einzige im Bezirk St. Pölten betroffene Region. Nicht besser schaut es im Raum Böheimkirchen aus. 80 Prozent der Einwohner in der 5200-Seelen-Gemeinde sind vom Hochwasser betroffen. Zuletzt hatte hier ein Hochwasser im Jahr 1997 für überflutete Keller gesorgt. Bis Dienstagfrüh gab es für viele Haushalte keinen Strom und kein Trinkwasser. „Aktuell bereitet uns noch das Kanalsystem Probleme“, so Bürgermeister Franz Haunold. Im Ortsteil Weisching mussten am Dienstag wegen eines Hangrutsches weitere sechs Häuser evakuiert werden.
Auch Neulengbach gilt als Hotspot. 100 Personen mussten dort ihre Häuser verlassen. Im Rathaussaal und im Lengenbacher Saal wurden Ausweichquartiere eingerichtet, einige Häuser sind weiterhin unbewohnbar. Immerhin: Die Trinkwasserversorgung konnte großteils aufrechterhalten werden, obwohl drei von fünf Brunnen vorübergehend nicht genutzt werden können.
Mobile WCs und Falschmeldungen
In St. Pölten hat es infolge eines Dammbruchs vor allem den Stadtteil Pottenbrunn schlimm erwischt. Die Reparatur der defekten Abwasserentsorgung wird dort noch Tage andauern – fünf WC-Containeranlagen stehen bereit. Für Aufregung sorgte zusätzlich eine Falschmeldung, der sogar das Rathaus selbst aufgesessen ist.
Darin ging es um den Ausfall der Gasversorgung und ein Risiko für Haushalte, wenn sie selbst nicht den Gashahn abdrehen. „Es besteht keine Gefahr, Pottenbrunn wird weiterhin mit Gas versorgt“, bestätigen Stadt und EVN. Akuter war da schon die Gefahrenlage am Grasberg im Ortsteil Wasserburg. Dort reißt der Untergrund in der Kellergasse immer mehr auf. Bereits Dienstagfrüh drohte diese abzurutschen.
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