Im „Krone“-Interview

Pernkopf: „Hundertprozentigen Schutz gibt es nie!“

Niederösterreich
21.09.2024 09:15

Stephan Pernkopf ist in Niederösterreich nicht nur der Stellvertreter der Landeshauptfrau, sondern auch Feuerwehrlandesrat. Während der Flut-Katastrophe leitete er den Krisenstab. Die „Krone“ bat ihn zum Interview.

„Krone“: Herr Landesvize, wie oft haben Sie in der vergangenen Woche im eigenen Bett geschlafen?
Pernkopf: Im Einsatz muss man funktionieren, da zählt man keine Stunden. Der Landesführungsstab war rund um die Uhr besetzt, die Kameradinnen und Kameraden waren ständig im Einsatz. Also ich auch, ich habe dann wie sie gleich im Feuerwehr- und Sicherheitszentrum in Tulln übernachtet.

„Krone“: 70.000 Einsatzkräfte waren und sind allein in Niederösterreich im Einsatz. Wie behält man den Überblick?
Pernkopf: Durch gute Koordination und routinierte Zusammenarbeit im Führungsstab. Das ist eine eingeschworene Gemeinschaft von absoluten Profis. Ma kann sagen, da greift jedes Rädchen ineinander, auch wenn es hektisch und manchmal laut ist. Aber schlussendlich kommt es auf klare Entscheidungen und schnelle Reaktion an.

„Krone“: Was waren für Sie die größten Herausforderungen beim Unwetter-Einsatz?
Pernkopf: Ein Hochwasser-Ereignis, das in dieser Dimension flächenhaft das ganze Land überflutet, hat es bisher noch nie gegeben. Das heißt auch, die Katastrophen-Meldungen kamen aus dem ganzen Land und fast gleichzeitig im Führungsstab an, noch dazu mitten in der Nacht. Umso beeindruckender war der Zusammenhalt in dieser Ausnahmesituation. Jeder, wirklich jeder, hat die Dramatik und den Ernst der Lage sofort erkannt, auch wenn es 4 Uhr in der Früh war.

„Krone“: Seit 2002 wurden 1,6 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Hat sich das jetzt bezahlt gemacht?
Pernkopf: Absolut. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass insbesondere in den betroffenen Gebieten andere Bilder dominieren. 800 Schutzprojekte sind seit 2002 umgesetzt worden. Sie haben sich bewährt und in vielen Fällen massivere Schäden und größeres Leid verhindert. In Fahrafeld im Triestingtal wurden riesige Wassermassen durch neue Rückhaltebecken abgefangen, das untere Kamptal hielt, Hofstetten-Grünau hat sich bewährt, aber auch viele kleinere Becken und Bachaufweitungen haben geholfen. Dazu kommen natürlich die massiven Schutzausbauten in den Donaugemeinden, die im Jahr 2002 noch meterhoch überschwemmt wurden. Klar ist aber: Hundertprozentigen Schutz kann es nie geben. Trotzdem bauen wir weiter massiv aus, bis 2040 wird eine weitere Milliarde Euro investiert.

„Krone“: Ganz Niederösterreich wurde zum Katastrophen-Gebiet erklärt. Kann Sie jetzt noch etwas erschüttern?
Pernkopf: Erschüttern vielleicht nicht, aber die Betroffenheit ist in jeder Katastrophe riesig, wenn man die Schäden und das Leid sieht. Aber dann gibt es auch wieder Momente voller Zuversicht und Hoffnung, als etwa die Feuerwehr-Hilfszüge aus den anderen Bundesländern voller Motivation bei uns ankamen, um zu helfen, oder als die Black Hawks abhoben, um die Hochwasserschutz-Dämme zu sichern.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Niederösterreich



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right